Im September 1913 wurden erstmals die Forschungsergebnisse der Salzburger Höhlenpioniere einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt. Nie zuvor wurde dieses Thema in solch ausführlicher und anschaulicher Art und Weise präsentiert. Im Bildarchiv des Salzburg Museum befinden sich einige wenige Fotodokumente, die diese Ausstellung dokumentieren.
Die „Salzburger Höhlenschau“ fand von 11. September bis 15. Oktober 1913 in sechs Räumen im Erdgeschoss des Schloss Mirabell statt. Insgesamt wurde die Ausstellung, laut den Veranstaltern, von mehr als 2.500 Menschen besucht. Die Ausstellung war täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt war nicht kostenlos, für Schulklassen wurde aber eine Ermäßigung von fünf Prozent gewährt. Veranstaltet wurde die Ausstellung durch die 1912 gegründete Salzburger Sektion des Vereins für Höhlenkunde in Österreich-Ungarn. Den Ehrenschutz für die Ausstellung hatten Landeshauptmann Prälat Alois Winkler (1838-1925), Museumsdirektor Dr. Eberhard Fugger (1842-1919) und der steirische Höhlenforscher und Begründer des Vereins für Höhlenkunde Hermann Bock (1882-1969) übernommen.
Allgemeines
Die Öffentlichkeit konnte sich in bisher nie dagewesener Anschaulichkeit mit der Entwicklung der Höhlenforschung, aber auch Skeletfunden vertraut machen. An den Wänden wurden Pläne, Grundrisse sowie Querschnitte und Aufrisse von Salzburger Höhlen gezeigt. Aber auch Fotos aus den Höhlen, Modelle und Gesteinsproben wurden präsentiert. Vor allem die damals noch seltenen Blitzlichtaufnahmen der Höhlen erregten das Interesse des Publikums.
Die präsentierten Objekte stammten aus dem Fundus des Städtischen Museum Carolino Augusteum (heute: Salzburg Museum) sowie aus dem privaten Beständen von Ing. Martin Hell (1885-1975) und Dr. Eberhard Fugger. Letzterer widmete sich nicht nur seit den 1870er-Jahren der so genannten „Freiherr von Schwarzschen Mineralien-Sammlung“, sondern war auch ein Pionier der Salzburger Höhlenforschung. Ab 1895 wurde die Schwarzsche Mineralien-Sammlung für einige Jahre im Schloss Mirabell als dislozierter Teil des Museum Carolino Augusteum gezeigt.
Vermutlich waren auch die gezeigten Modelle und Pläne von Dr. Gustav Freytag, Dipl.-Ing. Walter Freiherr von Czoernig-Czernhausen (1883-1945) sowie Dr. Rudolf Freiherr von Saar (1886-1963) private Leihgaben für diese Ausstellung. Weitere Leihgaben stammten vom k.k. Ackerbauministerium sowie dem deutschen und österreichischen Alpenverein (Sektion Passau und Sektion Küstenland), dem Verein für Heimatkunde in Kufstein, der k.k. Grottenkommission in Adelsberg (heute: Karst Research Institute in Postojna/Slowenien) und der Sektion Oberösterreich des Vereins für Höhlenkunde in Österreich-Ungarn.
Die Strahlkraft der Ausstellung wurde von den Zeitgenossen als bedeutsam eingestuft, da zahlreiche Bildbestellung bei der Salzburger Sektion des Höhlenvereins eingelangt seien.
Ausstellungsaufbau
Auf Bild 1 (Inv.-Nr. Foto 8496) ist der Eingangsbereich zur Ausstellung zu sehen durch den der erste – in blau gehaltene Raum – betreten wurde. In diesem Einführungsraum waren auch rund 20 Bilder von Alexander Mörk von Mörkenstein (1887-1914) ausgestellt, der auch die Ausstellung kuratierte. Mörk war nicht nur Maler, sondern begeisterter Höhlenforscher und Gründungsobmann der Sektion Salzburg des Vereins für Höhlenkunde in Österreich-Ungarn. In den Beständen des Salzburg Museum befinden sich heute über 70 Ölbilder, Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen von Alexander Mörk.
Gezeigt wurde weiters ein Faltboot welches in Höhlen verwendet werden konnte, ebenso wie ein Taucheranzug, der in der Posselt-Höhle (Tennengebirge; heute: Eisriesenwelt) verwendet worden war.
Der zweite Raum widmete sich ausschließlich den Höhlen des Untersbergs. Insbesondere die Funde aus der Kolowartshöhle und des im Sommer 1913 entdeckten Bärenhorst im Untersberg sorgten für Aufsehen, da auch ein großer Bärenschädel (ursus spelaeus) ausgestellt wurde. Der Bärenfund sorgte überhaupt für den Schwerpunkt in diesem Raum. Gelobt wurde in den Medien auch, dass die Exponate ausführlich beschriftet waren und somit „ein langwieriges Nachlesen“ überflüssig war, da man „an Ort und Stelle über das Wichtigste des Wissenswerten“ informiert wurde. Zusätzlich befand sich in diesem Raum ein Schnittmodell des Bärenhorsts.
Im dritten Raum (Bild 2; Inv.-Nr. Foto 52692) wurden Objekte aus weiteren Salzburger Höhlen präsentiert. Die verschiedenen Höhlen des Tennen- und Hagengebirges sowie des Taugltals wurden mit Fotos, Bildern und Modellen dargestellt. An der Wand dieses Raums ist auf dem Foto (Bild 2) auch ein Gemälde von Alexander von Mörk zu erkennen. Es trägt den Titel „Der Eisturm“ und stellt den Possel-Turm in der Werfener Eisriesenwelt dar. Das Ölgemälde befindet sich heute in Privatbesitz.
Der vierte Raum widmete sich nicht nur Höhlen des Landes Salzburg, sondern auch solchen z.B. in St. Kanzian. So ist Bild 2 durch den Türrahmen mit dem Schild „Hoehlen anderer Arbeitsgebiete“ ein wenig von diesem Raum zu erkennen. Gezeigt wurden weiters Abbildungen und Pläne aus Lofer (Lamprechtsofenloch) oder aus der Tischofer Höhle (Tirol) und den Dachsteinhöhlen.
In Raum fünf und sechs waren noch zwei weitere Höhepunkte der Schau zu sehen: Im Raum fünf wurde ein Diorama des Eingangsbereichs der Kolowarthöhle gezeigt sowie im sechsten Zimmer ein Diorama der Fuggerhalle der Schellenberger Eishöhle. Allerdings wurden die Dioramen nicht rechtzeitig zur Eröffnung fertig und konnten daher erst ab 2. Oktober besichtigt werden. Vermutlich befand sich im letzten Raum sogar ein Aquarium mit lebenden Grottenolmen.
Aus heutiger Perspektive ist es interessant, dass die Ausstellung – obwohl sie nur einen Monat lang gezeigt wurde – während der Laufzeit verändert und ergänzt wurde. Somit lässt sich keine abschließende Beschreibung geben, denn zwei Wochen nach Beginn der Ausstellung wird darüber berichtet, dass nunmehr auch Objekte aus der Höhlenwelt Kärntens, der Steiermark und Mährens ausgestellt würden.
Schließlich wurde – quasi als Rahmenprogramm – noch ein Lichtbildvortrag über die verschiedenen Salzburger Höhlen angeboten, der im großen Saal des Hotels Mirabell abgehalten wurde, sowie eine Höhlentour in den Scheukofen (Hagengebirge).