Mechanisches Theater (SLA, Fotoslg. Jurischek, Nr. 19.589. Entstehungszeit: 1933. Format: 8,5 x 13,5 cm) © Salzburger Landesarchiv

Das Mechanische Theater in Hellbrunn

Entstehungszeitraum: 1748–1752
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Architektur- und Technikdenkmal, kunsthandwerkliche Ausstattung
Autor: Lorenz Rosenegger
Artikel-Autor: Barbara Koller-Brettenthaler
Material: 
Größe: 
Standort/Signatur: 
Physisch benutzbar: nein
Literatur: 

Das Mechanische Theater, Teil der Wasserspiele im Schlosspark Hellbrunn, wurde in den Jahren 1748 bis 1752 unter Fürsterzbischof Andreas Jakob Graf Dietrichstein erbaut. Es stellt das einzige Bauwerk dar, das nach dem Tod von Erzbischof Markus Sittikus (+ 1619), der Schloss und Gärten errichten ließ, der Anlage von Hellbrunn hinzugefügt wurde. Planung und Bauleitung des einzigartigen, wassermechanisch betriebenen Figurentheaters gehen auf Lorenz Rosenegger (1708-1766) zurück, der als Rechnungsbeamter beim Salzbergwerk Dürrnberg in erzbischöflichen Diensten stand. Unter den Klängen eines Orgelautomaten entsteht vor den Augen des Betrachters eine lebendige Stadtszene aus dem 18. Jahrhundert mit der Fülle ihrer Bevölkerungs- und Berufsgruppen. Für die beweglichen Figuren, von denen bis heute mehr als 130 erhalten sind und die so wie das gesamte Bauwerk in jüngster Zeit generalrestauriert wurden, standen Rosenegger Holzschnitzer zur Seite. Die Einstimmung der Orgelwalze übernahmen Johann Ernst Eberlin und Rochus Egedacher.

 

Es ist das einzige nach dem Tod von Fürsterzbischof Markus Sittikus 1619 in der Anlage des Schlosses von Hellbrunn hinzugefügte Bauwerk  und gleichzeitig die  jüngste der Attraktionen, die  im Rahmen der  Hellbrunner Wasserspiele gezeigt werden  (Abb. 1 u. 2):

Vor dem Betrachterkreis öffnet sich ein  zweiflügeliges Tor  und gibt den Blick auf eine grottenartige, gemauerte Halbrundung mit gemalter Himmelsperspektive frei, unter der sich eine Stadtszene des 18.Jhdts. darbietet.

In der Mitte ist ein repräsentatives Gebäude mit Turmaufbau zu sehen, rechts und links schließen sich je  zwei dreistöckige, nach vorne hin offene   Wohn- und Geschäftshäuser an. Diese sowie der davor liegende Platz  sind dicht bevölkert mit  bunt gekleideten Personen die  allen erdenklichen Berufsgruppen angehören. Beim Einsetzen  der Musik  beginnen sie sich zu bewegen. Sie werden ebenso wie die Walze der im Hintergrund spielenden Orgel durch Wasserkraft mechanisch in Gang gesetzt und gehen ihren  alltäglichen Tätigkeiten nach. Wachsoldaten marschieren auf,  ein Bärentreiber stellt seine Attraktion zur Schau, Bräuknechte machen sich an Fässern zu schaffen,  und ein Lastballen wird  mittels  Flaschenzugs vom Dach nach oben befördert.   „… den Fremden zur Bewunderung, der Jugend zur Unterhaltung, dem Garten zur Zierde und der Nachwelt zum Denkmal“, lautet die Widmung in lateinischer Sprache auf einer steinernen Tafel über der Grotte. Gemessen am Publikumserfolg aber auch an dem Interesse, auf das das Mechanische Theater bei Fachleuten aus den Bereichen  der Technik und der Kunstgeschichte bis in die Gegenwart immer wieder stößt, wird dieses einzigartige Denkmal seiner  ursprünglichen Intention auch  heute noch  gerecht.

Das mechanische Figurentheater entstand zwischen 1748 und 1752. Als unter der Regentschaft von Erzbischof Andreas Jakob Graf Dietrichstein (1747 – 1753 ) in der sog. Schmiedgrotte, die bereits „Wasserkünste“ mit beweglichen Figuren enthalten hatte, größere Reparaturen anstanden, wurde ein Bediensteter  aus dem Umfeld des Halleiner Salzbergbaus mit einer völligen Neugestaltung  betraut. Lorenz Rosenegger, „Promptreiter und Kunstarbeiter am Dürrnberg“, wie er bezeichnet wird,  war  zweifelsohne eine mit bemerkenswerten technischen wie kunsthandwerklichen Fähigkeiten ausgestattete Persönlichkeit. Für sein Hellbrunner Projekt hatte er sich selbst beim Erzbischof erbötig gemacht und dafür ein detailliertes Konzept geliefert (#5). In seiner konkreten Ausführung sollte dieses nachfolgend  allerdings erhebliche Schwierigkeiten bereiten.

Die Frage, auf welche ihm bekannten Vorbilder Lorenz Rosenegger bei Idee und Gestaltung der durch Wasserkraft bewegten Szenerie zurückgriff, lässt sich heute nicht mehr beantworten. Als Quelle erhalten geblieben ist dagegen eine zur Zeit der Entstehung des Mechanischen Theaters erstellte Beschreibung des belebten Stadtbildes und seiner Einzelheiten. Sie enthält den Hinweis auf eine Vielzahl von Details, wie sie  angesichts der Fülle des Dargestellten oft erst auf den zweiten Blick wahrnehmbar sind, etwa den „Schneider, der auf dem Gaißpock reittet“ oder den „Paur ain altes Weib in einer Radl Truhen fiehrent“ (# 5).

138 unterschiedlich große bewegliche Figuren aus Lindenholz sind bis heute beim Zustandekommen des Gesamtbildes zugange. Lorenz Rosenegger, der das Unternehmen plante, koordinierte und vor allem auch das Funktionieren der Mechanik zu gewährleisten hatte, hatte für ihre Ausarbeitung  eine Reihe von Holzschnitzern verpflichtet.

Die Einstimmung der Orgelwalze nahmen nach der Fertigstellung der architektonischen Elemente  und der Mechanik im Jahr 1753 Johann Ernst Eberlin und der Hoforgelmacher Rochus Egedacher vor. Der wasserbetriebene Orgelautomat mit Spielwalze wurde Mitte des 19.Jhdts. nochmals umgebaut und auch im Hinblick auf ein größeres Repertoire an Begleitmelodien verbessert, das nun drei Stücke umfasste: Die Arie „Reich mir die Hand mein Leben“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Don Giovanni“, das Handwerkerlied „Ohne Rast angepackt“ aus der Oper „Maurer und Schlosser“ von Daniel F. Auber und den  „Choral“ von Johann Ernst Eberlin.

In jüngster Zeit, konkret in den Jahren zwischen 2008 und 2012, stand das Mechanische Theater im Mittelpunkt einer umfassenden Renovierung in Zusammenarbeit von Bundesdenkmalamt und der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. In diesem Rahmen wurden sowohl die originale Walzenorgel wieder in Stand gesetzt als auch die gemauerten Elemente sowie die Figuren grundlegend renoviert bzw. restauriert.

Literatur- u. Quellenverzeichnis

  1. Ernst von Basser-Jordan: Die Wasser-Automaten und Wasserkünste im Parke des Lustschlosses Hellbrunn bei Salzburg. Leipzig. 1928
  2. Franz Martin: Schloß Hellbrunn bei Salzburg. Wien, Augsburg. 1927
  3. Österreichische Kunsttopographie. Bd. 11. Wien 1916. S. [163] – 262
  4. Eduard Schnöll: Funktionsanalyse des Mechanischen Theaters in Hellbrunn. Diplomarbeit Technische Universität Wien. Wien. 1978
  5. Salzburger Landesarchiv, Geheimes Archiv (geläufige Zitierweise: SLA,GA), XX, 8 ½, Mechanisches Theater
  6. Wiederhergestellt: Das Mechanische Theater in den Wasserspielen von Schloss Hellbrunn. [d.i. Schriftenreihe des Bundesdenkmalamtes „Wiederhergestellt“ 2012, Heft16]. Salzburg. 2012