Plan-Skizze zur Erweiterung der Stadt Salzburg © Stadtarchiv Salzburg

Plan-Skizze zur Erweiterung der Stadt Salzburg

Entstehungszeitraum: 1861
Entstehungsort: Salzburg
Objektart: Plan
Autor: Rudolf Bayer
Artikel-Autor: Thomas Weidenholzer
Material: Lithographie
Größe: 25×30 cm
Standort/Signatur: Stadtarchiv Salzburg, Plansammlung 2.989
Physisch benutzbar: ja
Literatur: 

Christiane Krejs, Salzburgs Stadterweiterung im 19. Jahrhundert, in: Vom Stadtrecht zur Bürgerbeteiligung. Festschrift 700 Jahre Stadtrecht von Salzburg (Salzburger Museum Carolino Augusteum. Jahresschrift 33), Salzburg 1987, S. 155–173.
Dieselbe: Saisonstadt – Landeshauptstadt. Ein bürgerliches Planungskonzept des 19. Jahrhunderts, in: Hanns Haas u Hannes Stekl (Hg.), Bürgerliche Selbstdarstellung. Städtebau, Architektur, Denkmäler (Bürgertum in der Habsburgermonarchie 4), Wien 1995, S. 59–68.
Dieselbe: Salzburgs Stadterweiterung im neunzehnten Jahrhundert 1860 bis 1874. Bruch oder Aufbruch in Stadtplanung und Architektur, Univ.-Diss., Salzburg 1990.

Zu Jahresende 1859 verlor die Stadt Salzburg ihren Status als Festung, damit fiel aber auch das „fortifikatorische Bauverbot“, das bis dahin die Bautätigkeit im Weichbild der Befestigungsanlagen entscheidend gehemmt hatte. Der Weg zur Erweiterung der Stadt war nun frei und setzte eine Phase intensiver Diskussion über die weitere Zukunft der Stadt in Gang.

Bereits in den 1850er Jahren begann man mit der Regulierung der Salzach im Stadtgebiet und befestigte die Ufer vom damaligen Fischmarkt (heute Ferdinand-Hanusch-Platz) Richtung Klausentor.

Zu Jahresbeginn 1860 wurde der Festungscharakter der Stadt aufgehoben und damit auch das „fortifikatorische Bauverbot“ gefallen, das bis dahin die Bautätigkeit im Weichbild der Befestigungsanlagen entscheidend gehemmt hatte. Bauwerber hatten sich verpflichten müssen, im Kriegsfall ihr Gebäude auf eigene Kosten zu demolieren.

Die Eröffnung der Eisenbahnlinien und die Möglichkeit der Erweiterung der Stadt durch die Schleifung der Befestigungsanlagen beflügelten die liberale Aufbruchsstimmung. Die Stadt sollte an den pulsierenden Verkehr angebunden, die Gewerbe und Geist einengenden Fortifikationen gesprengt, die Stadt erweitert und mit Licht und Luft durchströmt werden sowie die „Bodenspeculation in Bezirke tragen (…), in denen sie bisher unbekannt war“ (Rudolf Eberstadt).

Die erforderlichen Gründe sollten durch die Regulierung des rechten Ufers der Salzach von der Karolinenbrücke im Süden bis zur Eisenbahnbrücke im Norden sowie durch die Schleifung der Befestigungswälle vom Linzer Tor im Osten bis zur Salzach gewonnen werden. Im Mai 1861 konstituierte sich ein Stadterweiterungskomitee, dem Mitglieder des Gemeinderates, Experten des städtischen Bauamtes und Fachleute der Baubranche angehörten. Als Ziele der Stadterweiterung formulierte das Komitee: die Beseitigung der Wohnungsnot und die Schaffung von gewerblichen Betrieben. Dabei sollten im Sinne einer „Saisonstadt“ repräsentative Stadtvillen entlang des Salzachufers zum Sommeraufenthalt in Salzburg anregen und Zinshäuser Wohnbedürfnisse der Mittelklasse befriedigen.

Ende November 1861 legte der Wiener Architekt Rudolf Bayer im Auftrag des Komitees einen ersten (hier abgebildeten) Planentwurf vor. Die Planung ist großzügig angelegt: lockere Verbauung mit Zinshäusern mit vergleichsweise großen Innenhöfen, eine durchreichende Zeile von mit repräsentativen Landhäusern und urbanen Vorgärten entlang des rechten Salzachufers. Öffentliche Parkanlagen mit verschlungenen Wegen, reicher Bepflanzung, aufgelockert durch Teiche hätten dem hygienischen Slogan der Zeit „Luft und Licht“ entsprechend vom ehemaligen Linzer Tor bis zum Salzachufer eine Schneise durch verbautes Gebiet geschlagen. Dieser Grünkeil war mit einem künstlich geschaffenen Aussichtspunkt mit Blick auf die Altstadt und die Vorstadt Mülln abgeschlossen. Eine große Schwimm-, Bade- und Turnanstalt, eine eigene Festhalle, ein Zirkus sowie ein Exerzier- und Dultplatz hätten für urbanes Vergnügen gesorgt. Ein Theater und eigene Gebäude für Kunstverein und Mozarteum hätten Kunst- und Kulturgenuss und das Museum Carolino Augusteum mit zoologischem Garten bürgerliche Bildungsansprüche bedient.

Der Entwurf Bayers vereinte Ländliches und Städtisches zum Leitbild einer „Saisonstadt“, in der die Sommergäste gemeinsam mit den Einheimischen auf den schattigen Alleen entlang des Ufers promenieren und den Blick auf die schöne Stadt genießen.

Der Erwerb der freiwerdenden militärischen Bauwerke im Bereich des Lederertores und die durch eine künftige Regulierung zu gewinnenden Gründe am rechten Salzachufer durch die Stadtgemeinde scheiterten zunächst aber an den hohen finanziellen Forderungen des staatlichen Aerars. In dieser Situation bot sich der Eisenbahnunternehmer Karl Schwarz an, die Regulierung auf eigene Kosten durchzuführen, wenn er im Gegenzug die so gewonnenen Baugründe selbst verwerten dürfe. Zu Jahresende 1861 erhielt Schwarz für sein Vorhaben die kaiserliche Sanktion. In der Folge legte Schwarz eine Reihe von Planungen vor.

Auch der Erwerb der Befestigungswälle im Norden drohte zunächst auch an den finanziellen Vorstellungen des Aerars zu scheitern. Erst nach mehrmaligen Bittgesuchen schenkte Kaiser Franz Joseph I. 1866 der Stadtgemeinde die Befestigungswälle zwischen Mirabell- und Linzer Tor. Bedingt durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise 1873 wurde dieses Gebietes jedoch nur allmählich verbaut.