Der Gollinger Wasserfall

  • Entstehungszeitraum: 1884
  • Entstehungsort: Salzburg
  • Objektart: Gemälde
  • Autor/Künstler: Eduard Gehbe (1845 Meiningen – 1920 Salzburg)
  • Artikel-Autor: Erich Urbanek/Hemma Ebner
  • Material/Technik: Öl auf Leinen, Originaler Rahmen, masseverziert
  • Größe: 190 cm x 130 cm
  • Standort/Signatur: Museum Burg Golling, Inv.-Nr. 4639
  • Physisch benutzbar: ja
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Der kontinuierliche Ausbau der Bahnstrecken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erleichterte das Reisen und brachte die ersten Touristen ins Land. Für den Adel und das gehobene Bürgertum galt es als chic, auch längere Aufenthalte am Land zu verbringen – damals liebevoll als „Sommerfrische“ bezeichnet. Naturschönheiten und Touristenattraktionen wurden erschlossen, eine gezielte Werbung setzte ein, um den „Fremdenverkehr“ zu fördern. Die ersten Ansichtskarten und Prospekte entstanden. In der Bildenden Kunst war es vor allem die Münchner Schule, die sich in besonderer Weise der Landschaftsmalerei mit Ansichten verschiedenster Sehenswürdigkeiten widmete.

Das großformatige Gemälde des Gollinger Wasserfalls zeigt die Stimmung eines Frühsommermorgens. Während der Wasserfall mit seinen typischen Kaskaden und Seitenarmen noch im Schatten liegt und die tiefblaue Gumpe das fallende, schießende und zerstäubende Wasser auffängt, treffen die ersten Sonnenstrahlen auf die rechte obere Bildpartie. Räumliche Tiefe wird auf diese Weise suggeriert.

Eduard Gehbe kam nach dem Studium in München und Wien sowie verschiedenen Auslandsaufenthalten 1884 nach Salzburg, wo er zu einem Haupt der konservativen Künstlerschaft und zum bevorzugten Lieferanten von heimischen aber auch deutschen bürgerlichen Salons avancierte. Im Jahr 1884 entstanden in Golling mehrere Gemälde in spätgründerzeitlichem Realismus, den der Maler nach der Jahrhundertwende durch eine stimmungsträchtige Pastosität auflockerte. Eduard Gehbe bezog 1886 sein Atelier im damals neu gebauten Künstlerhaus in Salzburg. Im Jahr 1900 überreichten ihm 56 „Freude und Verehrer“ zu seinem 55. Geburtstag einen silbernen Lorbeerkranz, der im Salzburg Museum erhalten ist.

Um die Jahrhundertwende besuchte Geheimrat Ludwig Heintel, der Entwicklungsingenieur und technische Leiter der Deutsche Windturbinen-Werke Rudolph Brauns GmbH (später: Vereinigten Windturbinen-Werke AG) in Dresden, das Land Salzburg. Er kaufte vom Künstler das monumentale Gemälde für seine an der Elbe am Hindenburgufer (heute Käthe-Kollwitz-Ufer) gelegene Villa. Es wurde in eine Kiste verpackt und per Eisenbahn nach Dresden transportiert. Dort überlebte es im Februar 1945 wie durch ein Wunder die furchtbare Zerstörung der Stadt in den vier Angriffswellen im Feuersturm der Royal Air Force und der U.S. Army Air Force.

Die Familie des Ur-Ur-Enkels von Geheimrat Heintel wünschte sich, dass dieses Bild an seinen Ursprung zurückkehrt. Sie verkaufte es der Fördervereinigung Museum Burg Golling und brachte es im Dezember 2017 persönlich nach Golling. Die aufwändige Restaurierung von Gemälde und Rahmen führte Dipl. Restaurator Mag. Alexander Lassnig in Oberalm aus. Das Museum Burg Golling ist bereits seit Jahrzehnten im Besitz eines anderen Gemäldes von Eduard Gehbe, welches dieser ebenfalls 1884 in Golling gemalt hat. Mit diesem Neuzugang ist die Sammlung von „Gollingensien“ um ein wunderbares Objekt reicher geworden.