Bei der Sanierung/Umbau der Adneter Pfarrkirche im Jahr 1973 wurde unter der zweiten Emporestiege ein gotischer Schlussstein gefunden.
Ein Schlussstein befindet sich am höchsten Punkt eines Bogens oder Gewölbes. Der Schlussstein schließt das gebogene Mauerwerk ab und verkeilt es. Dadurch gibt er dem Gefüge den entscheidenden Halt. Aufgrund seiner Bedeutung und zentralen Lage ist er oft besonders verziert. Häufig trägt der Schlussstein ein Wappen, die Initialen des Erbauers oder eine Kopfplastik.
Dieser Schlussstein aus der Adneter Kirche zeigt einen Christuskopf im Halbrelief mit Bart. Die Darstellung des Christuskopfes entspricht der Zeit, ist aber nicht sehr detailliert ausgearbeitet. In der Bibel findet man zahlreiche Vergleiche von Jesus Christus als Schlussstein (oder Eckstein), der von den Bauleuten verworfen wurde. Auch der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Epheser (Eph. 2.20): „Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Jesus Christus“. Es ist also nicht verwunderlich, dass der Schlussstein in einer Kirche ein Bildnis Christi zeigt.
Die erste Erwähnung einer Kirche in Adnet erfolgte bereits um 745 n.Chr. Dies ist nur kurz nach der erstmaligen Erwähnung des Orts Adnet im Jahre 741. Die erste Kirche war aber sicher ein Holzbau. Dieser viel spätere gotische Schlussstein wurde aus Adneter Marmor (Sorte Wimberger) gefertigt und dürfte bei der Erweiterung des Kirchenbaus um ein Seitenschiff im Jahr 1706 angefallen sein. Aufgrund der Form des Schlusssteins mit seinen vier Anschlüssen passt er zweifelsfrei zum erhaltenen gotischen Kreuzrippengewölbe der Pfarrkirche.
Der Werkstoff „Adneter Marmor“ wurde in der Adneter Kirche auch für den Bodenbelag, für Säulen und den Altar verwendet. Außerhalb von Adnet fand der rote Stein seit der Römerzeit weite Verbreitung in Österreich und den angrenzenden Ländern (z.B. für die 24 fünf Meter hohen, 18 Tonnen schweren, monolithischen Säulen des Peristyls im Wiener Parlamentsgebäude).