Mönch, Mediziner und Alpinist: Über Frater Dr.med. Mag.phil. Augustinus Doroschewsky OSB

  • Entstehungszeitraum: 1975-1990
  • Entstehungsort: UdSSR, Kaukasus
  • Objektart: Fotografie
  • Artikel-Autor: Nataliia Flatscher unter Mitarbeit von Dr. Gerald Hirtner
  • Material/Technik: Fotoabzug auf Papier
  • Standort/Signatur: Archiv der Erzabtei St. Peter, Nachlass Doroschewsky
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Archiv der Erzabtei St. Peter in Salzburg, Akt 3569
    Alexander Ryzkin, Erinnerungen. o. O. 2016, online: www.bentopro.ca [Stand: 20.11.2020].

     

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Sowjetische Gebirgsaufnahmen würde man in einem Klosterarchiv nicht vermuten. Tatsächlich sind im Nachlass des Salzburger Benediktiners Augustinus Doroschewsky (1937–2016) viele derartige Fotos erhalten. Ein Bild zeigt vermutlich ein Dorf in der Region Besengi im Kaukasus, einer der Orte, den Frater Augustinus oft besucht hat. Auf einem anderen ist eine Expeditionsgruppe beim Aufstieg zum Elbrusgipfel zu sehen.

Leben
Fr. Augustinus (Jurij Leonidowich Doroschewsky) wurde 1937 in Leningrad/St. Petersburg geboren. Nach der Grundschule studierte er Medizin und schloss mit dem Diplom als praktischer Arzt ab. Er arbeitet von 1963 bis 1990 als Chirurg und verfasste über 70 wissenschaftliche Artikel und seine große Monographie, den „Atlas der Operationen an Neugeborenen“.

Im Jahr 1991, nach dem zweiten kinderchirurgischen Donausymposium in Linz, ging er nicht mehr nach Russland zurück, fand zunächst als Flüchtling in St. Peter seine geistliche Heimat und konvertierte zum römisch-katholischen Bekenntnis. Am 27. Juli 1994 wurde er von Erzabt Franz Bachler als Fr. Augustinus eingekleidet. In der Ewigen Profess am 11. Juli 1998 verband er sich für immer dem Kloster St. Peter. Er studierte im fortgeschrittenen Alter noch fleißig an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg Philosophie und konnte in diesem Fach mit dem Magisterium abschließen.

Fr. Augustin war ein hochbegabter und hochgebildeter Mönch, der eine große Leidenschaft für die Natur und die Berge hatte. Davon erzählen seine gesammelten Bilder, die Alpin-Touren Liste und andere alpinistische Quellen, die im St. Peter Archiv erhalten sind.[i]

Bergkamerad Alexander Ryzkin schreibt zum Beispiel in seinem 2016 erschienen Buch über ihn, dass er „unendlich kontaktfreudig war, sich für alles auf der Welt interessierte und die Berge leidenschaftlich liebte“.[ii]

Expeditionen im Kaukasus
Als ersten Kaukasus-Gipfel bestieg er 1956 den 3.805 m hohen Gumachi. Danach unternahm er sein ganzes Leben lang zahlreiche Aufstiege, nicht nur als Expeditionsteilnehmer, sondern auch als Bergführer,[iii] Expeditionsleiter und als Lagerarzt.

In der Kaukasus Region, die auf dem Foto zu sehen ist, hat Fr. Augustinus mehrere Gipfel bezwungen: Schchara (5.201 m), Brno (4.110 m), Ost Dychtau (5.100 m) und Djangi-Tau (4.960m).[iv] Fr. Augustinus eroberte dabei die schwersten Marschrouten (5a-5b) nach russischer Klassifikation:

1982 – Kaukasus – Pik Ural (4.273 m) und Schchara (5.201 m)
1986 – Kaukasus – Pik Ulluaus (4.675 m)
1987 – Tien-Shan-Gebirge – Pik Beilan-Baschi (4.737 m)
1988 – Kaukasus – Dychtau (5.204 m)

Für die Besteigung des Ostgipfels des Elbrus (5.595 m) von 05.-08. Mai 1975 erhielt er ein Gedenkabzeichen vom Russischen Regionalgewerkschaftsrat. Fr. Augustinus war auch Organisator und Mitglied landesmedizinisch-alpinistischer Kongresse: 1978 in Kiew, 1979 und 1981 in Moskau-Podolsk sowie 1983 und 1986 in Moskau-Mestscheva.

Er war Mitglied der Bergwacht,[v] und nahm an mehreren hochalpinen Rettungsaktionen teil, die in seinem Bergsteiger-Buch verzeichnet sind.[vi] In diesem Buch finden sich auch mehrere Auszeichnungen für seine Teilnahme an Rettungsmissionen ausgehend vom Berglager Besengi im Großen Kaukasus[vii] und eine Beurteilung von Fr. Augustinus als Alpinist: „Ein ernsthafter Kletterer, ruhig und konzentriert auf der Strecke, er passiert die Abschnitte souverän und ist aufmerksam und diszipliniert. Er ist ein guter Anführer und ein guter Freund“.

Noch mit über 60 Jahren bestieg er in den Jahren 1997 und 1999 den höchsten Berg Österreichs, den Großglockner (3.798 m) über den populären Stüdlgrad (III+). Diese kurze Beschreibung kann nicht alles vermitteln, was Fr. Augustinus erlebt hat. Seiner Leidenschaft, den Bergen, widmete Fr. Augustinus viel Zeit und Begeisterung und umgekehrt gaben ihm die Berge viel Kraft.

Fr. Augustinus Doroschewsky starb am 3. August 2016 und liegt am Friedhof St. Peter in Salzburg begraben.

[i] Archiv der Erzabtei St. Peter in Salzburg (= ASP), Akt 3569, Alpintouren- Liste von 6.08.1959 bis 1999.
[ii] Alexander Ryzkin, Erinnerungen. o. O. 2016, online: www.bentopro.ca [Stand: 20.11.2020].
[iii] ASP, Akt 3569, Bergführer Ausweis Nr. 1828 vom Komitee für Körperkultur und Sport beim Ministerrat der UdSSR, 27.02.1979.
[iv] Pereval online, Panoramaansicht, online: https://pereval.online/object/2628#image-1 [Stand: 20.11.2020].
[v] ASP, Akt 3569, Bergwacht Ausweis Nr. 2012 Allunionsrat der Freiwilligen Sportgesellschaften der Gewerkschaften der UdSSR, 30.03.1979.
[vi] ASP, Akt 3569, Bergsteigerbuch vom Allunionsrat der Freiwilligen Sportgesellschaften der Gewerkschaften.
[vii] Berglager „Bezengi“, online: https://trailfollowers.com/points/72.html#/ [Stand: 20.11.2020].