Das Neutor von der SĂĽdseite

  • Entstehungszeitraum: 1837
  • Entstehungsort: Salzburg
  • Objektart: Druckgraphik
  • Autor/KĂĽnstler: Georg Pezolt, Josef StieĂźberger, Joseph Oberer
  • Artikel-Autor: Peter Rohrmoser
  • Material/Technik: Lithographie/Papier
  • Größe: Bildfeld: H: 165 mm; B: 120 mm; Blatt: H: 310 mm; B: 240 mm
  • Standort/Signatur: Archiv der Erzdiözese Salzburg/AT-AES 6.3.G1.527
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Adolf Hahnl (1977) Das Neutor. Schriftenreihe des Stadtvereins Salzburg
    Adolf Haslinger u. Peter Mittermayr Hrsg. (1987) Salzburger Kulturlexikon. Seite 374f.
    Ingeborg Schemper-Sparholz (2006) Dauer und Vergänglichkeit: Der Bildhauer Johann Baptist Hagenauer und die Wirkungsästhetik der Materialien Blei, Marmor, Terrakotta, Gips. in: Barockberichte. Heft 44/45 (2006) Informationsblätter des Salzburger Barockmuseums zur bildenden Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts. Seite 837 – 864
    Ingo Nebehay u. Robert Wagner (1982) Bibliographie altösterreichischer Ansichtenwerke aus fünf Jahrhunderten. Bd. II; S 418 (Nr. 498)
    Peter Matern (2009) Die Lithographische Kunstanstalt Joseph Oberer
    Meinrad Leitich (1983/84) Lateinische Inschriften in der Stadt Salzburg. Schriftenreihe der Freunde der Salzburger Geschichte

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Das dritte Blatt von Heft 1 aus „Die interessantesten Punkte von Salzburg, Tyrol und Salzkam[m]ergut. Getreu nach der Natur aufgenommen“ von 1837 zeigt das Neu- oder Sigmundtor in der Riedenburg. Die tonige Kreidelithographie von Josef Stießberger nach einer Vorlage von Georg Pezolt mit dem Titel „Das Neu- oder Siegmundsthor von Aussen“ präsentiert das von Johann Baptist Hagenauer geschaffene, plastisch reich ausgestaltete Portal.

Die tonige Kreidelithographie mit dem Titel „Das Neu- oder Siegmundsthor von Aussen“ präsentiert das von Johann Baptist Hagenauer geschaffene Portal des Neu- oder Sigmundtores in der Riedenburg. Die in den Mönchsberger Nagelfluh geschlagene Nische und die beiden geborstenen Obelisken auf Sockeln rahmen das repräsentative Portal. Zentral wird dieses mit dem plastisch gestalteten Aufsatz in Szene gesetzt und dessen Monumentalität zudem durch die Maßstabsverhältnisse der dargestellten Staffagefiguren betont. Das mächtige Rundbogenportal ist durch bossierte Pilaster gegliedert. Am Gebälk prangt eine Inschrift –

D(eo) O(ptimo) M(aximo) D(ivo) SIGISMONDO M(artyri) PVBLICO BONO COMODO DECORI SIGISMVNDI ARCHIEPISCOPI SALISBVRGENSIS C. S(acri) R(omani) I(mperii) COMITIBVS DE SCHRATTENBACH AETERNAE MEMORIAE W(olfgangus) HAGENAUER ARCHIT(ectus)

[Gott, dem besten, dem größten, dem heiligen Sigismund, dem Märtyrer, zum öffentlichen Nutzen, zur Annehmlichkeit, zur Zierde und zu des Sigismund, der Erzbischofs zu Salzburg, aus dem Heiligen Römischen Reiches Grafengeschlecht von Schrattenbach, ewigen Angedenken (widmet dieses Bauwerk) Wolfgang Hagenauer, der Architekt] – wobei der Namensteil des Erzbischofs ein Chronogramm enthält, dass die Jahreszahl der Fertigstellung 1768 nennt. Am Aufsatz erscheint auf einem Sockel, der das Familienwappen Schrattenbachs trägt, der Hl. Sigismund, der Namenspatron des Erzbischofs. Er wird repräsentativ als antik mit Brustpanzer und Paludamentum gekleideter Feldherr mit Feldherrenstab und gleichzeitig als christlicher Märtyrer mit Märtyrerpalme gezeigt. Den Sockel hinterfangen zum Strahlenkranz arrangierte Kriegstrophäen die seitlich je von einer Kugel mit aufgesetzten Flammen begleitet werden. Beim Blick durch den Tunnel ist noch ansatzweise das ehemalige Portal in der Abschlusswand der Pferdeschwemme zu erkennen, das 1850 geschliffen wurde.

Nachdem bereits 1675 an eine Stadterweiterung über einen Steinbruch nach Riedenburg nachgedacht wurde, kam es 1759 zu einer Revitalisierung dieses Planes durch den Baukommissär Johann Elias Edler von Geyer, der 1716 geboren wurde und ab 1744 in Salzburger Hofdiensten stand. Höhepunkt seiner stetig steigenden Karriere war die Aufnahme in den Salzburger Adelstand am 22. August 1756. 1763/64 tritt der Plan eines völligen Mönchsbergdurchschnitts durch den Steinbruch zugunsten eines Tunnelprojektes in den Hintergrund. Johann Elias von Geyer wird mit dem Tunneldurchstich, der von beiden Seiten erfolgte, beauftragt, kann aber mit seinem Vorschlag der Ausgestaltung des Tunnelportales, den er am 12. Februar 1766 einreicht und der sich am Müllegger Tor in Mülln orientiert, nicht überzeugen.

Der Bauherr Erzbischof Sigismund III. Graf Schrattenbach – am 28. Februar 1698 vermutlich in Graz geboren und am 5. April 1753 zum Salzburger Erzbischof gewählt – beauftragt damit Johann Baptist Hagenauer, dem er ab 1754 eine Ausbildung an der Wiener Akademie bei Johann Jakob Schletterer und von 1762 bis 1764 eine längere Italienreise ermöglichte. Gemeinsam mit seinem Bruder Wolfgang – geboren am 16. Oktober 1726 – der ab 1760 im Hofbauamt tätig war, tritt er als Gegenspieler zu Johann Elias von Geyer auf. Die Brüder drängen zusehends auf eine Vergrößerung der Dimensionen sowohl in Bezug auf den Tunnel selbst und besonders hinsichtlich der Portalgestaltung. Johann Baptist Hagenauer wurde am 17. September 1732 geboren und ging vor seiner weiteren Ausbildung in Wien und Italien von 1751 bis 1753 in Tittmoning bei Johann Georg Itzlfeldner in die Bildhauerlehre. 1765 errichtet er in Innsbruck im Auftrag des Kaisers eine Triumphpforte für die Hochzeitsfeierlichkeiten von Erzherzog Leopold von Toskana und der spanischen Infantin Maria Ludovika. Nicht zuletzt diese repräsentative Arbeit mit den Gipsfiguren des Kaiserpaares am Aufsatz führten zur Auftragserteilung an die Gebrüder Hagenauer, die wohl zwischen 12. und 21. Februar 1766 gemeinsam mit dem Auftrag zur Errichtung des Marienmonuments am Domplatz erfolgte. Mit diesen beiden Werken verwirklichen die Brüder Hagenauer Eckpunkte einer „via triumphalis“ von der Riedenburg, die als Ruinenbastei das alte „Juvavium“ darstellen sollte, zum Dom. In der Ausführung tritt neben dem barocken Triumphgedanken der Memorialgedanke durch die Inschriften verstärkt hervor.

Der Druck erschien als drittes Blatt von Heft 1 aus „Die interessantesten Punkte von Salzburg, Tyrol und Salzkam[m]ergut. Getreu nach der Natur aufgenommen“ von 1837.

Die zeichnerische Vorlage stammt von Georg Pezolt, der am 8. Mai 1810 in Salzburg geboren wurde. Er verbrachte seine Lehrzeit bei Johann Matthias Wurzer und kam bereits 17-jährig mit dem englischen Archäologen John Molitor nach Italien was ihn nachhaltig prägte und für seine späteren Tätigkeiten als Maler, Architekt, Kunstschriftsteller und erster ehrenamtlicher Denkmalpfleger der Stadt Salzburg von Bedeutung war. Seit 1837 wieder in Salzburg, widmete er sich zuerst der Malerei und trat neben seiner Tätigkeit als Vorlagenmaler auch selbst als Herausgeber in Erscheinung. Als Architekt erbaute er im neobyzantinischen Stil von 1848 bis 1853 die Borromäumskirche am Mirabellplatz die 1972 abgetragen wurde. Der sich stetig für die Erhaltung der Salzburger Altstadt und deren kulturellen Erbes einsetzende Künstler starb in seiner Heimatstadt am 28. Oktober 1878.

Die Lithographie besorgte Josef Stießberger, der am 4. April 1800 in Salzburg geboren wurde und ebendort am 10. März 1872 verstarb. Die 144 Lithographien für „die interessantesten Punkte von Salzburg, Tyrol und Salzkam[m]ergut“ gelten als sein Hauptwerk.

Der Druck erfolgte bei der in Salzburg ansässigen Lithographieanstalt von Joseph Oberer, der auch als Verleger fungierte. Er wurde in Salzburg am 31. März 1789 geboren und erlernte den Beruf des Buchdruckers bei seinem Vater. Nach einer umfassenden nicht immer freiwilligen Reise durch Europa und die österreichischen Länder übernimmt er nach dem Tod seines Vaters 1826 die Buchdruckerei und nimmt auch den Betrieb einer Buchhandlung auf. Er verstarb als angesehener Geschäftsmann am 15. Februar 1843.