In Salzburg herrscht Jubelstimmung an diesem 12. Juni 1816. Nach langen Wirren und verschiedenen Herrschaftseinflüssen feiert man mit dem Herrscher Kaiser Franz II./I. von Österreich, der eigens hierher gekommen war, die Rückgabe des Landes Salzburg an Österreich. Was sollte man aber tun, wenn man nicht nach Salzburg fahren konnte, um dabei zu sein? In der Kirche von Pfarrwerfen thematisierte der dortige Pfarrer Ludwig Krug genau dieses Ereignis in einer flammenden Predigt. Dass dabei die Schlagworte „Gehorsam“ und „Treue“ als „die zwey Hauptpflichten eines christlichen Unterthans“ hervorgehoben wurden, überrascht dabei wenig.
Bevor Ludwig Anton Krug als Pfarrer nach Pfarrwerfen kam, um dort seine Predigt „von der Wichtigkeit und Festlichkeit dieses Tages“ (S. 3) halten zu können, war er für fast zehn Jahre – vom November 1801 bis zum Mai 1810 – als Subregens im erzbischöflichen Priesterhaus in Salzburg tätig. Und in dieser Funktion war er für die Lehre der Pastoral, insbesondere der Homiletik, also der Predigtkunst, zuständig.
Er wurde am 27. September 1769 in Würzburg geboren. Nach den Studien, die er mit dem Doktorat abschloss, wurde er am 5. März 1792 zum Priester geweiht.
Nach seiner Tätigkeit als Subregens in Salzburg bewarb er sich schließlich auf die Stelle als Pfarrer in Pfarrwerfen.
Nach sechs Jahren der Tätigkeit nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Dechant und k .k. Schuleninspektors, schwor er die Pfarrgemeinde am 12. Juny 1816 auf den neuen Herrscher ein, indem er ihr in der Predigt die Wichtigkeit des Eides, den sie zu leisten hatte, darlegte. Da er sich in einem anderen Büchlein mit den „wesentlichen Regeln der geistlichen Beredtsamkeit“ (1824) auseinandersetzte, kann man annehmen, dass er auch auf Ausdruck und Sprache großen Wert legte. Es wird sich somit wohl um eine flammende und ausdrucksstarke Predigt gehalten haben.
Da „noch vor dem Hochamte, wo wir zum Himmel um Gnade und Segen für unseren neuen Landesherrn, und für seine allhier wieder angetretene Regierung flehen werden,“ ein Eid von den „Gemeindevorsteher[n], Gutsbesitzer[n] und Insassen des allhiesigen Landgerichts“ (S. 9) geschworen wurde, legt Ludwig Anton Krug in seiner Ansprache den Sinn und die Zielrichtung dieses Eides dar. Im Zentrum steht der Gehorsam gegenüber dem neuen Landesherren. Er kann sich dabei auf biblisches Fundament berufen, denn bereits der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer 13,1: „Jedermann sey den höchsten Obrigkeiten unterthan; denn die Obrigkeit ist von keinem andern, als von Gott.“ (S. 6).
Der Eid, der zu schwören war, enthält jedoch als zweiten Punkt neben dem Gehorsam auch die Treue. In zwei Teilen setzt sich der Prediger also jeweils mit einem dieser Schlagworte auseinander.
Um der Predigt und dem Inhalt noch den gebührenden Nachdruck zu verleihen, steht am Ende der Predigt ein Gebet, das in der Anrufung Gottes – und damit in der Rückbindung und Rückversicherung an Gott – noch einmal zu diesem Gehorsam und zur Treue aufruft. Es wird auch um Segen für den neuen Landesherren gebetet.
„Allheiliger und Allmächtiger! in und auf dessen Namen nun die gegenwärtige Gemeinde ihre fernere Unterthans-Treue angelobet, verleih ihren Vorsätzen deine Gnade; vereinige und erhalte sie in dem Bunde, den sie nun mit dem von dir uns wiedergegebenen Landesvater schließen! – Segne und stärke sie in der Liebe zu Ihm und ihren Brüdern, die nun, als Glieder eines großen Hauses, das du so lange segnetest, und in mannigfachen Stürmen erhieltest, mit uns verbunden werden. Erhalte noch lange das Leben unseres besten Landesvaters, und erfreue Ihn und Seinen großen Kaiserstaat mit friedensvollen und segensreichen Jahren, damit Er im Stande sey, nach Seiner Herzenslust in deinem Namen und nach deinem Beyspiele Heil und Segen unter Seine geliebten Völker zu verbreiten! Es geschehe!“ (S. 29f.)