Schleifstein einer Kugelmühle

  • Entstehungszeitraum: 19. Jhr.
  • Entstehungsort: Salzburg
  • Objektart: Werkzeug
  • Autor/Künstler: unbekannt
  • Artikel-Autor: Arnold Kretschmer/Christian Flandera
  • Material/Technik: Sandstein bearbeitet
  • Größe: Durchmesser: 60cm
  • Standort/Signatur: Marmormuseum Adnet, Inv. Nr. 59
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Freundlsperger, Hans: Die Salzburger Kugelmühlen und Kugelspiele (1-36). in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1919

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Während es heute im Land Salzburg nur mehr zwei mit Wasser betriebene Kugelmühlen gibt, war die Situation in der Blütezeit eine andere: Im 18. Jahrhundert produzierten rund 50 Betriebe mit über 500 Gängen (Kugelmühlen) bunte Marmorkugeln von unterschiedlicher Größe.

In Salzburg wurden, ebenso wie in Berchtesgaden, im 18. Jahrhundert aus Marmorabfällen oder aus Bachsteinen Kugeln produziert. Die Salzburger Produktion wurde auch in einschlägigen zeitgenössischen Werken erwähnt, wie in der „Oekonomisch-technologische(n) Encyklopädie“ des Johann Georg Krünitz (1728-1796) aus dem Jahr 1791.

Die Kugeln wurden als Spielzeug (Murmeln), Munition oder auch als Ballast für Segelschiffe verwendet. Die meisten Kugeln dürften ab der Mitte des 17. Jahrhunderts für den Export produziert worden sein. Ab den 1740er-Jahren wurden die Kugelmühlen des Erzstifts Salzburg auch besteuert und somit existieren einige Unterlagen. Der Hobbyhistoriker Hans Freundlsperger (1873-1943) hatte darüber im Jahr 1919 in einem Beitrag in der Salzburger Landeskunde der Öffentlichkeit berichtet.

In Salzburg gab es Ende des 18. Jahrhunderts Kugelmühlen in den Pfleggerichten Glanegg, Laufen, Mattsee, Neuhaus (Gnigl), Neumarkt, Staufenegg (Piding), Wartenfels (Thalgau) und in der Stadt Salzburg. Die Kugeln wurde damals z.B. auch „Schusser“, „Dascher“ oder „Palkugeln“ genannt. Bis zur fertigen Kugel musste die Mühle bei kleineren Kugeln 24 Stunden und bei größeren bis zu vier Tage lang laufen. So wurden im Jahr 1797 im Land Salzburg rund 4,3 Mio. Kugeln produziert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Anzahl der Kugelmühlen drastisch zurück.

Beim hier präsentierten Objekt handelt es sich um den Bodenstein einer Kugelmühle. Der so genannte „Schleifer“, „Gleger“ oder „Glegert“ bestand aus Flyschsandstein, hatte einen Durchmesser von 60 bis 80 cm und war fix im Boden verankert. Der Sandstein stammt in den meisten Fällen vom Ulrichshögl (Ainring).

Die grob würfelförmig zugehauenen Steine wurden in die eingemeißelten Rillen gelegt und darauf wurde der sich drehende Läufer oder „Stock“ aus Hartholz gelegt. Auf diesem „Läufer“ waren auch die Schaufeln montiert, über die ihn das Wasser antrieb. Für das Ende des 18. Jahrhunderts ist auch eine detaillierte Beschreibung einer Kugelmühle mit den Bezeichnungen der Einzelteile bekannt: Da gab es eine Wührwand, den Hirnbäumen oder den Floderteufel.

Die roten Adneter Steine und besonders die bunten Tropfmarmore (Oberrhätischer Riffkalk) waren und sind auch heute noch als Murmeln (Marmorkugeln) sehr beliebt.