Porträtfotografie von Pater Gabriel Pacholik um 1872

Namenstagbrief an Pater Gabriel Pacholik

Entstehungszeitraum: 17.3.1872
Entstehungsort: Salzburg, St. Peter
Objektart: Privatbrief
Autor: Michael Zirwik und Mitbrüder
Artikel-Autor: Katerina Volgger
Material: Papier
Größe: 30×24 cm; 1 Bogen
Standort/Signatur: Archiv der Erzabtei St. Peter, Akt 191
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Erzbischöfliches Ordinariat, Amt für Seelsorge: Kath. Pfarrgemeinde Dornbach. Wien XVII., Rupertusplatz 5. Wien: Herder, 1940.

Karl Friedrich Hermann: Profeßbuch der Benediktiner=Erzabtei St. Peter in Salzburg. In: Mitteilung der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Jg. 100, 1960. S. 401-429.

Gerald Hirtner: Das Kloster St. Peter in Salzburg und seine Beziehungen zu Böhmen und Mähren. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Salzburg: Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 2017 S. 197-209.

Archiv der Erzabtei St. Peter, Foto B 654

Anlässlich seines Namenstages wird dem Benediktinerpater Gabriel Pacholik von seinen Mitbrüdern, allen voran Pater Michael Zirwik, ein Brief in italienischer Sprache zugesandt.

Pacholik und Zirwik studierten von 1868 bis 1870 in Rom, wurden überdies gemeinsam eingekleidet (24.9.1867) und legten ihre Profess gemeinsam ab (25.9.1867).[1] Die italienische Sprache wurde gewählt, um P. Gabriel zu überraschen und ihm eine Freude zu bereiten.

Dieser Brief stellt ein Zeugnis der privaten schriftlichen Kommunikation unter Ordensbrüdern dar.

Der bevorstehende Namenstag des Paters Gabriel (1844–1900)[2] sowie der noch ausständige Dank für ein gelungenes Geschenk sind Anlass dafür, dass Michael Zirwik (1840–1911)[3] am 17.3.1872 einen Brief an ihn verfasst, der auch von mehreren Mitbrüdern unterzeichnet wird.

Diese Tat, so setzt der Verfasser in den ersten Sätzen des Briefes voraus, wird P. Gabriel vorausgesehen haben; das Schreiben in italienischer Sprache wird ihn jedoch überraschen. Dass überhaupt auf Italienisch geschrieben wurde, liegt an der Zuneigung zu dieser Sprache, die der Verfasser (aber auch der Empfänger) des Briefes hegt. Darüber hinaus verweist die Wahl auf die gemeinsam verbrachte Zeit in Rom in der näheren Vergangenheit.

Michael Zirwik ruft noch einmal die Einkleidung der Brüder in Erinnerung und hält fest, dass der Empfänger des Briefes seither den Ordensnamen Gabriel trägt. Persönliche Angelegenheiten kommen im Brief zur Sprache. So gibt Michael Zirwik an, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass P. Gabriel an Gewicht zugenommen habe. Er versichert aber zugleich, ihm deswegen keine Vorhaltungen zu machen.

Die klösterlichen Aufgaben, die Michael Zirwik zu erfüllen hat, er ist etwa Senior geworden, werden kurz gestreift. Dabei spielt in der Art des Austauschs die freundschaftliche Verbundenheit von Verfasser und Empfänger eine große Rolle. So folgt nach der Bemerkung, dass er nun auch das Amt des Seniors innehabe der wohl sarkastisch gemeinte Ausruf Oh che felicità. (Oh, welch Freude.): Denn unmittelbar daran folgt die Beschwerde über die vielen Leistungen, die er zu erbringen habe und die wenigen Gegenleistungen, die er erhalte.

Am Briefende wird P. Gabriel darum gebeten, zumindest einige Zeilen als Antwort zu schreiben – alle Mitbrüder würden sich darüber freuen.

Neben Michael Zirwik unterschreiben noch acht Brüder den Brief. Frater Gregor Reitlechner (1849–1929)[4] richtet dabei als Einziger einen persönlichen Gruß an Gabriel Pacholik. Hier wird auch der Ort genannt, an dem sich P. Gabriel nun aufhält: die Gemeinde Dornbach, in der er im Jahr 1872 kurzzeitig lebte und die von 1888 bis zu seinem Tod erneut seine Heimat wurde.[5] Fr. Gregor wiederholt zwar die Bitte um ein Schreiben, erbittet jedoch von P. Gabriel auch Fotografien. Das Porträt des P. Gabriel Pacholik aus dem Nachlass von P. Gregor Reitlechner ist heute noch erhalten.[6]

Dieser Brief zeugt vom privaten Interesse des Schreibers an einer Fremdsprache. Wiewohl er sich um die korrekte Verwendung bemüht, so sind doch grammatikalische wie orthographische Fehler auszumachen, die den Urheber Zirwik als deutschen Muttersprachler ausweisen.

Buchstabengetreue Übertragung des Originals

S. Pietro gli 17/3 1872

Carissimo D. Gabriele!

Non inaspettato ti verrà questo segno di riconoscenza fraterna, sapendo tu bene assai quanto ti deviamo. Ma che sarebbe una lettera italiana che ti porterebbe insieme le congratulazioni per la tua fausta festa onomastica e il ringraziamento per il tuo dono magnifico con cui si è fatto della nostra cappella del Noviziato un tempio magnifica della madonna nostra, questo forse non avresti pensato mai, e non sarebbesi fatto mai se il deutsche Michl non fosse pazzo per la dolce sonante angelica paradisica lingua italiana. Ma terminiamo le ciarle e veniamo ai fatti.

È dunque arrivato il giorno felice per te, che ti richiamo il 24 Settembre dell’anno 1867 ove con sentimenti curiosi ci accostammo all’ Altare per ricevere dalle mani del nostro Rmo Abate lo scapolare di S. Benedetto che fu accompagnato dal nome Gabriele per te. Sai bene il significato del tuo nome monastico, e cattive lingue dicono che tu gia comminci a verificarlo materialmente, ingrassandoti non poco. Ma fosse anche cosi, io non potrei farti rimproveri perchè gia sai il mio vizio di esser avverso alla magrezza. Ma sempre valendo il proverbio, curandum est ut sit mens sana in corpore sano, mi fa molto piacere il saperti star bene di corpo, perchè così starai anche bene di anima.

La cappella nostra è oramai una delicia per tutti, e vedrai miracoli se per caso tosto o tardi ci farai una visita. Io sono un poco occupato come sempre. Qualche volta la testa mi commincia a saltare, e di più sono anche fratello Senior. Oh che felicità. Se si tratta di ottener qualche cosa tutti sanno che io lo devo fare, ma se io desidero qualche picciola cosa, so bene che non mi riuscirà. Ma qualche cosa ho ottenuta. Nelle congreghe mariane si fanno discorsetti detti a memoria e non vi è se non D. Wolfgango che non ne avrebbe fatto ancora. [sic] D. Egidio traduce dal francese in italiano che fa proprio piacere, e cioè senza che avesse mai veduto una grammatica francese.

Io mi occupo molto di linguistici studii e se è vero quello che dice il P. Gianuzzi che ognuno ha il suo ramo (di pazzia) allora è deciso che io sono pazzo per gli studii die grammatica comparata.

Ma posso ancor maltrattarti con una chiachiera più lungo? Non ne ho il corraggio. Ed è perciò che ti dico che tutti qui giù sottoscritti e anche tutti gli salutano cordialmente e te e D. Pietro e D. Anselmo.

Se il tempo telo concedesse scrivici una volta almeno qualche righe e ti assicuro che lo desiderano tutti i tuoi Confratelli qui sottoscritti:

D. Michele Zirwik
P. Columbanus Meuth mp
Cfr. Aegidius O.S.B. [Klimetschek]
P. Wolfgang Schwanke [auch: Schwenke]
P. Martin mp [Krach]
Fr. Rupert Grassl
Fr. Virgil Weitgasser.
Fr. Coelestin Dittel mp
Fr. Gregorius Reitlechner wünscht zum Namensfest das Beste. Denke ich doch so oft an Sie. Bitte um ein Gleiches besonders in sacrificio Missae. Beglücken Sie mich bald mit einem Schreiben und Ihrer Photografie nebst der von Dornbach.

 

 

[1] Vgl.: Hermann: Profeßbuch. 1960, S. 408. Und Hirtner: Das Kloster St. Peter in Salzburg und seine Beziehungen zu Böhmen und Mähren. 2017, S. 202 und S. 208 Fußnote 49.

[2] Erzbischöfliches Ordinariat: Kath. Pfarrgemeinde Dornbach. 1940, S. 8.

[3] Hermann: Profeßbuch 1960, S. 408.

[4] Vgl.: Hermann: Profeßbuch. 1960, S.411.

[5] Hermann: Profeßbuch. 1960, S. 408.

[6] Archiv der Erzabtei St. Peter, Foto B 654