Von Carl von Frey, „1848er“, Inhaber der Heffterschen Handelsgerechtsame, Obmann der Salzburger Liedertafel, früh Privatier, Kunstsammler und Amateurfotograf, stammen mehr als 1300 Fotografien aus der Zeit von 1888 bis 1896. Sie sind Momentaufnahmen des Alltags in einer Phase der Stadtgeschichte, die als zweite Stadterweiterung bezeichnet werden kann.
Die hölzerne Stadtbrücke über die Salzach war zuletzt 1858 erneuert worden. Die Eröffnung der Bahnlinien nach Wien und München ließ das Verkehrsaufkommen anschwellen. Die Stadt sah sich erstmals mit einem modernen Phänomen konfrontiert, dem Stau. „Angesichts der täglich vorkommenden Verkehrsstörungen“ urgierte 1873 die Stadtgemeinde den Bau einer neuen stabilen Eisenkonstruktion über den Fluss. Am 10. Mai 1877 wurde die eiserne, mit staatlichen Geldern errichtete, nunmehrige Staatsbrücke eröffnet. Die Benennung nach dem Kaiser in „Franz Josefs-Brücke“ konnte sich allerdings nicht so recht durchsetzen.
Die fotografische Aufnahme von Carl von Frey aus dem Jahr 1891 zeigt die moderne Eisenkonstruktion mit den prächtigen Gaskandelabern. Der Verkehr auf der Brücke vermittelt dagegen eher den Eindruck mittelstädtischer Behäbigkeit. Man kann die Langsamkeit des Verkehrsgeschehens geradezu spüren. Der fußläufige Verkehr dominiert bei weitem. Niemand eilt, niemand hetzt, die Menschen schreiten oder stehen und beobachten. Und das an einem Wochentag, einem Mittwoch, um dreiviertel zehn am Vormittag. Auch die beiden Planwägen bewegen sich in Schritttempo, selbst dann, wenn der neben dem Fuhrwerk schreitende Kutscher das Zugtier mit der Peitsche antreibt. Auch der Einspänner ist ist genauso wenig in Trab gefallen wie der elegante Landauer.
Den Rathausbogen für den anschwellenden Verkehr zu verbreitern fand der Gemeinderat erst zehn Jahre später für notwendig. Und trotzdem, nicht nur die drei Mal als ihre Vorgängerin breitere Staatsbrücke steht für das Neue. Auch die Stromleitungen auf der anderen Seite der Salzach sind Zeichen für die unaufhaltsame Modernisierung.