Hauptportal der Margarethenkapelle mit den 1943 entwendeten Statuetten

  • Entstehungszeitraum: 1893
  • Entstehungsort: Salzburg, St. Peter, Friedhof
  • Objektart: Fotografie
  • Autor/Künstler: Alfred Stockhammer (1868–1929)
  • Artikel-Autor: Gerald Hirtner
  • Material/Technik: Fotopositiv auf Gelatine-Entwicklungspapier (?)
  • Größe: 14 x 8,8 cm
  • Standort/Signatur: Archiv der Erzabtei St. Peter, Foto B 521 (Lost Art; Kriegsverlust)
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Archiv der Erzabtei St. Peter, Foto B 520.
    Biobibliografie zur Fotografie in Österreich: http://fotobiobibliografie.albertina.at [12.12.2014].
    Oskar Dohle und Nicole Slupetzky, Arbeiter für den Endsieg. Zwangsarbeit im Reichsgau Salzburg 1939–1945. Wien-Köln-Weimar 2004.
    Adolf Hahnl, Die St.-Margarethenkapelle, in: Plus librorum. Beiträge von Adolf Hahnl zur Salzburger Kunstgeschichte. Salzburg 2013, 7-15.
    Ernst Hanisch, St. Peter in der Zwischenkriegszeit, in: St. Peter in Salzburg. Salzburg 1982, 216-220.
    Hans Tietze (Bearb.), Die Denkmale des Benediktiner-Stiftes St. Peter in Salzburg. Wien 1913.
    Harald Waitzbauer, Sirene, Bunker, Splittergraben. Die Bevölkerung im „Totalen Krieg“, in: Erich Marx (Hg.), Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“. Salzburg 1995, 61-138.

image_pdfimage_print

Vermisst! Ein ungeklärter Kriminalfall ereignete sich 1943 im berühmten Friedhof von St. Peter in Salzburg. Seitdem sind drei spätgotische Figuren aus Sandstein abgängig, die sich ursprünglich am Tympanon der Margarethenkapelle befanden. Es handelt sich um Christus sowie die beiden Heiligen Maria und Johannes. Auf dem Bild aus dem Jahr 1893 sind die Statuetten noch am Originalstandort zu erkennen.

Die vorliegende Aufnahme wurde um 1900 im Postkartenformat in mehreren Auflagen vervielfältigt. Sie ist eine der wenigen, die über Aussehen und Standort der entwendeten Figuren Auskunft gibt. Die vorderseitige Beschriftung lautet „AUS SALZBURG 1893“; rückseitiger Stempel „Photogr. Kunstverlag und Atelier A. Stockhammer, Hall i. T.“.

Sieben Jahre dauerte der Bau der spätgotischen Margarethenkapelle, die inmitten des Friedhofsareals von St. Peter steht. Sie wurde unter Abt Rupert V. Keutzl errichtet und ersetzte einen frühmittelalterlichen bzw. romanischen Vorgängerbau, die Amanduskapelle. Mit der 1492 geweihten Margarethenkapelle schuf sich die einflussreiche Salzburger Familie der Keutzl eine Grablege. Das Äußere des einschiffigen Saalbaus besticht durch seinen markanten Dachreiter über dem Westgiebel und sein formschönes gotisches Portal.

Die drei vermissten Statuetten wurden wenige Jahre nach Einweihung der Margarethenkapelle, geschaffen. Aus den Rechnungsbüchern des Archivs der Erzabtei St. Peter geht hervor, dass 1503 für die drei „ymaginibus supra fores ecclesie sancte Margarete“ drei Pfund Pfennige bezahlt wurden. Der Künstler ist nicht bekannt, könnte aber im Umfeld des bayerischen Baumeisters Peter Intzinger zu suchen sein. Aufstellung fanden die Statuetten am Tympanon, jeweils auf profilierten Konsolen unter durchbrochenen Baldachinen. In der Mitte befand sich die Figur des Christus als Schmerzensmann, flankiert von den Figuren der hl. Jungfrau Maria und des hl. Johannes Evangelist.

Entwendet wurden die Figuren während des Zweiten Weltkrieges, als das Benediktinerkloster St. Peter von den nationalsozialistischen Machthabern aufgehoben und enteignet war. Die Gebäude wurden unter kommissarische Verwaltung durch Dr. Georg Sauseng gestellt, nur einige wenige Mönche konnten in dieser Zeit im Kloster verbleiben und haben den Diebstahl vorwiegend mündlich überliefert. Im benachbarten Mönchsberg ließ der Reichsgau Salzburg Luftschutzanlagen errichten, wozu Zwangsarbeiter herangezogen wurden. Das Gesteinsmaterial wurde während dieser Zeit auf einer Lore durch den Friedhof von St. Peter transportiert. Die nationalsozialistischen Verwalter der Klostergebäude sollen den Friedhof während der Nacht nicht abgesperrt haben, was den Diebstahl in der Nacht vom 22. auf 23. April 1943 erleichterte. Zurück blieb eine umgestoßene Leiter als Tatmittel.

The chapel of St. Margaret was built in the late 15th century, in the centre of the famous cemetery of St. Peter in Salzburg. Its entry used to be guarded by three sandstone sculptures depicting Jesus Christ as the Man of Sorrows, the Virgin Mary and Saint John the Baptist, made by an unknown Bavarian artist. In 1943, these sculptures were stolen, but there are pictures from the late 19th century showing us what these pieces of art looked like.