Die Salzkammergut-Lokalbahn im Bahnhof von Thalgau

Die Salzkammergut-Lokalbahn. …. auf schmaler Spur von Salzburg nach Bad Ischl 1893 bis 1957

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Groß war die Aufregung und die Gemüter wohl erhitzt, als etwa 2.500 Personen aus dem Salzkammergut am 21. September 1957 vor dem Amt der Salzburger Landesregierung aufzogen und mit Transparenten den Erhalt der Salzburger-Lokalbahn, volkstümlich Ischlerbahn genannt, forderten. Obwohl genügend Mittel aus dem Marshallplan für die Modernisierung der seit 1893 täglich mehrfach zwischen Salzburg-Lokalbahnhof und Bahnhof Bad Ischl pendelnde Schmalspurbahn bereitgestanden wären, war deren Stilllegung bereits beschlossene Sache.[i] Am 30. September fuhr der letzte Personenzug, gezogen von der Lok Nr. 12 und verabschiedet von zehntausenden Beobachtern entlang der Strecke, aus dem Salzkammergut in die Landeshauptstadt.



Die Fotosammlung des Salzburg Museum ist über die Jahrzehnte in den Besitz verschiedenster Aufnahmen jener Bahn gekommen, die sich gerade ältere Salzburger noch gern in Erinnerung rufen und die eine treue Fangemeinde hat, welche den Wiederaufbau dieser Bahn nach Bad Ischl fordert.

Planung – Bau – Eröffnung

Den Bedarf an eine direkte Bahnverbindung zwischen der Landeshauptstadt Salzburg und dem Kurort Bad Ischl wurde ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts deutlich, entwickelte sich doch das gesamte Salzkammergut zu einem Zentrum des immer stärker werden Sommertourismus. Gleich in einer Art „Gesamtpakt“ erdachte man sowohl den Bau der Ischlerbahn als auch eine Abzweigung nach Mondsee sowie die Errichtung einer Zahnradbahn auf den Schafberg am Wolfgangsee samt dazugehörigen Hotel. Die Wirtschaftskrise ab 1873 bremste das Vorhaben allerdings vorerst aus. Erst mit dem Jahr 1888 und dem erfahrenen Lokalbahnbauer Josef Stern (1849-1924), Mitbegründer des Verkehrsunternehmens „Stern & Hafferl“, kam wieder Bewegung in die Sache. Dieser übernahm die zweijährige Planung sowie die Finanzierung des Projekts, in dem er Investoren aus Bayern, Salzburg und Oberösterreich gewinnen konnte. Aus Kostengründen entschied Stern eine Schmalspurbahn zu errichten, deren Spurweite vom Militär auf 76 cm, der „Bosnischen Spurweite“ festgesetzt war.[ii] Neben dem angestrebten Transport von Touristen, erhoffte sich die neu gegründete Salzkammergut-Localbahn-Aktiengesellschaft (SKGLB),  auch einen erheblichen Profit aus dem parallel geplanten Gütertransport schlagen zu können. Nachdem alle erforderlichen Grundstücke erworben waren, konnte zu Beginn des Jahres 1890 mit dem Bau des ersten von insgesamt drei Abschnitten begonnen werden. Dieser führte von Lokalbahnhof Bad Ischl etwa 10 km nach Strobl am Wolfgangsee und wurde ab August 1890 mehrmals täglich mit 2 Dampflokomotiven, 7 Personenwagen der 2. Klasse und jeweils zwei Güter-, Gepäck- und Postwagons betrieben. Für den außergewöhnlichen Fall, dass Kaiser Franz Joseph die Bahn von Bad Ischl aus benutzen wollte, wurde extra ein Salonwagen angeschafft. Nicht ganz ein Jahr später nahm man die fast 32 km des zweiten Abschnitts von Salzburg nach Mondsee in Betrieb und bediente diesen mit 3 Lokomotiven, 13 Personenwagen der 1. und 3. Klasse, 14 Güterwagons sowie je zwei Post- und Gepäckwagons. Während im Sommer die Strecke mit dem Personenzug täglich fünfmal und dem Güterzug zumindest einmal befahren wurde, verkehrten im Winter aufgrund der fehlenden Touristen täglich nur drei Züge, die gleichzeitig auch Güter zu befördern hatten. Den letzten Abschnitt, der mit seinen knapp 23 km die Lücke zwischen Mondsee und Strobl zu schließen hatte, wurde nochmals zwei Jahre später im Jahr 1893 freigegeben. Die Errichtung dieses Streckenteil war wesentlich aufwändiger als die vorangegangenen, wies dieser Abschnitt etappenweise Gebirgsbahncharakter auf, was zahlreiche Sprengungen und Geländedurchstiche erforderte. Letztlich mussten für die gesamte Strecke zwei Viadukte, 58 Brücken, fünf Tunnels und 432 Straßen- und Wegübergänge errichtet werden. Auch wurde der Lokalbahnhof in Bad Ischl zur Remise umgebaut und die Schienen zum neuen Endpunkt an den Hauptbahnhof verlegt. Somit hatte die Bahn, als sie im Juni 1893 von Kaiser Franz Joseph persönlich eröffnet wurde, ihre maximale Streckenausdehnung erreicht. Vorher geplante Abzweigungen, wie z.B. die Verlängerung der Abzweigung nach Mondsee weiter nach Straßwalchen, wurden auf wirtschaftlichen Gründen nicht mehr errichtet.[iii] Für den nunmehrigen Betrieb der durchgehenden Strecke wurden zusätzlich 5 Lokomotiven, 19 Personenwagen 1. und 3. Klasse sowie 42 Güterwagons angeschafft. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief stetig aufwärts und veranlasste den Josef Stern im Jahre 1912 eine Elektrifizierung der Strecke anzudenken. Dieser Vorschlag wurde vom Militär umgehend abgelehnt, da man im Falle einer Kriegskonfiszierung von Lokomotiven auf rein dampfbetriebene Modelle angewiesen war, konnten doch nur diese in strukturschwachen Regionen wie z.B. Bosnien-Herzegowina eingesetzt werden.

Vom I. zum II. Weltkrieg

Offenbar hat man von Seiten des k.u.k. Militärs diese Kriegsbeschaffungen als höchstwahrscheinlich angesehen, denn nur fünf Jahre später, zwischen 1917 und 1918 wurden sechs der zwölf Lokomotiven konfisziert, um auf den Schmalspurbahnen in Bosnien und Herzegowina zum Einsatz zu kommen.[iv] Ab dieser Zeit hatte die SKGLB mit Schwierigkeiten zu kämpfen, denn es fehlte nicht nur an Zugfahrzeugen sondern auch zusehends an Personal und Kohle. Das Angebot musste daher immer weiter reduziert werden. Diese Krise dauerte bis weit in die 1920er-Jahre und führte die Bahnbetreiber immer wieder an den Rand des Ruins. Vorrübergehend begab man unter die Verwaltung der Bundesbahnen Österreichs (BBÖ), welche nicht nur das Fehlen von Zugmaschinen und Betriebsmittel kompensieren konnten, sondern auch die komplette Erneuerung der Schwellen und Gleise veranlassten. Josef Stern, der durch den Ankauf mehrerer Aktienpakte die Lokalbahn ab 1923 in den Besitz der Firma Stern & Hafferl überführen konnte, arbeitete weiter an seinem Elektrifizierungsprojekt, starb jedoch vor dessen Umsetzung. Zwischen 1925 und 1929 stiegen die Fahrgastzahlen wieder an, was zu einer Modernisierung der Personenwagen führte. Leider führte die Weltwirtschaftskrise ab 1929 und die Tausend-Mark-Sperre ab 1933 zu einem erneuten Fahrgastrückgang und der wachsende Individualverkehr wurde als ernstzunehmende Konkurrenz wahrgenommen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, setzte man ab Sommer 1933 auf benzinhydraulische Triebwaren von Austro-Daimler, deren Getriebe den Belastungen jedoch nicht gewachsen waren und nach nur einem Jahr wieder ausgeschieden wurden. Der Anschluss 1938 brachte zwar wieder einen deutlichen Anstieg der Fahrgastzahlen, die mit 1,5 Millionen im Jahre 1943 ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, allerdings wurde die Aktiengesellschaft 1939 enteignet und die Bahn von den Gauen Oberdonau und Salzburg übernommen. Es gab während des Kriegs die Pläne, die Schmalspurbahn auf Normalspur umzubauen, was aber letztlich nicht zur Umsetzung kam.

Nachkriegszeit

In den ersten paar Tagen nach Kriegsende 1945 war der Bahnverkehr gänzlich eingestellt und durfte nur schrittweise wieder aufgenommen werden. Erst ab Oktober konnten wieder alles Verbindungen lauf Fahrplan verkehren. Die wirtschaftlichen Probleme der unmittelbaren Nachkriegszeit schoben die nötigen Modernisierungen des Fuhrparks oder die schon lang angedachte Elektrifizierung in weite Ferne, wenngleich die SKGLB von der amerikanischen Besatzungstruppe einige konfiszierte Fahrzeuge für den Betrieb überlassen bekam. Mit diesem Altbestand aus dem Jahre 1893 und den übergebenen Zugfahrzeugen konnte im Jahre 1946 ein finaler Rekord mit 2.146.614 Fahrgästen aufgestellt werden. Letztlich aber sanken die Zahlen von da an wieder, denn die Bahn war weder der Konkurrenz des immer stärker ansteigenden Individualverkehrs gewachsen noch wurde die nun unumgänglichen Modernisierungen in Angriff genommen. Somit führten die Betreiber der Bahn ab den späten 1940er-Jahren einen Kampf gegen die endgültige Schließung. So bekundeten Politiker ihre Solidarität mit der Schmalspurbahn, Karl Stern, Sohn der Planers Josef Stern, legte ein Sanierungskonzept bis 1957 vor und eine Initiative von 50.000 Menschen sprach sich gegen die Einstellung aus. Aber der Vorhang für die Salzkammergut-Lokalbahn dürfte wohl schon früher gefallen sein. Landeshauptmann Josef Klaus (1910-2001) erklärte den Demonstranten vom 21. September 1957, dass die Entscheidung zur Einstellung in Wien gefallen sei und man daran nicht rütteln könne. Fraglich bleibt allerdings, ob der Bund hier überhaupt die Entscheidungsgewalt hatte, war doch die Bahn im Besitz der Länder Salzburg und Oberösterreich. Außerdem berichtete Die Presse[v] einige Tage später, dass das notwenige Material für die elektrische Modernisierung bereits angekauft war und dieses nach der Einstellung wieder verkauft werden müsse.

Finale Fahrt – Gegenwart Nach dem letzten Personenzug am 30. September 1957 wurde der Güterverkehr bis zum 10. Oktober aufrechterhalten um verbliebenes Frachtgut zu verbringen. Um die Stilllegung der Bahn irreversible zu machen, begann man bereits am selben Tag mit der Demontage der Geleise. Dieses Vorgehen erinnert an die Stilllegung der Gaisbergbahn in Salzburg. Auch hier begann man unmittelbar nach der Fertigstellung der Höhenstraße 1929 den Gleiskörper zu demontieren und die Bahntrasse zur Bebauung freizugeben. Die freiwerdende Trasse der Salzkammergut-Lokalbahn diente im Anschluss zur Verbreiterung von Straßen, wurde zur Bebauung freigegeben oder ist heutzutage über weite Strecken in einen Radweg umgewandelt worden. Die ungebrochene Popularität dieser Bahn führte über die Jahrzehnte allerdings zur Gründung mehrerer Interessensgruppen, die die Wiedererrichtung der Bahn zum Ziel haben, ob nun der Gesamtstrecke oder eines Teilabschnitts. Obwohl die Bürgermeister der Anrainergemeinden, die den wirtschaftlichen bzw. touristischen Nutzen erkennen, sich hinter die Bestrebungen dieser Interessensgruppen gestellt haben, hatte diese Initiativen bisher keinen Erfolg.


[i] Zeitschrift Wirtschaftswoche, 5. Mail 1950

[ii] Josef Otto Slezak: Von Salzburg nach Bad Ischl, Verlag J. O. Slezak, Wien 1995, S. 12.

[iii] Alfred Luft: Bahn und Bild Band 7, Verlag Pospischil, Wien 1994, S. 3-11.

[iv] Josef Otto Slezak: Von Salzburg nach Bad Ischl, Verlag J. O. Slezak, Wien 1995, S. 14.

[v] Die Presse, 25. September 1957


Friseursalon von Franz Richter

Salzburgs Friseursalons. Drei Beispiele aus dem 19. Jahrhundert

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Die Familie Mozart hatte auf ihren Reisen einen eigenen und die Fürsterzbischöfe sowieso. Die Rede ist von Friseuren. Auch in Salzburg stand die Wiege des späteren Friseurberufs in den mittelalterlichen Badestuben. Freilich waren die damaligen Tätigkeiten mit jenen, die heute in einem Friseursalon angeboten werden nicht vergleichbar.



Aus dem Beruf des „Scherers“ in den Badestuben entwickelte sich zuerst der Barbier. Neben dem Rasieren und Haareschneiden – bei der männlichen Bevölkerung – übernahm er unter anderem auch das Aderlassen und teilweise das Schröpfen. So entwickelte sich aus der Aderlassschlüssel auch das Barbierbecken – das Standessymbol der Barbiere. Lange Zeit war dies auch das Symbol der Friseure, obwohl sie sich ab dem Ende des 19. Jahrhundert immer stärker von den Barbieren distanzierten, denen sie mangelhafte Ausbildung und geringes Können unterstellten. Um 1860 gab es in der Stadt Salzburg erst drei Gewerbetreibende, die sich selbst überhaupt als Friseure bezeichneten, während zeitgleich 13 Männer das Barbierhandwerk ausübten. Immer wieder flammte auch die Diskussion auf, ob das französische Wort „Friseur“ nicht durch deutschsprachige Begriffe wie Haarkünstler, Haarschneider, Haarkräusler oder Haarpfleger zu ersetzen sei.

Der lange Schatten der Tradition

Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wirkte das auf männliche Bedürfnisse fixierte Berufsbilder des Barbiers fort. Und so musste noch 1852 das k.k. Handelsministerium klarstellen, dass Haareschneiden nicht durch Wundärzte erfolgen darf! Im Jahr 1879 verwies der langjährige Vorsitzende der Salzburger Friseure, Jakob Geil (1850-1915), bei seiner Geschäftseröffnung auf seine fünfjährige Lehrzeit beim Salzburger Stadtwundarzt Carl Leonhart (1829-1889) und verstand dies wohl als Aussage über seine hervorragende Qualifikation.

Ausgewiesene Damenfriseure gab es in der Stadt vor der Jahrhundertwende kaum! Das Genderpricing – also unterschiedliche Preise für Damen und Herren – wirkte sich damals nicht nur für die männlichen Kunden, sondern auch für die Belegschaft positiv aus. Während Männer für die Haarpflege weniger als Frauen bezahlten, erhielten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einer „Damenbedienung“ sogar bis zu 10 Prozent Provision.

In der Sammlung des Salzburg Museum finden sich zahlreiche Plakate, sowie Gerätschaften, die für einen Bader, einen Barbier bzw. Friseur unerlässlich waren. Das Spektrum reicht dabei vom Barbierbecken über Scheren, Rasiermesser bis hin einer Haarschneidemaschine, die mit Muskelkraft betrieben wurde. Die gesammelten Onduliereisen bzw. Brennscherenwärmer wurden kommerziell erst mit der Ausweitung des Kundenkreises auf Frauen benötigt. Ab der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert machte der Rasierhobel und bald der Sicherheitsrasierer den Barbieren bzw. Friseuren bei der männlichen Kundschaft eine immer größere Konkurrenz. Dies war vermutlich nur einer der Gründe, warum das Angebot für Frauen in der Folge immer mehr ausgeweitet wurde.

Salzburgs erste Damenfriseurin?

Der Friseurberuf war lange Zeit fest in Männerhand und Frauen hatten es schwer Fuß zu fassen. 1893 wollte die Wiener Friseurinnung einem weiblichen Friseurlehrling die Freisprechung als Rasurgehilfen wegen „Schicklichkeitsrücksichten“ verweigern. Dies lag auch daran, dass das Frisieren und Haareschneiden außer Haus bei Frauen später als bei Männern zur Mode wurde. Lange Zeit war es üblich den Friseur z.B. vor dem Besuch eines Balls zu sich ins Haus zu bestellen. Und so verwundert es nicht, dass Salzburgs Friseure noch bis um 1900 in den Zeitungsannoncen immer auch auf ihre Hausbesuche hinwiesen. Zahllose Zeitschriften gaben den Frauen überdies Anleitungen, samt Abbildungen, wie die aktuellen Frisuren selbst gekämmt, gebunden oder gesteckt werden konnten. Die damaligen Modefriseuren spielten mit einem Adelsbezug und hießen dann in der Saison 1886/87 Elisabeth-Frisur oder auch Stephanie-Frisur und in der Saison 1890/91 gab es eine Princess Beatrix-Frisur ebenso wie eine Valerie-Frisur. Während in Wien ab den 1880er Jahren öffentliche Bewerbe im Damenfrisieren existierten, fand in Salzburg erst 1907 ein solcher Wettbewerb statt!

Eine der ersten Frauen, die in Salzburg ein Friseurgeschäft eröffnete, dürfte vermutlich die, aus Oberösterreich stammende, Johanna Feyerl (1819-1899, geb. Jerg) gewesen sein. Feyerl begann Anfang der 1860er Jahre am Hannibalplatz (heute: Makartplatz) mit ihrer Friseurinnentätigkeit. 1866 übersiedelte sie – nach der Hochzeit mit dem Gold- und Silberarbeiter Martin Feyerl – ihr Geschäftslokal ins „Gewölbe an der Bürgerspital-Kirche“. Sie war eventuell auch die erste, die sich alleine auf ein weibliches Publikum spezialisierte. Feyerl bezeichnete sich selbst als „Damen-Friseurin“ als sie im Jahr 1869 ihr Geschäft in der Getreidegasse bewarb. Nur wenige Monate später, im August 1870, übersiedelte sie ihren Friseur-Salon erneut – dieses Mal an die Ecke Klampferergasse mit der „Front gegen die Salzach“. Sie sicherte ihrer weiblichen Kundschaft eine moderne und geschmackvolle Ausführung „bei billigen Preisen“ zu. Doch nur wenige Jahre später – im Jahr 1878 – war der Betrieb am Ende, die gesamte Einrichtung wurde versteigert und die Spuren von Frau Feyerl verlieren sich.

Johann Stojanovic – ein Wiener Friseur

Deutlich erfolgreicher verlief die Friseurkarriere von Johann Stojanovic (auch: Stojanowitsch). Stojanovic wurde 1838 in Neusatz im Königreich Ungarn (heute: Novi Sad/Serbien) geboren. Über Wien kam er mit seiner Gattin Anna, die 1836 in Königgrätz in Böhmen (heute: Hradec Králové/Tschechien; gest. 1893) geboren wurde, nach Salzburg.

Am 10. April 1869 eröffneten die beiden einen „Wiener Rasir- & Frisir-Salon“ im Eckhaus der Theatergasse (1881 abgebrochen). Seine Wiener Ausbildung sollte Stojanovic noch lange in seinen Zeitungsanzeigen hervorheben, und er pries darin nicht nur den Salon an, sondern bot auch – wie damals üblich – Hausbesuche, sowie Abonnements für das Rasieren, aber auch das Frisieren an. Seine Frau, so wurde betont, kümmere sich im gleichen Ausmaß um die weibliche Kundschaft. 1875 übersiedelte der Salon an die Adresse Hannibalplatz.

Ab den 1860er Jahren begannen Salzburgs Friseure auch, wohl als zusätzliche Einnahmequelle, verschiedenste Parfümerieprodukte zu verkaufen und Frauenhaare – für Perücken und Haarteile – anzukaufen. Im Parfümeriebereich machten sie damit allerdings einer Reihe von bestehenden Gewerbetreibenden Konkurrenz. Nicht so seriös war wohl der Handel mit allerlei Haarwuchsmittel, wie ihn auch Stojanovic betrieb.

Stojanovic bewarb seine Parfümerieprodukte „der ersten Hoflieferanten“ sowie sein großes Sortiment an Toilettenartikel. Mit letzteren waren vor allem Kämme, Haarnadel aber auch Frisurnetze gemeint. Während der Lebenszeit von Stojanowitsch erlebte der Friseurberuf zahlreiche Professionalisierungsschübe: In handwerklicher Sicht beschleunigte die bereits in den 1860er-Jahren erfundene Haarschneidemaschine die Tätigkeit des Haareschneidens. In organisatorischer Sicht kämpften die Friseure im Land Salzburg für eine eigene berufliche Vertretung, da sie in jedem Bezirk einer anderen Interessensvertretung zugeordnet wurden. So wurden sie im Gasteinertal der Genossenschaft der Gastwirte zugeteilt. 1892 trafen sich die Friseure erstmals zum Österreichischen Friseurtag, um aktuelle berufliche Fragestellungen zu erörtern. Die Lehrzeit sollte einheitlich auf vier Jahre verlängert werden und zur reinen handwerklichen Tätigkeit kam die bereits erwähnte Kaufmannskomponente mit den Kosmetikprodukten hinzu. Und schließlich wurden immer neue hygienische Maßnahmen, wie die Desinfektion der Schneidgeräte, zum Schutz der Kundinnen und Kunden ergriffen. Auch stieg in jener Zeit das Selbstbewusstsein der Friseure und man versuchte sich immer klarer von den reinen Barbieren abzugrenzen.

Bereits zwei Jahre später, am 15. Oktober 1877, übersiedelte Stojanovic sein Geschäft erneut, dieses Mal in die Theatergasse. Nach der Errichtung des Bazar-Gebäudes verlegte er im Juli 1882 neuerlich seinen Salon. Damals waren in jenem Teil des Gebäudes der heute die Spängler Bank beherbergt, zahlreiche Geschäfte eingemietet. In den 1880er Jahre eröffnete Stojanovic schließlich eine Filiale in Zell am See in der Seegasse. Anfangs arbeitete die Ehefrau ebenfalls im Geschäft, doch dürfte sie sich dann mehr um die drei Töchter (Pauline, Marianne und Hedwig) sowie den Sohn Ludwig gekümmert haben, da in der Werbung kein namentlicher Bezug mehr auf sie erfolgte.

Der Sohn Ludwig übernahm nach dem Tod des Vater 1897 das Friseurgeschäft und vollendete die Eindeutschung des Familiennamens von Stojanovic zu Stojanowitsch. Ludwig Stojanowitsch (1875-1899) konnte das Geschäft des Vaters aber nur kurze Zeit fortführen ehe er im jugendlichen Alter von nur 24 Jahren ebenfalls verstarb.

Ein Friseur in der Vorstadt: Konrad Wondre

Zugewandert war auch der Friseur Konrad Wondre (1873-1910). Wondre stammte aus Iglau in Mähren (heute: Jihlava/Tschechien) und kam 1893 als Friseurgehilfe nach Salzburg. Hier heiratete er 1896 Antonie (1878-1933, geb. Steiner) aus Linz. Wondre kaufte in der Müllner Hauptstraße das Friseurgeschäft des Salzburger Gemeinderats Karl Brunner (1851-1927) und baute sich „durch sein geschäftliches Können, sowie sein stets zuvorkommendes Benehmen“ eine gute Existenz auf. Er war auch einer der ersten, die sich in der neuparzellierten Ignaz-Harrer-Straße ein Haus errichteten. Hier wurde von Konrad Wondre auch eine Filiale seines Friseurgeschäfts eingerichtet. Wondre war aber auch standespolitisch tätig, nämlich in der Genossenschaft der Friseure und Barbiere, deren Vorsitzender Gemeinderat Karl Brunner war.

Aus den Annoncen, die Wondre regelmäßig in den unterschiedlichen Medien inserierte, wissen wir auch, dass er beispielsweise zum Wochenlohn von zehn Kronen für einen „tüchtigen Herrenbediener“ auch ein Frühstück und ein Mittagessen bot. Während Wondres Berufsleben gab es zahlreiche Neuerungen in der Friseurbranche: Denn um die Jahrhundertwende kamen in Salzburgs Friseursalons erstmals Haarwaschbecken und elektrische Haartrockner zum Einsatz. Und kurz vor seinem Tod wurde die lange geforderte Fachschule für Friseure in der Stadt Salzburg endlich Realität.

Nach dem 1. Weltkrieg wandelte sich der Friseurberuf und die Haartrends neuerlich massiv: Es begann der Siegeszug der Dauerwelle, der an die Friseurinnen und Friseure neue fachliche und technische Anforderungen stellte. Und ab 1921 wurde es, dankt der Filmschauspielerin Asta Nielsen (1881-1972) sogar vorstellbar, dass Frauen kurze Haare in Form eines Bubikopfes trugen.


Paket 2: So sahen die verschnürten Päckchen bei der Übergabe aus

Weite Reise, rätselhafte Wege – ein Archivbestand kehrt zurück nach Salzburg

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
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Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
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Die meisten Archivalien des Stiftsarchivs St. Peter kamen auf sehr geregelten Wegen an ihren jetzigen Platz: Sie entstanden in einer Verwaltungsstelle des Stiftes und wurden, nachdem man sie im täglichen Geschäft nicht mehr brauchte, ans Archiv abgegeben, wo sie seitdem aufbewahrt werden. Einige Dokumente allerdings haben verschlungene Wege hinter sich, bevor sie (wieder) ins Archiv kommen.

Ein solcher Fall trat 2018 auf, als das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Wien in ihren Beständen Archivalien fand, die ganz eindeutig aus St. Peter stammen. Seit wann sie in Wien lagerten, und wie sie dorthin gekommen waren, konnte nicht mehr festgestellt werden. Nach Durchsicht des Bestandes können wir aber ein paar Vermutungen darüber anstellen.

Als der Bestand seinen Weg nach St. Peter fand, war ein großer Teil davon noch in kleine Pakete verschnürt, ganz so, wie man sie im 18. und 19. Jahrhundert oft aufbewahrt hatte. Nach einer fotographischen Dokumentation der verschlossenen Pakete begannen wir, die Schnüre zu lösen und die Pakete zu entfalten. Von vielen Seiten rieselte einem noch der Schreibsand entgegen, den man früher über die frisch geschriebenen Seiten gestreut hatte, um die Tinte nicht zu verwischen.

Das Ordnen und Erschließen des Bestandes gestaltete sich als Herausforderung: Die Archivalien stammten aus insgesamt drei verschiedenen Jahrhunderten, aus verschiedenen Provenienzen (Herkunftsorte), und betrafen komplett unterschiedliche Themen. Es handelte sich sowohl um Getreidelisten des 17., Bittschriften der Untertanen aus dem 18., und Verwaltungsschriftgut des frühen 19. Jahrhunderts. Das älteste Stück ist ein Gerstenzehentregister von 1632, in dem die Verwaltung des Amtes Viehhausen detailliert auflistet, wie viel Gerste die Bauern dieser Gegend als Abgabe nach St. Peter liefern sollten. Das jüngste Dokument ist das Konzept eines Briefes, in dem man sich über die Aufstockung eines Nachbarhauses der Stiftsbäckerei beschwerte, man befürchtete, dass die Bäckerei so Tageslicht verlieren könnte.

Eine besonders häufige Gattung stellen die Untertanenbitten dar, in denen sich die Bewohner der zum Stift St. Peter gehörigen Gebiete, die dem Stift auch Abgaben schuldig waren, mit Bitte um Zahlungsnachlass an das Kloster wandten. Eine der Abgaben war zum Beispiel die Anlait, die bei der Übergabe eines Hofes an neue Besitzer:innen fällig wurde, etwa nach dem Tod des:der Vorbesitzers:in. Diese Anlait konnte oft nicht bezahlt werden, wenn der übernommene Hof in den ersten Jahren nicht so gute Erträge brachte wie erhofft oder von Naturkatastrophen heimgesucht wurde, dann bat man St. Peter um den Erlass der Gebühr.
Ein solcher Fall ist etwa der von Anna Grundtnerin,[i] die sich im Jahr 1734 an Abt Placidus wandte, weil sie die Anlait nicht zahlen konnte. Sie beschreibt in ihrem Brief, wie sie nach dem Tod ihres Ehemanns Hans Millauer seine Schulden erbte. Mit zwei minderjährigen Töchtern und ohne finanzielle Mittel ließ sie sich zu einer zweiten Eheschließung überreden und kaufte mit ihrem zweiten Ehemann Rupert Grundtner[ii] das Muhrlehen und die Mauthmühle zurück, die nach dem Tod ihres Ehemanns zwangsversteigert worden waren. Damit wurde für sie die Anlait doppelt fällig: einmal durch den Tod ihres Ehemanns, und zusätzlich noch durch den Rückkauf des Hofes bei der Versteigerung. Die durch diese zweifache Besitzveränderung fällig gewordene Gebühr betrug 83 Gulden und 15 Kreuzer. Laut dem Kaufkraftrechner der Universität Salzburg[iii] wäre dies deutlich mehr als der Jahreslohn eines ungelernten Arbeiters und damit eine beträchtliche Summe. Zudem war die gekaufte Mühle einsturzgefährdet und bedurfte einer dringenden Reparatur. In dieser verzweifelten Lage bat Anna Grundtnerin Abt Placidus in einem Brief um Erlass der Anlait.
Auf ihrem Brief erhalten ist außerdem eine Zusammenfassung des Gutachtens, das man in St. Peter zu dem Fall einforderte. Darin empfahl der Beamte die Reduzierung der Schuld auf 70 Gulden. Abt Placidus gab daraufhin die Anweisung, nach dem Gutachten zu verfahren.

Fälle wie dieser sind ein wunderbarer Einblick in die Sozialgeschichte vergangener Jahrhunderte, und durch die Rückgabe der Archivalien an St. Peter und die Erschließung im Archivinformationssystem können sie der Forschung zugänglich gemacht werden. Im Zuge der Aufarbeitung des Bestandes wurden viele Personen- und Hofnamen erfasst, die jetzt Interessent:innen der Ahnenforschung und Hofgeschichte dienen können.

Noch immer nicht geklärt ist allerdings, wie die Archivalien an das Musikwissenschaftliche Institut gelangen konnten. Es handelt sich dabei nicht um prachtvoll ausgestattete Bücher mit hohem monetärem Wert, und auch nicht um einen ausgewählten Selekt zu einem einzelnen Thema, der an ein bestimmtes Forschungsprojekt denken lässt.

Zwei Möglichkeiten sollen hier vorgestellt werden: In den 20ern des letzten Jahrhunderts studierte in Wien Pater Maurus Schellhorn aus St. Peter am Institut für Österreichische Geschichtsforschung und promovierte bei dem Musikwissenschafter Prof. Robert Lach[iv], dem er möglicherweise einen möglichst diversen Bestand an Archivalien, der allerdings nicht sehr wertvoll war, zur Verwendung in einer Übung im Institutskurs, überlassen hat.

Eine zweite Verbindung nach Wien kommt durch Pater Friedrich Hermann zustande, der etwa ein Jahrzehnt nach Maurus Schellhorn ebenfalls am Institut für Österreichische Geschichtsforschung studierte. Er könnte den Bestand nach Wien mitgenommen haben, um ihn zu erschließen und um damit zu arbeiten.

Trotz ihres rätselhaften Abstechers nach Wien sind die Archivalien jetzt also in Salzburg angekommen und stehen im Speicher des Archivs, wo sie als spannendes Beispiel für die Verwaltungskultur des Klosters dienen.

Folgende Akten stehen den Benützer:innen des Archivs der Erzabtei St. Peter ab sofort neu zur Verfügung:

Akt 2988 Rechnungsunterlagen und Listen zum Amt Abtenau
Akt 2989 Untertanen- und Parteisachen zum Amt Eching
Akt 2990 Untertanen- und Parteiensachen zum Amt Pinzgau
Akt 2991 Untertanen- und Parteiensachen, Zehente und Abgaben zum Amt Pongau
Akt 2992 Gerstenzehentregister und Fällgenehmigung Amt Viehhausen
 Akt 2993 Schonung von Bäumen und Holzbewilligungsscheine Amt Weildorf
Akt 2994 Untertanenbitten, Verwaltungskorrespondenz, Rechnungen, Amt Weißenbach bei Kuchl
Akt 2995 Rechnungen, Korrespondenzen aus dem Munizipialamt Salzburg
Akt 2996 Rechnungen der Wirtschaftshaltung des Klosters, Temporalia
Akt 2997 Urkundenabschriften und Findbehelfe
Akt 2998 Untertanenbitten an Abt Placidus aus verschiedenen Ämtern
Akt 2999 Varia der Akzession Universität Wien (Akz. 2018/03)


[i] Vgl. ASP, Akt 2990/1.

[ii] Vgl. Pfarre Saalfelden, Trauungsbuch III, S. 79. (Trauungsbuch – TRBIII | Saalfelden | Salzburg: Rk. Erzdiözese Salzburg | Österreich | Matricula Online (matricula-online.eu))

[iii] Salzburger Kaufkraftrechner 1477-2020 – Projekte und Publikationen (sbg.ac.at)

[iv] Vgl. Hirtner, Gerald: Maurus Schellhorn OSB, 1888-1973, S. 331-341 in: „… und mit dem Tag der Zustellung dieses Erlasses aufgelassen“. Die Aufhebung der Katholisch-Theologischen Fakultät Salzburg 1938, hrsg. von Alois Halbmayr und Dietmar W. Winkler. Innsbruck/Wien 2022. S. 335.


Gala-Uniform eines österreichischen Beamten aus dem 19. Jahrhundert

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Nicht nur in der Armee trug man früher eine Uniform. Die k.k. Beamten Österreichs hatten ebenfalls seit Beginn des 19. Jahrhunderts eigene Uniformen. Je höher ein Beamter gestellt war, desto mehr war die Uniform geschmückt. Im Museum in Altenmarkt hat eine festliche Beamtenuniform aus dem Besitz von Josef Maria Graf von Plaz (1857-1939) bis heute überdauert.

1814 wurde eine erste Vorschrift für die von Sr. k.k. Majestät „sämmtlichen Staatsbeamten bewilligte Uniform“ herausgegeben. Dieses „Ehrenkleid“ war bei festlichen Anlässen zu tragen. Schon in dieser ersten Richtlinie wurde genau festgelegt, welche Uniform für welchen Beamtenrang in Frage kommt. Für jede der 12 „Diäten-Classen“ gab es eine eigene Uniform. In späteren Jahren wurden für zahlreiche Beamten mit unterschiedlichen Tätigkeiten weitere Regelungen erlassen.

Die Uniformen für die Staatsbeamten wurden generell in vier Kategorien eingeteilt – wobei es in den ersten drei Kategorien auch eine Gala-Uniform, wie die hier erhaltene gab. Der Platz jedes einzelnen Knopfs wurde auf den Zentimeter genau in einer Verordnung festgelegt. Auch wann diese getragen werden durfte war streng geregelt. Übrigens mussten sich die Beamten die Uniformen selbst kaufen – Ratenzahlung war aber möglich.

Die Gala-Uniform in Altenmarkt besteht aus einem Tschako, einem Rock, einer Hose und einem weißen Hemd. Der Rock ist mit einem goldenen Muster an den Manschetten, auf der Brust sowie am Kragen bestickt und hat neun goldene Knöpfe. Weiters zählt ein Beamtendegen zur Ausstattung.

Wer war nun der Träger dieser Uniform? Josef Maria Graf von Plaz wurde am 5. Februar 1857 am Gut seiner Mutter Gräfin Maria Kunigunde (geb. von Orsini und Rosenberg; 1826-1883), auf Schloss Freudenau bei Radkersburg (heute Crnci in Slowenien) geboren. Sein Vater war Maria Leopold Hieronymus Graf Plaz (1810-1876).

Ebenso wie sein älterer Bruder Hieronymus schlug Josef Maria die Beamtenlaufbahn ein. Er wurde 1893 zum k.k. Kämmerer ernannt und hatte die Funktion eines k.k. Bezirks-Commissärs und später eines Bezirks-Obercommissärs inne. Plaz trug den Titel „Herr auf Höch und St. Jakob am Thurn“. Er war u.a. seit 1893 auch Mitglied der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. 1895 heiratete er in erster Ehe Theresia (geb. Gräfin von Thürheim; 1871-1902). Gräfin von Plaz verstarb kurz nach der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes, Maria Felicitas (*1902).

Ende des Jahres 1900 wurde er zum k.k. Bezirkshauptmann von Salzburg ernannt und 1902 wurde er Pongauer Bezirkshauptmann. 1903 heiratete er in zweiter Ehe Juliana Maria Sidonia (geb. Gräfin von Blome; *1873-1949). Das Ehepaar hatte vier gemeinsame Kinder. Die beiden Söhne Maria Johannes Leopold (*1907) und Maria Johannes Ludwig (*1909), sowie die Töchter, Maria Johanna Theresia (*1911) und Josefa Maria, die im ersten Lebensjahr verstarb.

1904 wurde ihm der königlich-rumänische Offiziersorden „Stern von Rumänien“ verliehen. Im selben Jahr wurde er Bezirkshauptmann von Salzburg-Umgebung. 1907/09 trat Plaz, aufgrund eines Augenleidens, das später zu seiner vollkommenen Erblindung führte, in den Ruhestand über.

Nach dem Tod seines Bruders übernahm er Schloss Höch, auf dem er auch am 7. Jänner 1939 verstarb. Von 1657 bis 1989 war das Schloss Höch, nahe von Altenmarkt, im Eigentum der Familie Plaz.


Das katholische Symbol einer Primizkrone

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Eine Primiz, die erste feierliche Messfeier eines Neupriesters, wurde bis ins 20. Jahrhundert – als Fest für die gesamte Pfarrgemeinde – ähnlich wie eine Hochzeit gefeiert. Der Neupriester zog von seinem Elternhaus in einer Prozession zur Kirche. Eine weiß gekleidete Primizbraut – meist die kleine Schwester oder eine Verwandte des Primizianten – trug auf einem edlen Kissen die Primizkrone, die dann neben dem Messbuch abgelegt wurde. Zur Erinnerung und als Standeszeichen bewahrte der Priester seine Primizkrone meist sein Leben lang auf.

Im Heimatmuseum Altenmarkt hat sich eine solche Primizkrone aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Neben der aus Draht gefertigten Krone existiert auch ein Polster aus weißer Seide mit Goldquasten. Dies legt nahe, dass die Krone während des feierlichen Einzugs des Priesters in die Kirche auf dem Polster der Prozession vorangetragen wurde. Dieser Polster wurde meist von einem jungen Mädchen, der Primizbraut, getragen. Das ebenfalls noch erhaltene Getreidebündel, bei dem die Halme mit Goldfäden umwickelt wurden, war ebenfalls Teil dieses Brauchtums.

Ein Ansteckstrauß für den Primizianten verrät auf einer Seidenschleife in goldenen Buchstaben auch das genaue Datum des Ereignisses, nämlich den 31. Juli 1887. An diesem Tag, einem Sonntag, wurden im ganzen Land Salzburg zahlreiche Primizen gefeiert. Da in Altenmarkt die Primiz im Jahr 1887 aber erst Mitte August stattgefunden haben dürfte, könnte die Primizkrone von einer der Feiern aus einer der umliegenden Gemeinden stammen.

Bei einer Primiz war in der Regel der ganze Ort auf den Beinen. Die gesamte Familie des Neupriesters war anwesend und die Prozession wurde von einer Musikkapelle untermalt. In einigen Gemeinden lebt der Brauch der Primizbraut bis heute.


Abdankungserklärung des Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo (1803) © Archiv der Erzdiözese Salzburg

Abdankungserklärung des Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Hieronymus Graf Colloredo, der 30 Jahre als Fürsterzbischof von Salzburg geherrscht hat, übergibt gemäß den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses die Regierung des Erzstiftes Salzburg an den Großherzog von Toskana. Dadurch wird der Großherzog – wie im Friedensvertrag von Lunéville (1801) vereinbart – für seine Gebietsverluste entschädigt. Colloredo entlässt alle Untertanen, denen er seinen innigen Dank ausspricht, aus ihrer ihm gegenüber geschuldeten Pflicht und fordert sie zu Treue und Anhänglichkeit für ihren neuen Landesherrn auf. Mit diesem Akt endete die seit dem Spätmittelalter bestehende weltliche Herrschaft der Erzbischöfe über das Land Salzburg.

Hieronymus Graf Colloredo (1732–1812) und Salzburg
Hieronymus Joseph Franz de Paula Graf von Colloredo zu Waldsee und Mels wurde am 31. Mai 1732 in Wien als Sohn des späteren Reichsvizekanzlers Rudolph Wenzel Graf Colloredo, der 1763 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde, und der Maria Franziska Gräfin Starhemberg geboren. Als zweitgeborener Sohn ursprünglich für die militärische Laufbahn vorgesehen, wurde er aufgrund seiner Kränklichkeit und schwachen Konstitution schließlich für den geistlichen Stand bestimmt und erhielt bereits in jungen Jahren etliche Kanonikate, darunter auch in Salzburg.

Die erste Sprosse auf der Karriereleiter erklomm der junge Adelige, der an der Sapienza in Rom studierte und 1755 zum Doktor beider Rechte promoviert wurde, im Jahr 1759 mit der kaiserlichen Ernennung zum Auditor an der Sacra Rota Romana (= Richter des päpstlichen Gerichts für die deutsche Nation). Nach der Priesterweihe im Jahr 1761 wurde ihm im darauf folgenden Jahr von Maria Theresia das Bistum Gurk verliehen, das er zehn Jahre lang in jeglicher Hinsicht vorbildlich verwaltete.

Im März 1772 wurde er nach einem Dutzend Wahlgängen vom Salzburger Domkapitel zum Erzbischof erkoren. Die Bevölkerung, die sich den bayerischen Parteigänger und beliebten Domdechant Ferdinand Christoph Graf Zeil-Waldburg als neuen Fürsten und Erzbischof gewünscht hatte, bekundete über den Wahlausgang wenig Freude. Dies wiederum bewirkte bei Colloredo große Verbitterung. Das Verhältnis zwischen dem Landesherrn und seinen Salzburger Untertanen blieb folglich während seiner gesamten 30 Jahre währenden Regierung distanziert.

Colloredos Regierung markierte eine tief greifende politische und kulturelle Zäsur für Salzburg, denn nun setzte ein bemerkenswerter Aufklärungs- und Reformprozess ein, der nicht nur den kirchlichen Sektor einbezog, sondern sich auch auf alle gesellschaftlichen Bereiche erstreckte. Erwähnt seien lediglich die Aufhebung zahlreicher Feiertage und damit verbunden radikale Einschnitte in die Volksfrömmigkeit (Eindämmung des Barockkatholizismus), Reformen hinsichtlich der Armen- und Gesundheitsfürsorge, des Schulwesens sowie die Sanierung der Finanzen.

Drohende Säkularisation
In die im Gefolge der Französischen Revolution in Europa einsetzenden kriegerischen Auseinandersetzungen wurde mit der Erklärung des Reichskrieges am 22. März 1793 auch Colloredo und mit ihm das Erzstift hineingezogen. Je länger der Krieg dauerte, den der Erzbischof als treuer Anhänger des Kaisers – offiziell – eifrig unterstütze, desto schwieriger gestaltete sich die Aushebung von Rekruten. Die Unruhen in der Bevölkerung verstärkten sich zusehends und schränkten Colloredos Handlungsradius und Autorität zunehmend ein.

Dazu kam der drohende Verlust der Macht durch die Säkularisation der Reichskirche, die 1803 im Reichsdeputationshauptschluss gipfeln sollte. Salzburg blieb davon nicht verschont. Bereits seit 1797 (geheimes Zusatzabkommen zum Frieden von Campo Formio) zeichnete sich ab, dass das Haus Habsburg seine Territorialverluste in Italien durch das Erzstift Salzburg kompensieren würde. Der Ausbruch des Zweiten Koalitionskriegs (1799–1802) brachte für die Säkularisation der geistlichen Reichsterritorien zunächst noch einmal einen kurzen Aufschub. Am 10. Dezember 1800 floh Colloredo vor der anrückenden französischen Armee, die Salzburg einige Monate lang besetzte und hohe Reparationszahlungen forderte, aus seiner Residenz, in die er nie mehr zurückkehren sollte, zunächst nach Brünn, von wo aus er sich im März 1801 ins Exil in seine Geburtsstadt Wien begab.

Abschied von der weltlichen Macht
Der Friede von Lunéville vom Februar 1801 beendete die Kriegshandlungen zwischen dem Reich und der französischen Republik. Eine Rettung des Erzstifts Salzburg wurde bei den folgenden Verhandlungen von keiner Seite mehr ernsthaft erwogen, vielmehr sollte für den Großherzog der Toskana, den Habsburgischen Erzherzog Ferdinand III. (1769–1824), eine entsprechende Entschädigung mit den Herrschaftsgebieten Salzburgs und Berchtesgadens gefunden werden.

Am 11. Februar 1803 unterzeichnete Fürsterzbischof Colloredo in seinem Wiener Exil die Verzichtserklärung auf seine weltliche Herrschaft – vorbehaltlich der kaiserlichen Zustimmung zum Reichsdeputationshauptschluss –, die nunmehr für einige Jahre an Ferdinand III. von Toskana überging. Dieser stellte noch am selben Tag jenes Dekret aus, mit welchem er das nunmehrige Kurfürstentum Salzburg als neuer Landesherr in Besitz nahm.

In den folgenden Jahren setzte sich Hieronymus Graf Colloredo, der ja nach wie vor Metropolit des Erzbistums Salzburg war, energisch und letztlich auch erfolgreich für den Weiterbestand des erzbischöflichen Stuhles in Salzburg ein. Wenige Tage vor der Vollendung seines 80. Lebensjahres starb er an den Folgen eines Schlaganfalls und wurde – von seinen ehemaligen Salzburg Untertanen kaum betrauert – im Dom zu St. Stephan in Wien beigesetzt.

Die Abdankungserklärung
Die Abdankungserklärung Fürstbischof Colloredos liegt im Archiv der Erzdiözese Salzburg als Druck vor, dessen wörtliche Übereinstimmung mit der Urschrift vom 11. Februar 1803 am 16. Februar von Geheimregistrator Adam Josef Emmert bestätigt wurde.

In diesem publizierten Aufruf dankte Colloredo dem Domkapitel, den Ständen und dem ganzen Volk für die erwiesene Treue und entließ sie aus ihren Pflichten. Zugleich ermahnte er sie, dem neuen Landesherrn „mit der den guten Salzburgern eigenen Offenheit“ ebenfalls das Treuegelöbnis zu leisten. „Glück und Wohl“ sollten aus dem „neugeschlossenen Bunde aufblühen“. Gerade wegen der Kluft zwischen Colloredo und seinen Untertanen war dies zumindest von seiner Seite ein versöhnlicher Abschied nach einer jahrzehntelangen Regierungszeit.

Wortlaut der Abdankungserklärung
Wir Hieronymus von Gottes Gnaden des heil(igen) röm(ischen) Reichs Fürst und
Erzbischof zu Salzburg, des heil(igen) apostol(ischen) Stuhls zu Rom gebohrner Legat, und
Primas von Deutschland entbiethen Unserm ehrwürdigen Domkapitel, getreuen Ständen, Dienst- und Lehenleuten, so wie sämmtlichen Untertha-
nen, und Einwohnern Unsers Erzstifts Unsern gnädigen Gruß im geneigten Willen und alles Gute.
Der wichtige Augenblick ist gekommen, der das künftige Loos Unsers Erzstifts entscheidet. Dem auf Einwirkung der vermittelnden Mächte am 23. November vorigen Jahrs
zu Regensburg zu Stande gebrachten Hauptdeputationsschluße zufolge soll Salzburg den vorzüglichsten Theil der Entschädigung ausmachen, welche dem Herrn Erzherzoge, Großher-
zoge von Toskana in dem Frieden zu Lüneville völkerrechtlich ist zugesichert worden, und unter pflichtmäßigem Vorbehalte der von S(eine)r kaiserlichen Majestät und dem Reiche noch zu
erfolgenden Begnehmigung dieses Hauptschlußes stehen Wir im Begriffe, die Regierung des Erzstiftes nunmehr in die Hände Unsers Nachfolgers zu übergeben.
Seit länger als einem ganzen Menschenalter berufen für das religiöse und politische Wohl der Bewohner dieses Erzstifts als Erzbischof und Fürst zu wachen, kannten Wir
bisher keine befriedigendere Bestimmung, als durch rastloses Streben nach diesem großen Ziele unausgesetzt an dem Glücke eines Landes zu arbeiten, dem Wir – von Unserm Ein-
tritte in das Domkapitel zu Salzburg an gerechnet – nun überhaupt fünfzig volle Jahre angehören, und stets innige Zuneigung zu widmen gewöhnt waren.
Die Empfindungen, welche Uns daher in dieser feierlichen Stunde der Trennung bewegen, bedürfen gewiß keiner Schilderung; Wir fügen Uns jedoch willig der Anordnung
einer höhern Macht, und alle Unsere Gefühle drängen sich nun einzig in den warmen Dank zusammen, den wir hier noch ein Mal Unsern lieben getreuen Unterthanen laut für den
edlen Wetteifer ausdrücken, womit jeder Stand, jede Klasse derselben während Unserer 30 Regierungsjahre seinen Pflichten so redlich nachzukommen und Unsere nun vollbrachte schwe-
re Arbeit zu erleichtern bemüht war.
Nichts aber vermag Uns beym Scheiden kräftigern Trost zu gewähren, als die Gewißheit, diese geliebten Unterthanen künftig einem Fürsten anvertraut zu wissen, Dessen große
Eigenschaften zum voraus das Heil seines Volkes verbürgen, der als Abkömmling des erhabenen Erzhauses ererbte Regenten-Weisheit und Tugenden auf dem Fürstenstuhle zu Salz-
burg dauerhaft gründen, Seiner neuen Unterthanen Wohlstand befestigen, und selbst ihr Trachten nach Glück jenseits des Grabes durch Sorgfalt für Aufrechterhaltung der Reli-
gion ihrer Väter Seiner auf eigenes persönliches Beyspiel gestützten Aufmerksamkeit nicht entrücken lassen wird.
Indem Wir nun einem solchen Nachfolger weichen, glauben Wir Unserm ehrwürdigen Domkapitel, getreuen Ständen, Lehenleuten, Staats- und Hofdienern geistlichen und
weltlichen Standes, sämmtlichen Militairpersonen Unsers Erzstifts, den Magistraten der Städte, der Bürgerschaft und allen übrigen getreuen Unterthanen den letzten Beweis Un-
serer väterlichen Zuneigung dadurch zu geben, daß Wir sie nunmehr – jedoch unter Erneuerung des im Eingange erwähnten Vorbehalts – sammt und sonders nicht nur der gegen
Uns beschwornen Pflichten förmlich entlassen, sondern sie auch wohlmeinend ermahnen, dem neuen Herrn mit der den guten Salzburgern eigenen Offenheit eben die Treue und An-
hänglichkeit künftig fort zu bewahren, die Wir bis zu diesem Augenblicke als das schönste Pfand der Liebe Unserer theuern Unterthanen ansahen, und durch keinen Wechsel der Dinge
je aus Unserm dankbaren Andenken verlieren können.
Glück und Wohl werden dann aus dem neugeschlossenen Bunde aufblühen, und Wir durch fortgesetzte Theilnahme auch in der Entfernung die Reinheit Unserer Gefühle
bekräftigen.
Gegeben unter Unserer eigenen Handunterschrift und Beydruckung Unsers größern geheimen Insiegels. Wien den 11. Februar 1803.

Hieronymus.
L(oco) S(igilli)

Freyherr v. Bleul Hofkanzler.
Ad Mandatum Cels(issi)mi Principis
proprium

I. Diller.
Daß gegenwärtiger Abdruck mit der Urschrift ganz gleichlautend sey, bezeuget bey seiner Amtspflicht Salzburg am 16. des Februars 1803.

J. Emmert m(anu) p(ropria)
Geheimer Registrator.


Requiem Luigi Gatti © Archiv der Erzdiözese Salzburg

W. A. Mozart: Requiem KV 626, Flötenstimme (Detail)

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Am 18. August 1806 führten die Musiker der Salzburger Hofmusik zu Ehren des wenige Tage zuvor verstorbenen und in St. Peter begrabenen Johann Michael Haydn in der Universitätskirche das Requiem Wolfgang Amadé Mozarts auf. Vermutlich für diese Aufführung fertigte der letzte Salzburger Hofkapellmeister Luigi Gatti eigenhändig eine Adaption des Posaunen-Solos im »Tuba mirum« für Flöte an.

Das Notenmaterial zu dieser Aufführung, die einer der letzten Einsätze der Salzburger Hofmusik in ihrer alten größe gewesen sein dürfte, konnte erst im Sommer 2009 im Zuge von Katalogisierungsarbeiten im Dommusikarchiv identifiziert werden. Es handelt sich um einen heute unvollständig überlieferten Stimmensatz, dessen ältester Bestand aus 26 Stimmen von sieben verschiedenen Schreibern besteht. An dessen Herstellung war auch der seinerzeitige Hofkapellmeister Luigi Gatti beteiligt, der anscheinend die Gesamtherstellung überwachte und fehlende Teile sowie Instrumentenbezeichnungen in den Stimmen anderer Schreiber ergänzte. Er dürfte es auch gewesen sein, der die Musik den Salzburger Aufführungskonventionen und den besonderen Umständen des Anlasses anpasste. Im »Tuba mirum«, jenem Satz, in dem schon in der im Jahr 1800 erschienen Erstausgabe das ursprünglich für Posaune konzipierte Instrumental-Solo fälschlich dem Fagott zugewiesen worden war, fügte Gatti eine weitere Stimme für Flöte hinzu, die großteils Mozarts Original folgt, teilweise aber auch beträchtlich davon abweicht und eine echte Neukomposition darstellt.

Gattis Bearbeitung könnte aus gegebenem Anlass für den Flötisten Georg Schinn, einen Schüler und Freund Michael Haydns, entstanden sein. Schinn, der in jungen Jahren seine Ausbildung in Salzburg genossen hatte, war ursprünglich Musiker der Hofkapelle in Eichstätt und wurde beim Regierungsantritt Ferdinands von Toskana gemeinsam mit anderen Eichstätter Musikern in Salzburger Dienste übernommen. Hier gehörte er zum engeren Kreis von Haydns Freunden, die nach dessen Tod auch seine erste Biographie herausgaben. Es liegt nahe anzunehmen, dass Schinn durch Gattis Bearbeitung die Möglichkeit erhielt, dem Verstorbenen auch musikalisch die letzte Ehre zu erweisen.

Seit dieser Zeit fanden in Salzburg mit zunehmender Regelmäßigkeit Aufführungen von Mozarts Requiem statt, wobei der vorliegende Stimmensatz vermutlich bis ins frühe 20. Jahrhundert verwendet wurde. Dabei nahm die Musik allmählich den Charakter einer offiziellen Begräbnismusik für prominente Salzburger Persönlichkeiten an, wie aus zahlreichen Eintragungen beteiligter Musiker hervor geht. Unter den so geehrten waren neben Salzburger Bürgermeistern, Personen des Adels und der hohen Geistlichkeit auch prominente Salzburger Musiker wie der erste Leiter der Musikschule »Mozarteum« Alois Taux (†1861), Chordirektor und Lehrer am »Mozarteum« Leopold Deisboeck (†1870) oder der Mitbegründer des »Dommusikverein und Mozarteum« Franz Edler von Hilleprandt (†1871). Zahlreiche Eintragungen belegen auch eine Aufführung zur Salzburger Mozartfeier im Juli 1891, bei der u.a. der 16-jährige Hugo von Hofmannsthal zugegen war. Für eine weitere Mozart-Feier reiste die Dommusik (und mit ihr das vorliegende Aufführungsmaterial) im Dezember 1891 sogar bis nach Brünn.


Brief aus Paris an Abt Dominikus Hagenauer von St. Peter © Archiv St. Peter

Empfehlungsschreiben von Antonio Canova

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Zwei Salzburger zu Besuch beim bedeutendsten klassizistischen Bildhauer der Neuzeit! Im Gespräch mit dem Künstler, im Studium seiner Werke und in der regelmäßigen Benützung seiner erlesenen Bibliothek sollten sie den buon gusto erwerben. Zum Abschied gab es ein Empfehlungsschreiben.

Der Bildhauer Antonio Canova (1757–1822) war der Hauptvertreter des italienischen Klassizismus, der sich beispielsweise mit Werken wie Amor und Psyche (1793, Louvre), Theseus‘ Sieg über den Centauren (1805/19, KHM Wien) oder dem Grabmal für Erzherzogin Marie Christine von Sachsen-Teschen (1801/05, Augustinerkirche Wien) unsterblich machte.

Seine römische Werkstatt war ein Anziehungspunkt für Kunstliebhaber der napoleonischen Zeit, zu denen auch die beiden Benediktinermönche Albert Nagnzaun (1777–1856) und Alois Stubhahn (1778–1862) gehörten. Im April 1804 wurden sie von ihrem Abt, Dominikus Hagenauer (reg. 1786–1811), auf zweijährige Studienreise nach Rom geschickt. Sie sollten ihre Kenntnisse in der lateinischen und italienischen Sprache perfektionieren, P. Alois sollte Kirchenrecht und P. Albert Exegese studieren. Die Reise diente damit der Vorbereitung auf ihre künftige Lehrtätigkeit an der Salzburger Benediktineruniversität, die sie 1806 bzw. 1808 antraten. Darüber hinaus hatten die beiden Benediktiner den Auftrag, die Stiftssammlungen von St. Peter durch gezielte Ankäufe und Erwerbungen zu erweitern. Ausflüge unternahmen sie an benediktinische Stätten wie Montecassino oder Subiaco. Die Reise führte sie bis nach Neapel, wo P. Albert Nagnzaun im Oktober 1805 den aktiven Vulkan Vesuv bestieg. Im Stile einer Grand Tour wurden Audienzen bei hoch- und höchstrangigen Personen wahrgenommen, darunter vier Papstaudienzen bei Pius VII. (1800–1823).

Auf besonderen Wunsch des dirigierenden Staatsministers Federigo Marchese Manfredini (1743–1829) besuchten P. Albert und P. Alois mehrmals den Bildhauer Antonio Canova, der ihr „Lehrmeister in den schönen Wissenschaften“ sein sollte. Tatsächlich konnte der berühmte Künstler nur wenig Zeit für die beiden Benediktiner erübrigen, wie sie ihren Abt in einem Brief wissen ließen. Zumindest ein Empfehlungsschreiben stellte ihnen Canova am 6. Mai 1806 vor der Rückreise nach Salzburg aus, mit dem sie in Venedig bei einem namentlich nicht genannten Freund Canovas zu einer günstigen Geldwechselmöglichkeit kommen sollten.

Das Autograf des Antonio Canova wurde 2011 vom St. Galler Stiftsarchivar Dr. Peter Erhart bei wissenschaftlichen Recherchen im Archiv der Erzabtei St. Peter entdeckt und 2016 in der Sonderausstellung „Vedi Napoli e poi muori – Grand Tour der Mönche“ im DomQuartier Salzburg der Öffentlichkeit präsentiert.

Transkription:
[v] Per i Due Monaci che ritornano a Salisburgo
[r] Ecco la promessa Lettera per il mio Amico di Venezia, il quale potrà Loro esser piacevole ancora, qualora abbissognassero essendo di cambiare monete in altre, essendo appunto questa il Suo uffizio in quella Piazza. Augurando Loro felice il ritorno, ho l’onore di dichionarmi … Dallo studio 6 Maggio 1806 … Antonio Canova


Mappe über die Brunnen und Canal-Leitungen zu und in der Stadt © Stadtarchiv Salzburg

Mappe über die Brunnen und Canal-Leitungen zu und in der Stadt Salzburg

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Der 1816 fertig gestellte Plan erfasst auf insgesamt zehn Blättern das gesamte Wasserversorgungssystem der Stadt Salzburg mit allen Quellfängen, Leitungen und Hausanschlüssen. Auch das gesamte System des Almkanals mit seinen Strängen und allen Werken und Hämmern, die entlang seines Laufes angesiedelt waren, ist planlich dargestellt.

Als Salzburg 1810 Teil des Königreichs Bayern wurde, präsentierten sich nach den Kriegswirren und der vielfachen militärischen Besetzung der Stadt Gebäude und Infrastruktur desolat und alles andere als zufrieden stellend, so auch das System der Wasserversorgung. In den Rinnen und Abflüssen häuften sich Schmutz und Unrat, Brunnrohre waren verfault und undicht. Die Stadtverwaltung besaß zumindest Aufzeichnungen zur Berechnung des Wasserzinses. Unterlagen für die ärarischen Leitungen fehlten wie auch generell Wasserleitungspläne, Aufzeichnungen über Brunnen und dergleichen.

1813 erhielten Bauinspektor Franz Staiger und der Geometer Ludwig Grenier vom königlichen Lokalbauamt den Auftrag, die Hofbrunnleitungen planlich zu erfassen. Zwei Jahre später, 1815, beauftragte schließlich die Stadtverwaltung Grenier, einen Gesamtplan aller Wasserversorgungseinrichtungen zu erstellen. 1816 wurde die „Mappe über die Brunnen und Canal-Leitungen zu und in der Stadt“ abgeschlossen. Auf insgesamt zehn Blättern erfasste der Plan in einem Maßstab von 1:2880 alle Quellfänge, Wasserleitungen, Hausanschlüsse und auch das gesamte System des Almkanals mit seinen Strängen und allen Werken und Hämmern, die entlang seines Laufes angesiedelt waren.

Grenier verwendete als Plangrundlage offensichtlich einen bereits 1811 entstandenen Grundplan der Stadt Salzburg. Das Original dieses Planes befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek.

In diesen Grundplan wurden die einzelnen Häuser eingezeichnet und nummeriert. Die städtischen Brunnleitungen sind gelb, die „staatlichen“, die das Kammeral-Bau-Amt zu unterhalten hatte, blau eingezeichnet. Die Leitungen der Abtei St. Peter sind braunrot, die unterirdischen Kanäle der Stadt braun und jene des Kammeral-Bau-Amtes schwarzgrau. Die Hauszuleitungen mit der abgegebenen Wassermenge sind zudem in der Legende ausgewiesen.

Ludwig Grenier wurde um 1780 als Sohn des Cameral- und Landschaftsarchitekten Louis Grenier in Salzburg geboren. Zum Geometer ausgebildet fand er ab 1819 als Wegmeister in Radstadt Beschäftigung. Neben dem Wasserleitungsplan zeichnete Grenier einen Plan Salzburgs nach dem großen Stadtbrand von 1818. Von ihm stammen auch die Zeichnungen der römischen Mosaiken von Loig. Grenier leitete auch Nachgrabungen auf den Loiger Feldern und in Glas bei Salzburg.


Predigten am Huldigungsfeste am 12. Juni 1816 © Archiv der Erzdiözese Salzburg

Predigt am Huldigungs-Feste für Se. k. k. Majestät von Österreich

Entstehungszeitraum: 1893-1957
Entstehungsort: Salzburg, Oberösterreich
Objektart: Fotos, Ansichtskarten
Autor: 
Artikel-Autor: Werner Friepesz
Material: Papier
Größe: 
Standort/Signatur: Salzburg Museum, Inv.-Nr, Foto 41862, Foto 43789, Foto 41568, Foto 45098, Foto 41863, Foto 41572, Foto 45094
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

In Salzburg herrscht Jubelstimmung an diesem 12. Juni 1816. Nach langen Wirren und verschiedenen Herrschaftseinflüssen feiert man mit dem Herrscher Kaiser Franz II./I. von Österreich, der eigens hierher gekommen war, die Rückgabe des Landes Salzburg an Österreich. Was sollte man aber tun, wenn man nicht nach Salzburg fahren konnte, um dabei zu sein? In der Kirche von Pfarrwerfen thematisierte der dortige Pfarrer Ludwig Krug genau dieses Ereignis in einer flammenden Predigt. Dass dabei die Schlagworte „Gehorsam“ und „Treue“ als „die zwey Hauptpflichten eines christlichen Unterthans“ hervorgehoben wurden, überrascht dabei wenig.

Bevor Ludwig Anton Krug als Pfarrer nach Pfarrwerfen kam, um dort seine Predigt „von der Wichtigkeit und Festlichkeit dieses Tages“ (S. 3) halten zu können, war er für fast zehn Jahre – vom November 1801 bis zum Mai 1810 – als Subregens im erzbischöflichen Priesterhaus in Salzburg tätig. Und in dieser Funktion war er für die Lehre der Pastoral, insbesondere der Homiletik, also der Predigtkunst, zuständig.

Er wurde am 27. September 1769 in Würzburg geboren. Nach den Studien, die er mit dem Doktorat abschloss, wurde er am 5. März 1792 zum Priester geweiht.

Nach seiner Tätigkeit als Subregens in Salzburg bewarb er sich schließlich auf die Stelle als Pfarrer in Pfarrwerfen.

Nach sechs Jahren der Tätigkeit nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Dechant und k .k. Schuleninspektors, schwor er die Pfarrgemeinde am 12. Juny 1816 auf den neuen Herrscher ein, indem er ihr in der Predigt die Wichtigkeit des Eides, den sie zu leisten hatte, darlegte. Da er sich in einem anderen Büchlein mit den „wesentlichen Regeln der geistlichen Beredtsamkeit“ (1824) auseinandersetzte, kann man annehmen, dass er auch auf Ausdruck und Sprache großen Wert legte. Es wird sich somit wohl um eine flammende und ausdrucksstarke Predigt gehalten haben.

Da „noch vor dem Hochamte, wo wir zum Himmel um Gnade und Segen für unseren neuen Landesherrn, und für seine allhier wieder angetretene Regierung flehen werden,“ ein Eid von den „Gemeindevorsteher[n], Gutsbesitzer[n] und Insassen des allhiesigen Landgerichts“ (S. 9) geschworen wurde, legt Ludwig Anton Krug in seiner Ansprache den Sinn und die Zielrichtung dieses Eides dar. Im Zentrum steht der Gehorsam gegenüber dem neuen Landesherren. Er kann sich dabei auf biblisches Fundament berufen, denn bereits der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer 13,1: „Jedermann sey den höchsten Obrigkeiten unterthan; denn die Obrigkeit ist von keinem andern, als von Gott.“ (S. 6).

Der Eid, der zu schwören war, enthält jedoch als zweiten Punkt neben dem Gehorsam auch die Treue. In zwei Teilen setzt sich der Prediger also jeweils mit einem dieser Schlagworte auseinander.

Um der Predigt und dem Inhalt noch den gebührenden Nachdruck zu verleihen, steht am Ende der Predigt ein Gebet, das in der Anrufung Gottes – und damit in der Rückbindung und Rückversicherung an Gott – noch einmal zu diesem Gehorsam und zur Treue aufruft. Es wird auch um Segen für den neuen Landesherren gebetet.

„Allheiliger und Allmächtiger! in und auf dessen Namen nun die gegenwärtige Gemeinde ihre fernere Unterthans-Treue angelobet, verleih ihren Vorsätzen deine Gnade; vereinige und erhalte sie in dem Bunde, den sie nun mit dem von dir uns wiedergegebenen Landesvater schließen! – Segne und stärke sie in der Liebe zu Ihm und ihren Brüdern, die nun, als Glieder eines großen Hauses, das du so lange segnetest, und in mannigfachen Stürmen erhieltest, mit uns verbunden werden. Erhalte noch lange das Leben unseres besten Landesvaters, und erfreue Ihn und Seinen großen Kaiserstaat mit friedensvollen und segensreichen Jahren, damit Er im Stande sey, nach Seiner Herzenslust in deinem Namen und nach deinem Beyspiele Heil und Segen unter Seine geliebten Völker zu verbreiten! Es geschehe!“ (S. 29f.)