LZ 127 – Ein Luftschiff über Salzburg

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Auch wenn es nicht die Jungfernfahrt des Luftschiffs „Graf Zeppelin“ war, welche zehn Tage zuvor am 18. September über dem Bodensee stattgefunden hatte, so konnte man von einer frühen Probefahrt sprechen, welche das Starrluftschiff mit der Kennung LZ 127 unternahm, als es am 28. September 1928 im Luftraum über der Stadt Salzburg erwartet wurde.

Einem neuen Luxusdampfer vor dessen Einfahrt in den Hafen gleich, warteten tausende von Salzburgern auf dieses Ereignis. Manch Schaulustige auf der Spitze des Gaisberg meinten den Zeppelin bereits erblickt zu haben, kaum dass dieser den Luftraum der Bayerischen Landeshauptstadt München verlassen hatte. Bei herbstlichen Wetterbedingungen die den Blick gerade Mal bis zum Chiemsee erlaubten, ein Ding der Unmöglichkeit. Das Salzburger Volksblatt schrieb am Folgetag: „Alles wartete gespannt auf den Kanonenschuss von der Festung Hohensalzburg, der die Ankunft des Luftriesen signalisieren sollte. Endlich, um 9 Uhr 47 Minuten, fielen zwei Signalschüsse. Gleichzeitig war der Zeppelin über den nördlichen Teisenberg-Ausläufer sichtbar geworden. Er stand zu diesem Zeitpunkt quer gegen Salzburg, um dann entschieden Richtung auf die Grenze zu nehmen.[1]

Aber nicht nur Schaulustige verfolgten das Spektakel. Postkartenverlage schickten ihre Fotografen zu den besten Aussichtspunkten oder setzten sie auf den Rücksitz eines Flugzeugs, nur um die schönsten Aufnahmen vom Überflug zu bekommen. Mit Bildpostkarten oder Sammelbildern von Zeppelinflügen ließ sich damals Geld verdienen.

Die Aufregung der Salzburger war verständlich, denn auch wenn andere Luftschiffe schon seit Jahrzehnten den Himmel überquerten, so war dieses Schiff in jeglicher Hinsicht beeindruckender, egal ob in Aussehen oder Größe. Es waren die Folgen des Großen Krieges, die die Welt so lange auf diesen Riesen der Lüfte haben warten lassen.

Die Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg führte dazu, dass die Entwicklung von Luftschiffen in Deutschland für fast ein Jahrzehnt nicht vorangetrieben werden konnte. Dabei waren die Techniker und Ingenieure rund um Ferdinand Graf von Zeppelin (1838-1917), dem Begründer des Starrluftschiffbaus, über viele Jahre weltweit führend. Schon früh bürgerte sich länderübergreifend für jegliche Art von zigarren- bzw. zylinderförmigem Luftschiff die Bezeichnung Zeppelin ein, auch wenn diese streng genommen nur für die von der Zeppelin-GmbH. gebauten Typ des Luftschiffs galt. Selbst der adelige Erfinder, der sein erstes Modell LZ 1 (LZ für Luftschiff Zeppelin) im Sommer 1900 einige Male über dem Bodensee aufsteigen ließ, nannte seine Luftschiffe Zeppeline. Dieser Bekanntheitsgrad und der sich mit den Jahren einstellende Erfolg waren hart erarbeitet und nicht wenige zweifelten zunächst an den Visionen des Grafen. Nach einer Serie von Unfällen mit seinen frühen Modellen wurde er im Volksmund oft als „der Narr vom Bodensee“ bezeichnet und selbst Kaiser Wilhelm II. nannte ihn noch 1899 den „Dümmsten aller Süddeutschen[2]. Die sich einstellenden Erfolge ab 1900 änderten die Einschätzung von Volk und Kaiser rasch und bereits 1901 verlieh Wilhelm dem Grafen einen Orden wegen seiner Verdienste um die Luftschifffahrt.

Trotz steigender Popularität bleib die Finanzierung der Luftschiffe zunächst das größte Hindernis, das es zu überwinden galt. Bereits beim zweiten Luftschiff konnte der Bau nur durch Spendengelder sowie eine von Zeppelin im Jahre 1906 veranstaltete Lotterie bewerkstelligt werden. Gleiches galt zunächst für die nachfolgenden Schiffe LZ 3 und LZ 4, wobei letzteres eine unverhoffte Wendung bei den finanziellen Problemen herbeiführen sollte. Nachdem mit steigender Zuverlässigkeit und Alltagstauglichkeit der Zeppeline das Interesse innerhalb des deutschen Militärs geweckt war, erwarb die Heeresleitung zunächst LZ 3 und kündigte auch den Kauf von LZ 4 an, sollte dieser für eine 24-Stunden-Fahrt geeignet sein.

Bei dieser Fahrt am 5. August 1908 kam es aufgrund eines Motorschadens und eines Gewittersturms zunächst zu einer Notlandung und später durch Gasentzündung zu einem Totalverlust des Schiffes. Dieser Rückschlag, der eigentlich das wirtschaftliche Aus für den Luftschiffbau bedeuten hätte müssen, führte zunächst unter den tausenden Zuschauern des Unglücks und später im ganzen Deutschen Reich zu einer einmaligen Spendenaktion, bei der mit der gesammelten Summe von 6 Millionen Mark (ca. 35 Millionen Euro) der Grundstein für die Luftschiffbau Zeppelin GmbH sowie der noch heute existierenden Zeppelin-Stiftung gelegt werden sollte. Somit konnten in den folgenden Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 21 weitere Luftschiffe mit der Kennung LZ 5 bis LZ 25 fertiggestellt werden, von denen einige bereits für den kommerziellen Transport von Fahrgästen verwendet wurden. Die deutsche Militärführung erwartete lange Zeit einen hohen strategischen Nutzen von den Luftschiffen, weshalb sie zu Kriegsbeginn die Weiterentwicklung der Technik forcierte, was zum Bau von 88 Kampfluftschiffen innerhalb der ersten drei Kriegsjahre führte. Mit der Niederlage des Deutschen Reichs endete auch die Luftschifffahrt, denn der Vertrag von Versailles forderte im Rahmen der Reparationsleitungen explizit die Auslieferung aller verbliebenen Luftschiffe, der Luftschiffhallen und der Anlagen für die Herstellung des Traggases.

Graf von Zeppelins Nachfolger Hugo Eckener (1868-1954), der schon lange die friedliche als die militärische Nutzung favorisiert hatte, versuchte unter großen Schwierigkeiten die Bestimmungen von Versailles zu umgehen und baute zwei kleinere Zivilluftschiffe, LZ 120 und LZ 121, welche allerdings 1921 auf Forderung der Siegermächte an Italien und Frankreich auszuliefern waren.

Die kurze Blütezeit der mondänen Luftschifffahrt sollte ausgerechnet mit einem Auftrag eines ehemaligen Kriegsgegners beginnen, denn der Umstand, dass die Vereinigten Staaten von Amerika selbst kein funktionstüchtiges Schiff zu bauen vermochten, veranlasste diese den Auftrag an die Zeppelin-GmbH zu vergeben, die 1924 das Luftschiff LZ 126 oder das Amerikaluftschiff fertigstellte. Zwar erhielt man in Friedrichshafen kein Geld für das Schiff, da es von den USA mit den Reparationskosten verrechnet wurde, aber es war der Wiedereinstieg in den kommerziellen Zeppelinbau und die Vorlage für das Luftschiff Graf Zeppelin, welches knappe vier Jahre später zum ersten Mal über Salzburg hinweggleiten sollte.

LZ 127 war über 236 m lang, 30,5 m breit und sein Traggasvolumen von 105.000m3 machten es zu einem wahrlichen Giganten der Lüfte, der mit 5 Maybach-Motoren, einer Gesamtleistung von 2850 PS sowie einer Höchstgeschwindigkeit von 128 km/h etwa 12.000 km am Stück zurücklegen konnte. Mit durchschnittlich 45 Mann Besatzung und 25 Gästen, die für die an Bord herrschenden Platzverhältnisse in wahrem Luxus reisten, wurde LZ 127 zum erfolgreichsten Luftschiff aller Zeiten. Durch 1,7 Millionen unfallfreie Kilometer bei 590 Fahrten, 139 Atlantiküberquerungen nach Nord- und Südamerika, 34.000 transportierten Passagieren, hält das Luftschiff Graf Zeppelin noch heute Weltrekorde für Luftschiffe aller Klassen.[3]

Hugo Eckener stand selber am Steuer, als LZ 127 in den Morgenstunden des 28. September 1928 abhob um eine Tagesreise von Friedrichhafen am Bodensee über München und Salzburg nach Wien und zurück zu unternehmen. Das Wetter war zunächst schlecht und noch auf dem Weg nach München war nicht klar, ob der Zeppelin die Grenze zur Alpenrepublik überhaupt überqueren würde. Das Wetter wurde jedoch zusehends besser und knapp vor 9 Uhr verließ der Zeppelin den Luftraum von München in Richtung Salzburg, wie es den Radiosendungen der bayrischen Landeshauptstadt zu entnehmen war. Ein mitreisender Journalist schrieb: „München ist in zwei großen Schleifen umrundet, Deutsches Museum, Oktoberfestwiese, Rathaus – durch das Motorensummen des Luftschiffes hindurch hörten wir den Jubel der Münchner. „Graf Zeppelin“, von einer Staffel Flugzeuge der Verkehrsfliegerschule Schleißheim ein Stück begleitet, nimmt Kurs nach Süden, die Berge werden größer, näher – Salzburg![4]

Das Luftschiff flog um 10 Uhr 6 Minuten von Nordwesten her in einer Höhe von 700 m in einer großen Schleife über Lehen, Elisabethvorstadt, Schallmoos, Kapuzinerberg, Nonntal, Leopoldskron und Maxglan. In der Stadt standen tausende in den Fenstern, auf Balkonen, Dächern und Plätzen und winkten dem Koloss zu, während dieser von dem winzig wirkenden Flugzeugs des Salzburger Flughafens umkreist wurde. Keine 10 min später verließ der Zeppelin die Stadt in Richtung Braunau am Inn. Im Vergleich zu den späteren Reisen von LZ 127, die das Schiff einmal um die Welt (1929), nach Moskau (1930) ins Polargebiet (1931) oder viele Male nach Nord- und Südamerika brachten, war der Salzburgbesuch eine vergleichsweise unspektakuläre Reise, doch diente sie in der Erprobungsphase dem Erkenntnisgewinn. Einerseits musste das Schiff mit widrigen Wetterbedingungen wie Starkregen und Windböen fertigwerden, andererseits wurde erstmalig „Blaugas“ zum Antrieb der Motoren verwendet und dessen Wirken bei verschiedensten Manövern zufriedenstellend getestet. Schwachstellen in Konstruktion und Technik mussten gefunden werden, wollte man das Schiff doch baldigst im Liniendienst nach Nord- und Südamerika einsetzen.

Es waren nur wenige Minuten, die das Luftschiff über dem Himmel von Salzburg zu sehen war, doch sollte es nicht bei diesem kurzen Besuch bleiben. Bereits im Mai 1929 sowie in den beiden Folgejahren war der graue Riese wieder über der Mozartstadt zu sehen.

Mit dem Jahre 1933 begann der Nationalsozialismus in Deutschland seinen Schatten auf die Luftschifffahrt zu werfen und die kurze Blütezeit ging langsam zu Ende. Die Nationalsozialisten sahen in den Luftschiffen eine überholte Technik, die es zu Gunsten der Flugzeugtechnik nicht weiter zu fördern galt, doch erkannten sie sehr wohl die propagandistische Wirkung der weltbekannten Fluggeräte. Als der Nachfolger von LZ 127 im März 1936 über Salzburg erschien, trug er neben dem Schiffsnahmen „Hindenburg“ und der Kennung LZ 129 bereits das Hakenkreuz an den Leitwerken und von Zeit zu Zeit wurden Propagandafahrten unternommen, bei denen das Volk aus der Luft mit Marschmusik und Naziparolen beschallt wurde.

Das Ende für LZ 127 und den weiteren Großluftschiffen kam plötzlich und unerwartet. Die noch existierenden Zeppeline wurden nach Kriegsbeginn 1940 verschrottet, um, so das Reichsluftfahrtministerium, an kriegsnotwendiges Aluminium für die Luftrüstung zu gelangen. Ein Wiederaufleben des luxuriösen Reisens in Großluftschiffen wurde in den 1950ern kurz angedacht, konnte aber bis zum heutigen Tage nicht realisiert werden.


[1] Salzburger Volksblatt, Nr. 233, 28.9.1928, S. 7

[2] Wolfgang Meighörner: Der Graf 1838-1917, Gessler Verlag, Friedrichshafen, 2000, S. 7

[3] Bock/Knauer: Leichter als Luft: Transport- und Trägersysteme, S. 33

[4] Salzburger Volksblatt, Nr. 233, 28.9.1928, S. 7


Segelflug am Gaisberg: Die Anfänge der Segelfliegerei am Hausberg der Salzburger

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Es dürfte wohl nicht mehr viele Bewohnern der Landeshauptstadt geben, die sich noch an die Anfänge der Segelfliegerei an den Hängen des Gaisbergs erinnern können. Mittlerweilen sind 90 Jahre vergangen, seit sich tollkühne Piloten in selbstgebauten „Seifenkisten“ erstmals vom Hangwind des Berges in die Höhe und dann vom thermischen Aufwind über die Stadt tragen ließen.

Einschränkungen eines verlorenen Krieges, landschaftliche Gegebenheiten und der unbedingte Wille Einzelner, sich in die Lüfte zu erheben, führten dazu, dass sich der Hausberg der Salzburger für fast ein Jahrzehnt zu einem Mekka der Segelfliegerei entwickeln konnte.

Die Fotosammlung des Salzburg Museum ist 2018 in den Besitz eines unscheinbaren Albums gekommen, das 34 Fotografien aus den frühen Jahren der Segelfliegerei am Gaisberg und dem Stadtrand von Salzburg beinhaltet. Diese Aufnahmen verdanken wir einem heute unbekannten Piloten oder Segelflugbegeisterten und sind ein Fund des Museumsmitarbeiters Stephan Wagner, der dieses aeronautische Kleinod bei einem Salzburger Altwarenhändler entdeckte.

Die Wiederaufnahme des Segelflugs in Deutschland und Österreich
Mit den Verträgen von Versailles und Saint-Germain-en-Laye wurden dem Deutschen Reich und Österreich der Bau und Betrieb motorisierter Flugzeuge verboten. „Die Sieger des Weltkriegs hatten  den Besiegten den Himmel gesperrt.“ Diese nüchterne Feststellung veranlasste ehemalige Fliegerasse, Feldpiloten, Flugzeugtechniker und Flugbegeisterte, sich der Planung und dem Bau von Segelflugzeugen zuzuwenden, weil dies nicht untersagt war. Die nun rasant einsetzende Weiterentwicklung der Segelfliegerei hatte ihr Zentrum zunächst auf der Wasserkuppe im westdeutschen Rhöngebirge, wo bereits ab 1920 internationale Segelflugwettbewerbe abgehalten wurden und nur vier Jahre später die weltweit erste Flugschule ihren Betrieb aufnahm. Kurz darauf kam es zur Gründung einer Flugschule bei Rossitten in Ostpreußen. Hier an der Ostsee, im ständigen Aufwind an den Dünen der Kurischen Nehrung, konnte der ehemalige Weltkriegspilot Ferdinand Schulz 1927 sämtliche Segelflugweltrekorde erringen. In Österreich wurde 1921 mit Gründung der Sektion „Gleit- und Segelflug“ des Verein für Luftschifffahrt in der Steiermark der Startschuss für die Nachkriegsfliegerei gesetzt. Salzburg zog vier Jahre später mit der Flugtechnischen Gemeinschaft nach, ihr folgte 1930 die Aero-Sektion der Salzburger Automobilclubs S.A.C.

Die ersten Flüge
Ganze vier Monate hatten die Brüder Heinrich und Wilhelm Soyka ab Herbst 1928 in den Werkstätten der Möbel- und Parkettfabrik Preimesberger in Schallmoos an einem eigenen Schulgleiter gearbeitet, der ein Nachbau des 1925 von der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG) entworfenen Modells „Zögling“ war. Der Segelflieger glich „(…) eher einer Seifenkiste mit Tragflächen als einer flugtüchtigen Maschine. Das filigrane Werk bestand nur aus einer dünnen Holzkonstruktion mit einem leichten Überzug und wog etwa 80kg“.[1] Der allererste Flug nahe der Landeshauptstadt fand dann allerdings nicht vom Gaisberg, sondern unter Beisein zahlreicher Schaulustiger vom verhältnismäßig kleinen Goiser Hügel bei Wals-Siezenheim statt. Den ersten Start vom Gaisberg am 27. Juli 1930 konnte sich jedoch kein Salzburger an die Fahne heften, sondern zwei Piloten aus dem bayerischen Rosenheim. Paul Konrad und Karl Seifert starteten mit ihren Segelfliegern Koro 4 und Koro 3 vom Plateau und landeten nördlich des Kapuzinerbergs bzw. nach einem Flug über die Stadt am Rande des Maxglaner Flugfeldes. Damit war der Startschuss gefallen und von nun an wagten sich auch die Salzburger zum Fliegen auf ihren Hausberg. So bewältigte der Salzburger Hans Wolf (1910-1992), ebenfalls in einem Zögling-Nachbau, im November desselben Jahres den Streckenflug vom Plateau zum Flugplatz Salzburg-Maxglan. Reger Flugbetrieb mit Rekordversuchen, Wettbewerben und Meisterschaften entwickelte sich in den kommenden Jahren. Der Gaisberg bot die ideale Ausgangslage dafür.

Der Gaisberg als Mekka der Segelfliegerei
Der international bekannte österreichische Segelflugpionier Robert Kronfeld (1904-1948) bezeichnete im Oktober 1932 den Gaisberg anlässlich einer Rede im Mozarteum als das beste Segelflug-Hochleistungsgelände in ganz Europa.[2] Zweifellos war die Eröffnung der Gaisbergstraße im Mai 1929 von unschätzbarem Wert für den Segelflugsport, konnten so die sperrigen Flugzeuge, die mitunter über 100kg Eigengewicht hatten, auf unkomplizierte Weise mit einem Auto zum Startplatz am Gipfelplateau, der Zistel- oder Judenbergalpe geschleppt werden. Entscheidend für Kronfelds Einschätzung dürften jedoch die geografischen Besonderheiten des Berges und die thermischen Gegebenheiten gewesen sein. Die Pyramidenrumpfform des Berges lässt Starts in jede Richtung zu, besonders effizient jedoch von der Zistelalpe und Judenbergalpe bei West- und Südwestwind sowie vom Startplatz Koppl am Ostrand des Bergs. Der Anschluss an die Hangaufwinde der umliegenden Gebirge ist leicht zu finden und lässt je nach anstehendem Wind lange Streckenflüge nach Norden, Süden oder Westen zu.

Starten mit einem Gummiseil
Ein kleines Spektakel stellte damals das Startprocedere dar. Während das Fluggerät von mehreren Personen gehalten wurde, liefen bis zu einem Dutzend anderer vor der Maschine los um ein Gummiseil zu spannen. Kurz vor der Dehngrenze des Gummis ließ die Haltemannschaft den Flieger los und dieser schnellte daraufhin in die Luft. Erst ab 1933 wurden, wenn möglich, Starts per Autoschlepp durchgeführt, was sich als wesentlich effektiver erwies.

Eigene Modelle werden gebaut
Sowohl die ersten Flugversuche Ende der 20er-Jahre auf den kleinen Hügeln rund um die Landeshauptstadt, als auch die Anfänge am Gaisberg, wurden vor allem in Flugzeugtypen der RRG durchgeführt, die von lokalen Flugzeugenthusiasten in Lizenz eigenhändig gefertigt wurden. Dies sollte sich ab dem Jahre 1932 ändern, als der Pfongauer Möbeltischler Sepp Engel (1907-1933) nach vierjährigem Auslandaufenthalt nach Salzburg zurückkehrte und mit dem Bau eigener Segelflugzeuge zu internationaler Bekanntheit gelangen sollte. Engel sammelte seine Erfahrungen als Designer, Konstrukteur und Pilot von Segelflugzeugen in Rossitten und auf der Wasserkuppe, was ihm ermöglichte, den Standartflieger „Zögling“ der RRG weiterzuentwickeln und zu einem überaus günstigen Preis in den drei Ausführungsvarianten „Gaisberg 10, 11 und 12“ anzubieten. Die überaus effizienten Flugzeugmodelle waren verstärkt, hatten bessere Flugeigenschaften und ließen sich einfacher zusammensetzen als ihre Vorgänger. Durch ihre Serienfertigung konnten Standardteile einfach ersetzt bzw. aus verunglückten Maschinen wiederverwertet werden. Bei einer groß angelegten Segelflug-Ausstellung im Carabinieri-Saal der Residenz, konnte Engel 1932 seine Kleinserie einer staunenden Öffentlichkeit und einer sehr wohlwollenden Presse präsentieren. Diese prophezeite der noch jungen Sportart enormen Zulauf und betrachtete das Gleiten über dem Gaisberg überdies als kommenden Tourismusmotor.[3] Aber nicht nur Lokalpolitiker und Wirtschaft maßen dem Segelflug enorme Bedeutung zu.

Politische Bedeutung des Segelfliegens über die Landesgrenzen hinaus
Der Segelflug gilt als Königsdisziplin des Fliegens, ist man ohne Motor nur auf sein Können und sein Wissen über Thermik angewiesen. Dass die besten Piloten aus dem Segelflug kommen, wussten nicht nur die Nationalsozialisten, sondern auch Politiker des Ständestaates.  So weist Bundeskanzler Schuschnigg auf die vormilitärische Bedeutung des Segelflugs hin und erklärt den Österreichischen Luftfahrverband mit den vorhandenen Mittel zu unterstützen.[4] Die ehemals eigenständige Salzburger Segelfliegervereinigung sowie die Aero-Sektion es S.A.C. wurden im Oktober 1934 zum Österreichischen Aeroclub Landesverband Salzburg zusammengeschlossen. Ab 1935 wurden die Verbände schließlich militärisch umgestellt und autoritär geführt. Die bisherigen Obmänner wurden zu Gruppenführern und die Namen der Vereine gegen Nummern ausgetauscht.[5] Ab 1937 hieß der Salzburger Landesverband schließlich Segelfliegergruppe 401. So wäre es nur schlüssig, wenn die Nationalsozialisten die Segelflugausbildung der Jugend auf dem Gaisberg nach dem Anschluss 1938 weiter vorangetrieben hätten. Tatsächlich aber waren nach dem Anschluss Flüge vom Gaisberg nicht mehr erwünscht und spätestens aber dem Kriegsausbruch 1939 gänzlich verboten. Grund dafür war die militärische Bedeutung des Salzburger Hausbergs. Zum einen wurde auf dem Gipfelplateau eine Luftraumüberwachungsstation eingerichtet, zum anderen sollte eine Außenstelle des Ferdinand-Braun-Instituts an der Weiterentwicklung der noch frühen Radar-Technologie forschen.[6]

Die Nachkriegszeit
Nach dem 2. Weltkrieg war der Segelflug von den Alliierten vorrübergehend verboten worden und konnte erst 1950 wieder aufgenommen werden, was den Bemühungen unzähliger Flugenthusiasten zu verdanken ist. Die Zeit, vom Gaisberg zu starten und über der Stadt zu gleiten, war allerdings vorbei. Der Flugplatz Zell am See war das neue Zentrum für Winden- und Schleppstarts und schließlich wurde der Flugzeughangar auf der Zistelalpe abgebaut. Ab 1971 durften die Gleiter auch nicht mehr auf dem Flughafen landen und es verblieb nur das gepachtete Gelände in Koppl, über dem man sich zumindest bis Anfang der 1990er Jahre in die Lüfte kurbelte, aber sich den Luftraum bereits mit Drachenfliegern und Paragleitern teilen musste.


[1] Hanus Salz und Harald Waitzbauer: Im Flug über Salzburg. Igo Etrich und der Beginn des Flugwesens in Salzburg. Schriftenreihe des Landespressebüros, Salzburg 1993, S. 131

[2] Salzburger Volksblatt, 19. Oktober 1932, Seite 5 und 6

[3] Salzburger Chronik, 21. Mai 1932, S. 5

[4] Salzburger Chronik, 26. Mai 1937, S. 4

[5] Reinhard Keimel: Segelflug am Spitzerberg und Hundsheimer Kogel, Sutton Verlag GmbH 2010, S. 41

[6] Schriftenreihe des Vereins Freunde der Salzburger Geschichte: Geheime Kommandosache Gaisberg. Band 22, 1996


Moorbäder im Salzburger Südwesten

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
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Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
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Von der heilenden Wirkung des Moores war erstmalig 1525 im „Badebüchlein“ des Arztes und Universalgelehrten Paracelsus zu lesen, wenngleich das Moorbad in der Volksmedizin wohl schon viel früher seinen Einzug hielt. Napoleon soll das Wissen um dieses Naturheilmittel von seinem Ägyptenfeldzug mitgebracht haben. Auf dessen Veranlassung hin wurde etwa mit dem Moorbadehaus in Bad Nenndorf (D) eine Kuranstalt für seine Soldaten errichtet.

Ab diesem Zeitpunkt eröffnen überall in Europa Moorbadehäuser, von denen einige in kürzester Zeit zu Nobelkurorten avancierten. Mit der in der letzten Eiszeit entstandenen Moorlandschaft, die vom Untersberg bis an den innerstädtisch gelegenen Rainberg reicht und der 1807 fertiggestellten Moosstraße, die zur Erschließung dieser Landschaft ausschlaggebend war, eröffnete sich für die SalzburgerInnen die Möglichkeit, sich der gesundheitsfördernden Wirkung des Moores in Form von Bade- und Kurhäusern zu bedienen. So gab es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts z. B. das Marienbad, Karlsbad und Ludwigsbad im Leopoldskroner-Moos oder aber auch das Kreuzbrücklbad in Salzburg-Maxglan.

Die Fotosammlung des Salzburg Museum beherbergt zahlreiche Aufnahmen von diesen Anstalten. Denn über Jahrzehnte wurden die ständigen Neuerungen als auch der Alltagsbetrieb in Form von Werbeplakaten sowie auf Ansichtskarten wiedergegeben. Von Beginn an wollte man durch gezielte Werbung die Attraktivität der Einrichtung steigern und somit die Besucherzahlen erhöhen.

Zurückzuführen ist die Wiederentdeckung dieser Naturheilkräfte auf die großangelegten Trockenlegungen von Sümpfen und Mooren in der frühen Neuzeit, die in Stadt und Land Salzburg auf allerhöchste Anordnung der Fürsterzbischöfe erfolgt ist. Im Pinzgau fanden die Entwässerungen, die die Bevölkerung unter anderem auch vor Fieberkrankheiten schützen sollten, ab 1520 statt, im stadtnahen Untersbergmoor wurden sie mit Unterbrechungen ab 1598, 1678 und 1740 vorangetrieben. In Folge dessen nahm auch die Tätigkeit des Torfstechens zu, brauchte man diesen in getrockneter Form in immer größerem Umfang als Brennmaterial für die aufkommende Industrie und den Bergbau. Es war schließlich der Stadtphysikus Dr. Wolfgang Oberlechner (1767-1829), ursprünglich den heilenden Kräften von Quellwasser verschrieben, der 1826 seine Erkenntnisse zu den Inhaltsstoffen und zur Wirkung des Moores verschriftlichte. Als Mann der einfachen Methoden reichte es ihm zunächst, diese heilenden Wirkstoffe in deren einfachsten Art zu konsumieren, nämlich durch ein gegrabenes und sich selbst füllendes Moorwasserloch an Ort und Stelle. Mit der Eröffnung des ersten Moorbades in einem alten Bauernhaus im heutigen Maxglan setzte er 1827 schließlich den Grundstein für ein sehr erfolgreiches Gesundheitskonzept und Geschäftsmodell, welche über Jahrzehnte anhalten sollten.

Der Anfang
Die Torfmooranstalt Bethsaida, im Volksmund später auch Kreuzbrücklbad genannt, wurde von Dr. Oberlechner 1827 als erstes Heilbad im 1740 errichteten Vogelfangergut oder auch Kreuzbruckenhof eingerichtet. Die Badegelegenheiten waren dabei zunächst in zwei hölzernen Hütten untergebracht. Es mag dem frühen Tod von Dr. Oberlechner geschuldet sein, dass sich die geplante Kuranstalt zunächst zu einem Armenbad entwickelte, in dem die Einheimischen zwar die Wirkung des Moors auf Gicht und Rheuma zu schätzen wussten, es aber auch ganz allgemein für die Körperhygiene zweckentfremdeten. So führte das Kreuzbrücklbad über viele Jahre ein bescheidenes Dasein, was auch darauf zurückzuführen war, dass Dr. Oberlechner nur ein Jahr später mit einer zweiten Wannenanstalt im Gasthaus Mittermoos eine Konkurrenzbetrieb eröffnete, aus der später das elegante Marienbad hervorgehen sollte. Weiters war es wohl nicht förderlich, dass die Betreiber des Bades in Sachen Hygiene und Service keine besonderen Anstrengungen an den Tag legten, wie ein leicht überzeichneter Leserbrief einer bayerischen Zeitung zeigt: „Wer auf anständige Weise und in Gesellschaft einen Selbstmord begehen will, darf nur in Kreuz- oder Leidbrückl gehen, dort kann er der Reihe nach verhungern, verdursten oder vor Gift und Galle abspringen, ganz wie es ihm beliebt. (…) Dieß Alles wäre aber nicht nothwendig, wenn sich der Wirth dazu bequemen würde, statt Fliegen zu fangen, die Gäste im Verein mit seiner Gattin zu bedienen und sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß eine Baderestauration keine Ausspeiserei ist.“[1] Dementsprechend konnte das Kreuzbrücklbad über viele Jahre nicht aus dem Schatten der Konkurrenzbetriebe treten, deren Anzahl im Laufe der Jahre immer weiter zunahm.

Das Bürgerliche
So eröffnete der ehemalige Militärarzt Dr. Anton Fiebinger im Leopoldskroner Ortsteil Untermoos 1841 ein zeitgemäßes Badehaus, in dessen Betrieb er seine Erfahrungen mit der Naturheilkunde einfließen lassen konnte. Als Anzeichen einer nötigen Kurbehandlung wurden von den ärztlichen Leitern der Anstalt die „Unthätigkeit der Hautfunktion, wie chronische Ekzeme, Gicht, Muskel- und Gelenksrheumatismus sowie Zähmungen und Krämpfe, Skrofulose und Knochenerkrankungen sowie Krankheiten im Bereich der Sexual-Sphäre“ gesehen. Die dort verabreichten Anwendungen im Speziellen sowie der Betrieb der Kuranstalt im Ganzen, veranlasste die Salzburger Zeitung nach über vier Jahrzehnten des erfolgreichen Betriebs zu folgendem Artikel: „Unter den Moorbädern heben wir das nach dem König Ludwig I. von Bayern, dem einstigen Besitzer des herrlichen Schlosses Leopoldskron genannte Ludwigsbad hervor. Eine geringe Stunde von Salzburg entfernt, an der von der Stadt bis zum Fuße des sagenreichen Untersberges führenden Moosstraße gelegen, besitzt es lichte, freundliche, trockene und bequem eingerichtete Zimmer, einen schattigen Garten, zweckmäßig eingerichtete Locale für Bäder, also Moorbäder, Schlammbäder, Soolenbäder, und ist durch eine viermalige Omnibusfahrt in reger Verbindung mit der Stadt. Herr Jacob Berger, der Besitzer des Ludwigbades, ist ein umsichtiger, freundlicher und gefälliger Wirth.[2] Im Jahre 1915 wurde die Anlage um das Doppelte erweitert und blieb bis ca. 1970 in Betrieb. Es folgte die Nutzung als Gasthof bis 2006 und dient heute als Wohnanlage. Das Ludwigsbad mit seiner Parkanlage bot zu seiner Glanzzeit Platz für 70 Kurgäste und war kostengünstiger als das Marienbad.

Eine Erfolgsgeschichte
Die schon erwähnte Wannenanstalt im Gasthaus Mittermoos wurde 1850 von Leopold Dagga erworben, der das alte Wirtshaus abreißen ließ und durch einen zeitgenössischen Holzbau im Schweizer Stil ersetzte. Nach einem Brand 1855 wurde mit Stein gebaut und die neue Badeanstalt erhielt die Bezeichnung Marienbad, nach der gegenüberliegenden Pfarrkirche Maria Hilf. Neben den zeitgemäßen Behandlungen mit Moorwasser, Schlammbädern, Pflanzenlaugenbädern, salzsauren Moorbädern, Solebädern, sowie Schwitz- und Duschbädern, konnte sich das Kurhaus durch seine elegante Einrichtung von den anderen Anstalten abheben. So lobte 1891 das Salzburger Volksblatt den Ausbau der Kuranstalt hinsichtlich der Badezimmer mit Marmor-Bassins und Duschen, der Mosaikböden sowie der eleganten Fremdenzimmer und schrieb weiters: „Mit allem Komfort der Neuzeit (…) sohin in der Lage, allen Anforderungen nachzukommen.“ Und weiter: „Rollwägen und Tragsesseln zu unentgeltlicher Benützung, Restauration à la carte, österreichische Küche, großer schattiger Garten, nebst einem mit Fichtennadeln und Gesträuchen bepflanzter Park, Speisesaal, Spielzimmer, Klavier ect.“[3] Erst in den 1970er-Jahren wurde der Badebetrieb endgültig eingestellt und das Gebäude an ein amerikanisches College verkauft.

Der Misserfolg
Wie so oft, wenn das Angebot überhandnimmt und die eigene Ausgangslage nicht optimal ist, kann ein ambitioniertes Projekt langfristig zum Scheitern verurteilt sein. Im Glauben an einen immer weiter ansteigenden Kurtourismus eröffnete 1844 Josef Hafner am Ende der Moosstraße bei Glanegg ein Bad im Gasthof „Zum Kaiser Karl“, vorerst Hafnerbad, später Kaiser Karls-Bad genannt. Zwar hatte er nachweislich das qualitativ beste Moorwasser und die beste Torferde, doch konnte er sich wohl aufgrund der Randlage seines Betriebs nicht dauerhaft etablieren.[4] Weder der großzügig angelegte Park mit den Badelogen, das hochmoderne Dampfbad mit Moorwasserdämpfen noch der zweimal am Tag ankommende Personenwagen, der die Besucher von und in die Stadt brachte, verbesserte die Bilanz. Der spätere Eigentümer Benedikt Graziadei eröffnete im Frühjahr 1869 das nach eigenen Angaben „auf das eleganteste und komfortabelste[5] restaurierte Kurhaus, doch schon weniger als ein Jahr später beging dieser, wohl aus einer finanziellen Notlage heraus, Selbstmord und auch seinem Nachfolger war kein finanzieller Erfolg beschert. Die wenigen Aufzeichnungen lassen darauf schließen, dass das Kaiser Karls-Bad 1871 endgültig geschlossen wurde.

Späte Erfolge Nach schwachen Anfangsjahren wurde schließlich im Kreuzbrücklbad 1887 ein erneuter Besitzerwechsel gemeldet. Das Ehepaar Hohensinn ließ das alte Gebäude in der Bräuhausstraße abreißen und bot ab 1894 in einem neuen, zeitgemäßen Gebäude, zu den üblichen Therapien nun auch exklusiv das neuartige Kneipp-Kaltwassersystem an. Der einsetzende Erfolg der „Kneipp’schen Kaltwasseranstalt“ ging einher mit dem dynamischen Wachstum der Gemeinde Maxglan, was sich sowohl in der Anzahl der Badegäste als auch der Besucher der hauseigenen Restauration niederschlug. Ab dem Jahr 1902 betrieb man von Mai bis September eines der größten Schwimmbecken in ganz Österreich, was sogar den Schlossherrn von Klessheim, Erzherzog Ludwig Viktor, zu einem Besuch der Anlage und lobenden Worten veranlasste. Über Jahrzehnte was das 1.000m2 große Becken ein beliebter Anlaufpunkt für die SalzburgerInnen, gab es doch nach der kriegsbedingten Zerstörung des Bades am Leopoldskroner Weiher vorerst nur das Volksgartenbad und ab 1950 das AYA-Bad in der Alpenstraße. Versuche das Kreuzbrücklbad der Stadt zu übereignen und somit langfristig weiterzuführen, scheiterten am hohen finanziellen Aufwand für die Sanierung sowie der Nähe zum 1964 eröffneten Freibad Leopoldskron. Das Bad schloss nach derzeitiger Quellenlage Ende der 1960er-Jahre, die Kuranstalt und die Restauration schon viele Jahre früher. Aus diesem Gebäudekomplex entstand das evangelische Seniorenheim Lobetal, dass bis zum Jahre 2000 bestand haben sollte.


[1] Leserbrief: Salzburger Bäder, in: Der Grenzbote (1883), Nr. 245.

[2] Salzburger Zeitung, Nr. 134, 14. Mai 1887

[3] Salzburger Volksblatt, Nr. 186, 19. August 1891, S. 5

[4] Gertraud Steiner: Wundervolles Wasser, Verlag Anton Pustet, 2012, S. 150

[5] Salzburger Zeitung, Nr. 114, 24. April 1869


Der Mediziner und Alpinist Jurij Leonidowich Doroschewsky, vor 1979

Mönch, Mediziner und Alpinist: Über Frater Dr.med. Mag.phil. Augustinus Doroschewsky OSB

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
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Artikel-Autor: Werner Friepesz
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Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Sowjetische Gebirgsaufnahmen würde man in einem Klosterarchiv nicht vermuten. Tatsächlich sind im Nachlass des Salzburger Benediktiners Augustinus Doroschewsky (1937–2016) viele derartige Fotos erhalten. Ein Bild zeigt vermutlich ein Dorf in der Region Besengi im Kaukasus, einer der Orte, den Frater Augustinus oft besucht hat. Auf einem anderen ist eine Expeditionsgruppe beim Aufstieg zum Elbrusgipfel zu sehen.



Leben
Fr. Augustinus (Jurij Leonidowich Doroschewsky) wurde 1937 in Leningrad/St. Petersburg geboren. Nach der Grundschule studierte er Medizin und schloss mit dem Diplom als praktischer Arzt ab. Er arbeitet von 1963 bis 1990 als Chirurg und verfasste über 70 wissenschaftliche Artikel und seine große Monographie, den „Atlas der Operationen an Neugeborenen“.

Im Jahr 1991, nach dem zweiten kinderchirurgischen Donausymposium in Linz, ging er nicht mehr nach Russland zurück, fand zunächst als Flüchtling in St. Peter seine geistliche Heimat und konvertierte zum römisch-katholischen Bekenntnis. Am 27. Juli 1994 wurde er von Erzabt Franz Bachler als Fr. Augustinus eingekleidet. In der Ewigen Profess am 11. Juli 1998 verband er sich für immer dem Kloster St. Peter. Er studierte im fortgeschrittenen Alter noch fleißig an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg Philosophie und konnte in diesem Fach mit dem Magisterium abschließen.

Fr. Augustin war ein hochbegabter und hochgebildeter Mönch, der eine große Leidenschaft für die Natur und die Berge hatte. Davon erzählen seine gesammelten Bilder, die Alpin-Touren Liste und andere alpinistische Quellen, die im St. Peter Archiv erhalten sind.[i]

Bergkamerad Alexander Ryzkin schreibt zum Beispiel in seinem 2016 erschienen Buch über ihn, dass er „unendlich kontaktfreudig war, sich für alles auf der Welt interessierte und die Berge leidenschaftlich liebte“.[ii]

Expeditionen im Kaukasus
Als ersten Kaukasus-Gipfel bestieg er 1956 den 3.805 m hohen Gumachi. Danach unternahm er sein ganzes Leben lang zahlreiche Aufstiege, nicht nur als Expeditionsteilnehmer, sondern auch als Bergführer,[iii] Expeditionsleiter und als Lagerarzt.

In der Kaukasus Region, die auf dem Foto zu sehen ist, hat Fr. Augustinus mehrere Gipfel bezwungen: Schchara (5.201 m), Brno (4.110 m), Ost Dychtau (5.100 m) und Djangi-Tau (4.960m).[iv] Fr. Augustinus eroberte dabei die schwersten Marschrouten (5a-5b) nach russischer Klassifikation:

1982 – Kaukasus – Pik Ural (4.273 m) und Schchara (5.201 m)
1986 – Kaukasus – Pik Ulluaus (4.675 m)
1987 – Tien-Shan-Gebirge – Pik Beilan-Baschi (4.737 m)
1988 – Kaukasus – Dychtau (5.204 m)

Für die Besteigung des Ostgipfels des Elbrus (5.595 m) von 05.-08. Mai 1975 erhielt er ein Gedenkabzeichen vom Russischen Regionalgewerkschaftsrat. Fr. Augustinus war auch Organisator und Mitglied landesmedizinisch-alpinistischer Kongresse: 1978 in Kiew, 1979 und 1981 in Moskau-Podolsk sowie 1983 und 1986 in Moskau-Mestscheva.

Er war Mitglied der Bergwacht,[v] und nahm an mehreren hochalpinen Rettungsaktionen teil, die in seinem Bergsteiger-Buch verzeichnet sind.[vi] In diesem Buch finden sich auch mehrere Auszeichnungen für seine Teilnahme an Rettungsmissionen ausgehend vom Berglager Besengi im Großen Kaukasus[vii] und eine Beurteilung von Fr. Augustinus als Alpinist: „Ein ernsthafter Kletterer, ruhig und konzentriert auf der Strecke, er passiert die Abschnitte souverän und ist aufmerksam und diszipliniert. Er ist ein guter Anführer und ein guter Freund“.

Noch mit über 60 Jahren bestieg er in den Jahren 1997 und 1999 den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner (3.798 m) über den populären Stüdlgrad (III+). Diese kurze Beschreibung kann nicht alles vermitteln, was Fr. Augustinus erlebt hat. Seiner Leidenschaft, den Bergen, widmete Fr. Augustinus viel Zeit und Begeisterung und umgekehrt gaben ihm die Berge viel Kraft.

Fr. Augustinus Doroschewsky starb am 3. August 2016 und liegt am Friedhof St. Peter in Salzburg begraben.

[i] Archiv der Erzabtei St. Peter in Salzburg (= ASP), Akt 3569, Alpintouren- Liste von 6.08.1959 bis 1999.
[ii] Alexander Ryzkin, Erinnerungen. o. O. 2016, online: www.bentopro.ca [Stand: 20.11.2020].
[iii] ASP, Akt 3569, Bergführer Ausweis Nr. 1828 vom Komitee für Körperkultur und Sport beim Ministerrat der UdSSR, 27.02.1979.
[iv] Pereval online, Panoramaansicht, online: https://pereval.online/object/2628#image-1 [Stand: 20.11.2020].
[v] ASP, Akt 3569, Bergwacht Ausweis Nr. 2012 Allunionsrat der Freiwilligen Sportgesellschaften der Gewerkschaften der UdSSR, 30.03.1979.
[vi] ASP, Akt 3569, Bergsteigerbuch vom Allunionsrat der Freiwilligen Sportgesellschaften der Gewerkschaften.
[vii] Berglager „Bezengi“, online: https://trailfollowers.com/points/72.html#/ [Stand: 20.11.2020].


k.k. Hofopernsänger Josef Ritter

Josef Ritter: Ein Opernstar aus Salzburg

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Wir schreiben das Jahr 1907: Mit einer Mischung aus Verwunderung und Missgunst vermerkte der behandelnde Arzt, dass ihn der Patient duzte und von Kaiser Franz Josef I. nur als „Franzl“ sprach! Zu entnehmen sind diese Anmerkungen einem Patientenakt der „Landesheilanstalt für Gemüts- und Nervenkranke“ in Maxglan – heute als Christian-Doppler-Klinik bekannt. Der Patient über den so berichtet wurde, war niemand geringerer als Josef Ritter. Doch wer bitte war Josef Ritter?



Sein bemerkenswerter Lebensweg
führt ihn, den Wirtshaussohn vom Fuße des Unterbergs, über mehrere Stationen
bis an die Hofoper nach Wien. Geboren wurde Josef Ritter in Drachenloch bei
Grödig am 3. Oktober 1859. Ritters Eltern unterstützten „ihren Seppl“ nach
Kräften. Das innige Verhältnis Ritters, besonders zu seiner Mutter,
manifestierte sich nicht nur in den Erzählungen von Zeitgenossen, sondern auch
im prächtigen Begräbnis, dass er für sie in Salzburg nach ihrem Tod 1894 ausrichten
ließ.

Nach dem Besuch der
Volksschule in Grödig wechselte Richter in die k.k. Normal-Hauptschule in der
Stadt Salzburg. Hier musste er, ebenso wie später in der k.k. Ober-Realschule
eine Klasse wiederholen. Die Ober-Realschule besuchte er von 1872 bis 1874, ehe
er nach der 2. Klasse aus der Schule ausschied. Auch seine Gesangsausbildung am
Salzburger Domsingknaben-Institut währte nur kurz: In den Schülerlisten vom 3.
März 1871 findet sich seine Name und am 2. Juni 1872 wird hier vermerkt: „Josef
Ritter muss wegen ständigem Ungehorsam aus dem Institut entlassen werden.“
Trotzdem wurde er an der Violine mit „gut“ und an der Klarinette mit „sehr gut“
benotet. Um sich und seine Mutter über Wasser halten zu können, so wird
berichtet, nahm er einen Nebenjob im Salzburger k.k. Theater an und sammelte so
erste Bühnenerfahrung. Seine musikalischen Fähigkeiten verbesserte er auch als
Klarinettist in einer Formation, die bei Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten
im Umfeld der Stadt Salzburg auftrat.

Laut Ritters eigenen Ausführungen
wechselte er 1875 ans Konservatorium in München, um dort seine Ausbildung bis
1879 fortzusetzen. Vermutlich war mit „Konservatorium“ die „Königlich
Musikschule“ gemeint. 1879 erhielt er sein erstes Engagement als Schauspieler
und Sänger am Straßburger Stadttheater, ehe er 1880 Ensemblemitglied am
Frankfurter Stadttheater wurde. In Frankfurt brillierte er unter anderem als
„Melcthal“ in Gioachino Rossinis Wilhelm Tell.

Höhenflug
in Hamburg

Doch erst sein Wechsel nach
Hamburg (1881) ans dortige Stadttheater ließ seinen Stern am Opernhimmel
aufgehen. Seit 1868 war hier bereits der österreichische Bariton Rudolf Freisauff
von Neudegg (1827-1893) unter dem Theaternamen „Freny“ erfolgreich. Josef
Ritter wurde als „intelligenter und eleganter“ Spielbariton gefeiert. In dieser
Zeit sang er Wagnerpartien, wie jene des Steuermanns in „Tristan und Isolde“ im
Jahr 1883. Im selben Jahr wurde ihm in Hamburg die „Große Silberne
Rettungsmedaille“ verliehen – für welche Tat ist derzeit noch unbekannt. In
Hamburg heiratet er auch die damals umjubelte Altistin Marie Goetze
(1865-1922). Doch allerspätestens mit dem Ende von Ritters Engagement in
Hamburg trennten sich auch die Wege des Ehepaares Ritter – auch wenn die Ehe nach
derzeitigen Kenntnisstand nie geschieden wurde. Goetze erhielt im Herbst 1891
eine fixe Stelle an der königlichen Berliner Oper. Bereits zuvor nahm sie
regelmäßig Auftritte in New York wahr und um die Jahrhundertwende nahm sie
bereits Schallplatten z.B. bei Anker-Record
oder Gramophone Concert Record auf. Der
Abschied der beiden aus Hamburg ist wahrscheinlich auch der Grund für die
Widmung eines Lorbeerkranzes. Laut Gravur wurde dieser am 19. April 1890 „Dem
hochverdienten Künstlerpaar Herrn Josef Ritter und Frau Gemahlin“ von einem unbekannten
Gönner „G.S. & Frau“ überreicht. Der Kranz mit den Maßen 22 mal 20 cm, besteht
aus Silberblech und Messing und ruht auf einem roten Samtkissen.

Wechsel
an die Wiener k.k. Hofoper

Im August 1889 trat Josef
Ritter erstmals an der k.k. Hofoper in Wien im Rahmen eines Gastspiels auf. Er
sang dabei die Titelrolle des „Hamlet“ in der Oper des französischen Komponisten
Charles Louis Thomas (1811-1896). Kritik und Publikum waren von seiner Stimme begeistert
und spendeten „rauschenden Beifall“. Wenige Tage zuvor war sein Auftritt
bereits der Höhepunkt des „Oberösterreichisch-salzburgischen Sängerbundfest“
gewesen. Er blieb seiner Heimat weiterhin treu und gastierte z.B. beim
Festkonzert der Mozart-Centenarfeier 1891 in der Stadt Salzburg. Bei diesem
Fest trat übrigens auch sein Hamburger Kollege Rudolf Freny (Freisauff) auf. 1893
widmete der, ebenfalls in Wien lebende, Komponist Theobald Kretschmann
(1850-1919) „seinem Freund und dem verehrten Künstler Seppel Ritter“ drei
Lieder.

Ritter wurde an die Hofoper
berufen und erhielt vorerst einen 3-Jahres-Vertrag. Sein Debut in fixer
Anstellung gab er am 1. August 1891 als „Barbier“ im „Barbier von Sevilla“. In
folgenden Jahren sang Ritter den Figaro in „Le Nozze di Figaro“, den Dr. Cajus
in „Die lustigen Weiber von Windsor“ oder den John in „Das Heimchen am Herd“.
Am öftesten trat er jedoch als „Gefängnisdirektor Frank“ in der „Fledermaus“
und den Peter in „Hänsel und Gretel“ vor das Wiener Publikum. Zusätzlich trat
Ritter bei zahllosen anderen Gelegenheiten auf: So sang er 1894 in Anwesenheit
von Johannes Brahms dessen „Ein deutsches Requiem“.

Der
Rückzug nach Salzburg

Langsam aber sicher zeichnete
sich – aus stimmlichen Gründen – sein Karriereende ab. Bereits im April 1905
legte er sein Amt als Präsident des Österreichischen Bühnenvereins zurück. Am
Samstag den 17. Juni 1905 endete schließlich seine bemerkenswerte Karriere an
der Wiener k.k. Hofoper: An diesem Abend sang Josef Ritter letztmalig in der
„Fledermaus“ eine seiner Paraderollen. Vermutlich zu seinem Abschied aus Wien
erhielt er – so die Gravur – am 15. Juni neuerlich einen Lorbeerkranz, dieses
Mal mit der Widmung „Dem unvergesslichen Künstler“. Wobei ihm sein sehnlichster
Wunsch – der Titel eines Kammersängers – bis zum Schluss verwehrt blieb.

Nach seinem Rückzug von der
Bühne übersiedelte Ritter mit seiner Braut, Adolfine „Fini“ Hauffe (1858-1912) nach
Salzburg-Parsch in den Heffterhof. Die aus Wien stammende Hauffe war von 1871
bis 1895 Ensemblemitglied des k.k. Hofopernballetts und zuletzt eine der
Solotänzerinnnen. Nach seiner Übersiedlung war Ritter noch voller Tatendrang
und versuchte beispielsweise die Freimaurerei in Salzburg wieder heimisch zu
machen. Er versuchte ein so genanntes „Kränzchen“ unter dem Namen „Mozart“ zu
etablieren. Denn Ritter selbst war Mitglied der Freimaurer-Loge „Sokrates“ aus
Pressburg. Mangels einheimischen Freimaurern setzte sich das Kränzchen aus Mitgliedern der Logen „Humanitas“, „Sokrates“, sowie der Münchener Loge
„Zur Kette“ und des Reichenhaller Kränzchens „Bruderkette am Untersberg“ zusammen.

Krankheit und Tod

Doch im Mai 1907 machten sich
bei ihm, anscheinend aus heiteren Himmel, religiöse Wahnideen bemerkbar. In
seinem Krankenakt wurde vermerkt, dass er am Nachmittag des 30. Mai nach Wien
fahren wollte, um mit Kaiser Franz Joseph I. „über die Geistlichkeit zu
sprechen“. Am Vormittag des nächsten Tages tauchte er dann in den
Räumlichkeiten von Fürsterzbischof Johannes Baptist Kardinal Katschthaler (1832-1914)
auf und behauptete mit dem Segen des heiligen Ruperts zu handeln. Laut
damaligen Zeitungsmeldungen nötigte er auch Passanten, sich niederzuknien, um ihnen den Segen
spenden zu können. Im Laufe dieses Tages wurde Ritter schließlich, begleitet
von Polizei und Ärzten, in die Landesheilanstalt Maxglan eingeliefert. Die
Ärzte standen seiner Geisteskrankheit hilflos gegenüber und verordneten Bäder
und unter anderem täglich fünf Gramm Brom. Eine Änderung seines Zustands trat
dadurch nicht ein und so verloren die Ärzte bald Interesse an ihrem prominenten
Patienten. Wurde er in der ersten Woche nach seiner Einlieferung noch vier Mal
untersucht, so war kam der Arzt im zweiten Halbjahr nur mehr zwei Mal vorbei.

Der Chefredakteur des Salzburger
Volksblatts, Rudolf von Freisauff von
Neudegg (1848–1916),
wurde vom Gericht zu seinem Kurator bestellt. Freisauff war der Sohn des
Hamburger Sängerkollegen Ritters, Rudolf Freny (Freisauff), und ein Freimaurer
wie Ritter. Am 21. Juni 1911 verstarb Josef Ritter in der Landesheilanstalt. Bei
seinem von hunderten Menschen besuchten Begräbnis am 23. Juni in der
Kollegienkirche, dem Dom bzw. am Salzburger Kommunalfriedhof waren zahlreiche
Mitglieder des Ausschusses des Mozarteum, unter anderem der Direktor des
Mozarteums, Josef Reiter (1862-1939) vertreten. Seine Braut verstarb nur sieben
Monate nach ihm, und so wurde der Nachlass der beiden im März 1912 in Salzburg
versteigert. Zwei Jahre später gelangten die beiden Lorbeerkränze über den damaligen
Salzburger Bürgermeister Max Ott (1855-1941) in den Besitz des Salzburg Museum.

Warum ist Josef Ritter heute
weitgehend vergessen? Wohl weil es von ihm, dem Sänger, am wesentlichsten
fehlt: Tondokumente!


Benediktinerpater auf Fahrrad © Archiv St. Peter

Benediktinerpater mit Fahrrad

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Kann man im Mönchshabit Fahrrad fahren? Ja, man kann! Ein engmaschiger Speichenschutz über dem Hinterreifen und ein Kettenschutz sorgen für die nötige Fahrsicherheit. Anfang des 20. Jahrhunderts nützte der Salzburger Benediktiner P. Albert Menneweger diese moderne Form der Mobilität.



Die älteste Fotografie eines Benediktiners
mit Fahrrad, die sich bislang in St. Peter nachweisen lässt, ist somit über 110
Jahre alt. Auf ihr ist P. Albert Menneweger (1876–1950) als stolzer
Fahrradbesitzer während seiner Tätigkeit als Kooperator in der Kärntner
Gemeinde Gurk (1904–1909) zu sehen.

Balthasar Menneweger war aus Rußbach
gebürtig und maturierte am fürsterzbischöflichen Gymnasium Borromäum in
Salzburg. 1897 wurde er in St. Peter eingekleidet und er nahm den Ordensnamen
Albert an. 1898 und 1901 legte er die Gelübde auf das Kloster ab. Ebenfalls im
Jahr 1901 wurde er zum Priester geweiht und er feierte in der Stiftskirche
Nonnberg die Primiz. Seine erste Tätigkeit als Kooperator führte ihn in die zu
St. Peter gehörige Kärntner Propstei Wieting, bevor er von 3. November 1904 bis
18. August 1909 in Gurk als Kooperator und in der nahe gelegenen Pfarre St.
Jakob als Provisor eingesetzt war. Dort entstand das vorliegende Foto,
vermutlich am Weg zu einer seelsorgerlichen Tätigkeit. Um die Jahrhundertwende
stellten mehrere Benediktiner von St. Peter in Salzburg die Beichtväter des
Benediktinerinnenklosters St. Hemma in Gurk. Dieses Priorat war 1890 von
Nonnberger Benediktinerinnen besiedelt, aber in den 1920er Jahren aus
wirtschaftlichen Gründen wieder aufgegeben worden.

Die in der Seelsorge nötige Flexibilität
und Mobilität lässt sich auf den gesamten Lebenslauf des P. Albert Menneweger übertragen.
Bis zu seinem Tod war er sowohl in weiteren mit St. Peter verbundenen Orten (Abtenau,
Annaberg, Niederalm, Nonnberg) in der Seelsorge, als auch aufgrund seiner
wirtschaftlichen Fähigkeiten in der Zentralverwaltung des Klosters tätig. Stets
zeigte er sich aufgeschlossen und bereit, auf die sozialen Anforderungen seiner
Zeit zu reagieren. Beispielsweise waren ihm die Förderung katholischer
Arbeiter- und Kirchenbauvereine im Lammertal ein Anliegen.

Seine Begeisterung für die seelsorgerlichen Aufgaben,
die in der klösterlichen Erinnerung tradiert wird, ist auf dem vorliegenden
Bild eindrucksvoll festgehalten.


Sauberkeitsordnung © Archiv St. Peter

Sauberkeitsordnung für die Residenzstadt Salzburg

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Hygienische Standards helfen ansteckende Krankheiten zu vermeiden. Auf Grund dieser Erkenntnis erließ Fürsterzbischof Maximilan Gandolph Graf von Kuenburg 1678 die so genannte Sauberkeitsordnung, die in der Stadt Salzburg für 135 Jahre Bestand hatte. Auf zehn Seiten und in 16 Punkten wird darin die Entsorgung von Unrat und die Reinhaltung öffentlicher Orte geregelt.



In der Hälfte seiner knapp 20-jährigen Regierungszeit erließ der regulierungsfreudige Fürsterzbischof die Ordnung Welche die Sauberkeit der Ertzbischofflichen Hochfürstlichen Residenz= und Haubt= Statt Saltzburg berühret. Diese Ordnung für die Residenzstadt Salzburg verbot einerseits Verunreinigungen (Unflätigkeit) im öffentlichen Raum. Andererseits regelte sie die Entsorgung von Unrat, regelte die gewerbliche Entsorgung, verbot bei Strafe Ablagerungen auf öffentlichen Grund und suchte die Versorgung mit sauberem Brunnenwasser sowie die Begehbarkeit der Gassen im Winter sicherzustellen. Dass die Hygienevorschriften in den Kontext der frühneuzeitlichen Sozialdisziplinierung eingebettet sind, zeigt besonders deutlich die abschließende Bestimmung über die Buben und Kinder Zucht, wovon sich der Gesetzgeber einen Beitrag zur Sauberkeit der Gassen erwartete. Dieses Denken wurzelte im zeitgenössischen Aberglauben, der auch die Hexenprozesse im Erzstift Salzburg mit einigen sehr jungen Delinquenten hervorgebracht hatte.

Im Jahr nach Erlass der Ordnung erreichte Salzburg eine von Ungarn herkommende Pestwelle. Dieser trat der Fürsterzbischof mit der Infektionsordnung von 1679 entgegen. Vor allem durch Personen- und Warenkontrollen, Isolation und die Anwendung von Kräuterextrakten wollte man die Eindämmung und Bekämpfung der Seuche erreichen.

Die Grundlage der erfolgreichen Seuchenbekämpfung im Jahr 1679 bildete jedoch die im Jahr zuvor erlassene Sauberkeitsordnung. Denn damals wie heute gilt, dass Hygienevorschriften und ihre Beachtung durch nichts zu ersetzen sind.


Kachelofen von 1662

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Die Hafnerei, die Erzeugung von Gebrauchskeramik und Ofenkacheln hatte im Ennspongau eine jahrhundertelange Tradition. Reiche Tonvorkommen im Gebiet von Radstadt und Altenmarkt boten die Grundlage für dieses wichtige Gewerbe. Im Museum in Altenmarkt befindet sich in der sogenannten Anichhofstube ein Kachelofen aus Radstädter Erzeugung, dessen mattglänzende dunkelgraue Kacheln einen springenden Hirsch vor einer stilisierten Burg sowie die Jahreszahl 1662 zeigen.

Seit jeher ist in unseren Breiten ein gut funktionierendes Heizungssystem unabdingbare Notwendigkeit. Vor allem im bäuerlichen Bereich war das offene Herdfeuer in der Küche lange Zeit einzige Wärmequelle und Lebensmittelpunkt – besonders in der kalten Jahreszeit. Der Rauch entwich noch ohne Kamin durch das Dachgebälk.

Eine entscheidende Verbesserung brachte der Kachelofen, der sich vermutlich aus dem Backofen entwickelte. Durch das Beheizen von der Küche oder vom Flur aus („Hinterladerofen“) gelangte der Rauch nicht mehr in die Stube. Gleichzeitig wurden die Innenwände des Kachelofens beheizt und die Wärme – durch Verschließen des Ofens nach dem Abbrand – darin gespeichert. Der Einbau von keramischen Elementen, den Ofenkacheln, bewirkte zudem eine bessere Wärmeabgabe an den Raum.

Kachelöfen finden sich zunächst in Burgen, Schlössern, Klöstern und im urban-bürgerlichen Bereich. Mit der Entwicklung von reliefverzierten Kacheln im Spätmittelalter übernahmen Kachelöfen repräsentative Funktionen. Erst am Beginn der Neuzeit hielten sie auch in Bauernhäusern Einzug.

Bei der handwerklichen Erzeugung von Ofenkacheln wird zunächst eine gleichmäßig dicke Tonplatte vom vorbereiteten Block abgezogen und am Negativrelief des Models angedrückt. An der Rückseite wird der sogenannte „Steg“ aufgebracht, der später beim Verbauen die nötige Stabilität gibt und die Verbindung der Ofenkacheln untereinander ermöglicht. Hier werden auch Schamotteplatten zur besseren Wärmespeicherung eingesetzt. Nach dem Versäubern des Randes und der Abnahme vom Model erfolgt die Weiterverarbeitung (Trocknen, Schrühbrand, Glasieren, Glasurbrand) wie bei anderen keramischen Erzeugnissen. Obwohl diese Abläufe recht einfach scheinen, setzen sie große Erfahrung und Geschick voraus.

Der Kachelofen im Museum in Altenmarkt ist in mehrerlei Hinsicht bedeutsam: Er ist einer der wenigen komplett erhaltenen Hinterlader-Kachelöfen dieser Art und Belegexemplar der Radstädter Fertigung aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Auch das Wasserschiff aus Kupfer dürfte noch aus dieser Zeit stammen. Ursprünglich befand sich der Ofen beim Seetalbauern in Schwemmberg (Gemeinde Altenmarkt), und wurde bei der Einrichtung des Museums Anfang der 1980er Jahre hier wiederaufgebaut. Die anthrazitfarbenen Kacheln lassen sich der „Schwarzhafnerware“ zuordnen. Dazu wurde dem Ton meist ein gewisser Anteil an Graphit beigemengt und die Oberfläche der Rohlinge im lederharten Zustand sorgfältig geglättet. In einem speziellen Brennverfahren, dem sogenannten „Reduktionsbrand“, musste der Ofen während des Brennprozesses luftdicht verschlossen werden. Dabei erhielt der Scherben seine charakteristische dunkle Färbung und wurde – auch ohne Glasur – säurefest und wasserabweisend. Ihre Blütezeit erlebte die Schwarzhafnerware im späten Mittelalter, die beliebtesten Erzeugnisse waren Vorratsgefäße und Gebrauchsgeschirre. Umso bemerkenswerter ist die Anwendung dieser Technik bei Ofenkacheln.

Die Radstädter Hafner lassen sich aufgrund der fehlenden Urkunden erst ab ca. 1640 – von da an aber weitgehend lückenlos – nachweisen. Sicherlich hat dieses Handwerk im Ennspongau bereits viel früher existiert. Der Überlieferung zufolge wurde bereits Mitte des 16. Jahrhunderts in Radstadt Ton in der „hochfürstlichen Frei“ (möglicherweise heute Ortsteil Höggen?) abgebaut. Auch an der Taurach soll es guten Töpferton gegeben haben. Als Eigentümerin verpachtete die Stadt Radstadt die „Hafnerhütte“ samt der darin befindlichen Werkstatt an den jeweiligen Hafner. Das Gewerbe dürfte zu diesem Zeitpunkt geblüht haben, denn in den 1680ern konnte der damals tätige Hans Gottfried einen Laden am Rathaus, zur Aufbewahrung und zum Verkauf von Töpferwaren mieten und zudem eine eigene Werkstatt errichten, wo er das ganze Jahr arbeiten konnte. So bestanden noch im 19. Jahrhundert neben der „Hafner Hitten vor dem Obern Thor“ auch die „Neue Hafner Werchstatt außer der Statt, ain Präuhaus, ain Hofstatt, ain Hittn nechst der Hafnerhitten“ und ein 1713 bewilligtes „Treschtendl“.

Der wirtschaftliche Niedergang des Erzstiftes in napoleonischer Zeit und die schwierigen Verhältnisse Anfang des 19. Jahrhunderts machten auch vor den Radstädter Hafnern nicht halt, die nun mit der Ziegelerzeugung ihr Brot verdienten. Die Tochter des „Ziegelbrenners“ Melchior Schaidreiter heiratete 1852 den aus Nepomuk in Böhmen stammenden Hafner Franz Fiala, der das Unternehmen neu strukturieren konnte und wieder zum Florieren brachte. Mehr als hundert Jahre lang war der Name Fiala ein Synonym für hochwertige Gebrauchskeramik, besondere Kachelöfen und künstlerische Keramik.

Die Firma Fiala besaß ein umfangreiches Archiv mit historischen Modeln für Ofenkacheln, das die Nachbildung von Öfen nach alten Vorbildern ermöglichte. Das vielleicht prominenteste Beispiel dafür ist der sogenannte „Jagdofen“ mit Renaissancemotiven im Schloss Blühnbach, der 1910 im Auftrag des damaligen Besitzers Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este angefertigt wurde.

Zudem förderte die Radstädter Keramik junge Talente. Vor allem im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts war sie Wirkungsstätte von Keramikkünstlern wie Leo Miller, Hilde Heger und Nikolaus von Martiny, die sich von hier aus weiter verwirklichen konnten. 1964 wurde die Keramikfabrik Fiala für immer geschlossen.


Rettenbachbock

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Alle vier Jahre verlassen die Altenmarkter Masken um den Dreikönigstag das Museum und werden als Teil des Pongauer Perchtenlaufs mit insgesamt 280 unterschiedlichen Figuren lebendig. Die „Schiachen“ und die „Schönen“ ziehen dabei lärmend mit dumpfem Glocken- und hellem Schellenklang durch den Ort. Auch heute noch ist laut alter Tradition den Frauen die aktive Teilnahme am Perchtenlauf untersagt. Der alte Perchtenspruch lautet: „An Fried, an Reim und an Gsund“ (Website Hoamathaus)

Im Gegensatz zu den Krampussen, die als höllische Begleiter des Hl. Nikolaus um den 5. Dezember unterwegs sind, gehören Perchten zum Brauchtum der Rauhnächte. Ihre Heimat ist der süddeutsche und ostalpine Raum. Traditionell sind sie vor allem Anfang Jänner, um die letzte Rauhnacht herum, unterwegs. In der dunkelsten Zeit des Jahres sollen Perchten die Geister der Finsternis vertreiben und den Weg für den Frühling bereiten. Der Kampf zwischen Gut und Böse spiegelt sich im Perchtenlauf. Die Schiachperchten verkörpern das Böse und ein letztes Aufflackern des Winters, bevor im Perchtenzug die „guten“ Schönperchten mit ihren prächtigen Tafeln den Frühling, das Licht und die Fruchtbarkeit einleiten.

Die ersten größeren Perchtenläufe im Pongau sind aus der Mitte des 19. Jahrhunderts überliefert. Zuvor waren einzelne Gruppen, sogenannte „Passen“ von Hof zu Hof gezogen, um den Bewohnern mit dem Perchtengruß ein gutes, gesundes und fruchtbares neues Jahr zu wünschen. Bis kurz vor dem ersten Weltkrieg fanden diese Läufe auch in Altenmarkt statt.

Erst Ende der 1950er Jahre konnte der Brauch durch den heimatverbundenen und an der Ortsgeschichte interessierten Altenmarkter Zimmermann Kaspar Fritzenwallner neu belebt werden. Kuno Brandauer, der damalige Leiter der Dienststelle für Heimatpflege im Amt der Salzburger Landesregierung stand ihm beratend zur Seite. Die Schwierigkeit war jedoch, dass es kaum Aufzeichnungen gab. Anregungen für die ersten Masken, die er dann auch selber schnitzte, holte sich Fritzenwallner im Wiener Volkskundemuseum. Obwohl die Anfänge eher bescheiden waren, gelang es, immer mehr Altenmarkter für den Perchtenlauf zu begeistern. Er selber fungierte viele Jahre als Perchtenhauptmann. Viele Einzelpersonen, Gruppen und Vereine identifizieren sich inzwischen mit dem Altenmarkter Perchtenlauf. In den Schulen wird jedes Jahr ein Maskenschnitzkurs abgehalten.

Der Pongauer Perchtenlauf findet nun traditionell am 6. Jänner, dem Dreikönigstag, abwechselnd in den vier Gemeinden Altenmarkt, Bischofshofen, Bad Gastein und St. Johann statt. Am Altenmarkter Perchtenlauf nehmen insgesamt 280 Personen teil, eingeteilt in verschiedene kleinere und größere Gruppen. Die Reihenfolge im Festzug ist genau festgelegt: Vorgruppe, Schnalzer, Hexen, Schönperchten, Waldperchten, Sagengestalten, Drei Könige und Herodes. Die Trachtenmusikkapelle begleitet den Zug, der bei den einzelnen Häusern und vor der Festtribüne anhält, damit die Schönperchten tanzen und ihre Reverenz erweisen können. Für den reibungslosen Ablauf und die Organisation im Hintergrund sorgen weitere 190 Personen.

Das Museum in Altenmarkt im Pongau beherbergt in einem eigenen Ausstellungsraum Teile der Perchtensammlung der Perchtengruppe Altenmarkt. Hier steht man einigen wichtigen „Protagonisten“ des Altenmarkter Perchtenlaufes sozusagen Auge in Auge gegenüber: Der Habergoas, den Werchmanndl- und Hexenmasken, dem Bären, Schiachperchten, Tafelperchten und dem Rettenbachbock.

Letzterer ist eine unheimliche Altenmarkter Sagengestalt. Kaspar Fritzenwallner hat die Geschichte für die Altenmarkter Ortschronik niedergeschrieben:

(…) In einer Heiligen Nacht nach der Christmette, so gegen 2 Uhr früh, ging ein junges, hübsches Mädchen, um die 20 Jahre alt, etwas schneller heim, damit sie noch etwas Schlaf erwische, denn bis zum Bifang hat man schon ein gutes Stück zu gehen. Als das Mädel gerade über den Mühlenweg eifrig bergaufging, es herrschte klirrende Kälte, der Mond schien durch die Bäume, die lange Schatten warfen, da sprang plötzlich aus dem Jungwald der Teufel in Ziegenbockgestalt heraus, hin zu dem Mädel und wollte es umarmen. Das Mädel wehrte sich tapfer, doch der Bock ließ nicht ab von ihm und stampfte fürchterlich mit den Hinterfüßen. Große Angst erfüllte das Dirndl, doch Gott sei Dank kamen andere Mettengeher nach, und der Teufel sprang mit einem mächtigen Satz 20 Meter über den Rettenbach und versteckte sich hinter einer Mühle. Niemand hat nachher jemals diesen Spuk gesehen, und die Leute nannten dann diese Erscheinung den „Rettenbachbock“, der nun im Heimatmuseum, von mir geschnitzt, friedlich in einer Ecke steht. Nur beim Perchtenlauf ängstigt er wieder die hübschen Madl. „Paßt’s auf, daß er Enk nit darwischt!“


Gala-Uniform eines österreichischen Beamten aus dem 19. Jahrhundert

Entstehungszeitraum: 1929
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Fotos
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Nicht nur in der Armee trug man früher eine Uniform. Die k.k. Beamten Österreichs hatten ebenfalls seit Beginn des 19. Jahrhunderts eigene Uniformen. Je höher ein Beamter gestellt war, desto mehr war die Uniform geschmückt. Im Museum in Altenmarkt hat eine festliche Beamtenuniform aus dem Besitz von Josef Maria Graf von Plaz (1857-1939) bis heute überdauert.

1814 wurde eine erste Vorschrift für die von Sr. k.k. Majestät „sämmtlichen Staatsbeamten bewilligte Uniform“ herausgegeben. Dieses „Ehrenkleid“ war bei festlichen Anlässen zu tragen. Schon in dieser ersten Richtlinie wurde genau festgelegt, welche Uniform für welchen Beamtenrang in Frage kommt. Für jede der 12 „Diäten-Classen“ gab es eine eigene Uniform. In späteren Jahren wurden für zahlreiche Beamten mit unterschiedlichen Tätigkeiten weitere Regelungen erlassen.

Die Uniformen für die Staatsbeamten wurden generell in vier Kategorien eingeteilt – wobei es in den ersten drei Kategorien auch eine Gala-Uniform, wie die hier erhaltene gab. Der Platz jedes einzelnen Knopfs wurde auf den Zentimeter genau in einer Verordnung festgelegt. Auch wann diese getragen werden durfte war streng geregelt. Übrigens mussten sich die Beamten die Uniformen selbst kaufen – Ratenzahlung war aber möglich.

Die Gala-Uniform in Altenmarkt besteht aus einem Tschako, einem Rock, einer Hose und einem weißen Hemd. Der Rock ist mit einem goldenen Muster an den Manschetten, auf der Brust sowie am Kragen bestickt und hat neun goldene Knöpfe. Weiters zählt ein Beamtendegen zur Ausstattung.

Wer war nun der Träger dieser Uniform? Josef Maria Graf von Plaz wurde am 5. Februar 1857 am Gut seiner Mutter Gräfin Maria Kunigunde (geb. von Orsini und Rosenberg; 1826-1883), auf Schloss Freudenau bei Radkersburg (heute Crnci in Slowenien) geboren. Sein Vater war Maria Leopold Hieronymus Graf Plaz (1810-1876).

Ebenso wie sein älterer Bruder Hieronymus schlug Josef Maria die Beamtenlaufbahn ein. Er wurde 1893 zum k.k. Kämmerer ernannt und hatte die Funktion eines k.k. Bezirks-Commissärs und später eines Bezirks-Obercommissärs inne. Plaz trug den Titel „Herr auf Höch und St. Jakob am Thurn“. Er war u.a. seit 1893 auch Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. 1895 heiratete er in erster Ehe Theresia (geb. Gräfin von Thürheim; 1871-1902). Gräfin von Plaz verstarb kurz nach der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes, Maria Felicitas (*1902).

Ende des Jahres 1900 wurde er zum k.k. Bezirkshauptmann von Salzburg ernannt und 1902 wurde er Pongauer Bezirkshauptmann. 1903 heiratete er in zweiter Ehe Juliana Maria Sidonia (geb. Gräfin von Blome; *1873-1949). Das Ehepaar hatte vier gemeinsame Kinder. Die beiden Söhne Maria Johannes Leopold (*1907) und Maria Johannes Ludwig (*1909), sowie die Töchter, Maria Johanna Theresia (*1911) und Josefa Maria, die im ersten Lebensjahr verstarb.

1904 wurde ihm der königlich-rumänische Offiziersorden „Stern von Rumänien“ verliehen. Im selben Jahr wurde er Bezirkshauptmann von Salzburg-Umgebung. 1907/09 trat Plaz, aufgrund eines Augenleidens, das später zu seiner vollkommenen Erblindung führte, in den Ruhestand über.

Nach dem Tod seines Bruders übernahm er Schloss Höch, auf dem er auch am 7. Jänner 1939 verstarb. Von 1657 bis 1989 war das Schloss Höch, nahe von Altenmarkt, im Eigentum der Familie Plaz.