FrĂĽhe Ansicht des Kollegs St. Benedikt

  • Entstehungszeitraum: 1926
  • Entstehungsort: Salzburg
  • Objektart: Fotografie
  • Autor/KĂĽnstler: unbekannter Fotograf
  • Artikel-Autor: Gerald Hirtner/Adolf Hahnl
  • Material/Technik: gedruckte Postkarte
  • Größe: 9 x 13,8 cm
  • Standort/Signatur: Archiv der Erzabtei St. Peter, Foto B 641
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Archiv der Erzabtei St. Peter in Salzburg.
    Deo et fratribus. Kolleg St. Benedikt 1926–1976, hg. v. Österreichische Benediktinerkongregation. Salzburg 1976.
    Adolf Hahnl, Der Bildhauer Jakob Adlhart. Salzburg 1980.
    Ernst Hanisch, St. Peter in der Zwischenkriegszeit. In: St. Peter in Salzburg. Das älteste Kloster im deutschen Sprachraum. Salzburg 1982, 216-220.
    Ernst Hanisch, St. Peter in der Zwischenkriegszeit 1919–1938: Politische Kultur in einer fragmentierten Gesellschaft. In: Festschrift St. Peter zu Salzburg 582–1982, hg. v. Aegidius Kolb. Salzburg 1982, 361-382.
    Norbert Mayr, Das Kolleg St. Benedikt 1924/26 in Salzburg. Peter Behrens und der genius loci. Diss. Salzburg 2004.
    Statuta observanda in Collegio Sancti Benedicti ad S. Petrum, Salzburg o.J.

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St. Peter oder St. Benedikt? Offenbar gab es bei der Realisierung eines der größten Bauprojekte in der Salzburger Zwischenkriegszeit Unklarheit über die Benennung. Durchgesetzt hat sich St. Benedikt, unter welchem Namen das Studien- und Gästehaus noch heute geführt wird.

Über die frühe Entstehung dieser Aufnahme deutet nicht nur die Bildunterschrift „Benediktinerkolleg St. Peter in Salzburg“ hin, sondern auch das Fehlen der Fresken Anton Faistauers am West- und Nordtrakt.

Die Erbauung des Kollegs St. Benedikt stand in Zusammenhang mit den Plänen zur Wiedererrichtung einer katholischen Universität in Salzburg. Im Jahr 1924 schlossen sich die deutschsprachigen Benediktinerkongre­gationen mit folgender Zielsetzung zu einer Konföderation zusammen: der Sicherung der bestehenden Theologischen Fakultät mit der Perspektive einer katholischen Volluniversität. Der Weg dorthin führte über den Bau eines Studien­hauses für den Ordensnachwuchs. Die Gründung eines Studienhauses erfolgte 1924 auf Wunsch von Papst Pius XI.

Erbaut wurde das Studienhaus von Stadtbaumeister Peter Wagner auf einem bis dahin von Ökonomiegebäuden besetzten Grundstück von St. Peter. Der Bau erfolgte nach prämierten Entwürfen des deutschen Architekten Peter Behrens (1868–1940), der sich unter anderem wegen seiner Industriebauten einen Namen gemacht hatte. Von 1924 bis 1926 wurden die Arbeiten ausgeführt. Für die künstlerische Gestaltung konnten der Bildhauer Jakob Adlhart (1898–1985) und der Maler Anton Faistauer (1887–1930) gewonnen werden. Faistauer war unter anderem auch in der Pfarrkirche Morzg und im Salzburger Festspielhaus künstlerisch tätig. Die feierliche Einweihung am 1. Mai 1926 fand im Beisein von Alt-Bundeskanzler Prälat Ignaz Seipel und dem Salzburger Erzbischof Dr. Ignaz Rieder statt.

Zentrale Figur für die Errichtung des Kollegs St. Benedikt war aber der Abt von St. Peter, Dr. Petrus Klotz OSB (1878–1967). 1878 in Kaltern/Südtirol geboren, war er 1889 in das Konvikt St. Peter eingetreten, hatte am erzbischöflichen Borromäum in Salzburg das Gymnasium besucht und von 1898 bis 1902 in Salzburg unter anderem beim späteren Erzbischof Ignaz Rieder, beim späteren Weihbischof Johannes Filzer und dem späteren Fürstbischof von Brixen, Joseph Altenweisel, Theologie studiert. 1901 feierte er in St. Peter seine ewige Profess und die Priesterweihe. Von 1912 bis 1916 ging er auf Weltreise, die ihn durch alle Kontinente führte. Als Nachfolger von Willibald Hauthaler wurde er 1922 zum Abt von St. Peter gewählt. Aufgrund seiner Verdienste um die Errichtung des Kollegs wurde St. Peter 1927 zur Erzabtei erhoben. St. Peter geriet mit dem in den USA getätigten Baukredit in den Sog der Weltwirtschaftskrise, worauf Erzabt Klotz 1931 resignieren musste.

Als Leiter des Studienhauses wurden Rektoren gewählt oder bestellt. Die meisten der bislang elf Rektoren stammten aus der Österreichischen Benediktinerkongregation. Daneben existierten noch die Ämter des Spirituals, des Präfekten und des Seniors. Namhafte Benediktiner hatten diese Positionen inne. Hausoberer oder Superior ist der jeweilige Abtpräses der Österreichischen Benediktinerkongregation.

Das Kolleg bewohnten hauptsächlich Benediktiner aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Daneben fanden sich Kleriker aus den Nachbarländern (Belgien, Tschechoslowakische Republik, Ungarn) und vereinzelt auch aus dem Vereinigten Königreich und aus Übersee. Das Kolleg St. Benedikt war von Beginn an offen für Studierende anderer Ordensgemeinschaften. Unter den Klerikern, die ab 1924 in Salzburg studierten, waren Angehörige der Zisterzienser, Augustiner-Chorherren, der Missionare vom Kostbaren Blut, und vereinzelt der Kamillianer, Piaristen, Prämonstratenser und Trappisten. Zu den Bewohnern des Kollegs in den 1930er Jahren zählte beispielsweise der spätere Missionsbischof Erich Kräutler CPPS. Für die Kollegbewohner begann der Tag um 04:45 Uhr, die heilige Messe wurde um 05:30 Uhr gefeiert. Für Studien war die Zeit zwischen 8 und 12 Uhr und zwischen 14 und 18 Uhr vorgesehen.

Die Kleriker mussten nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich das Kolleg verlassen. Der Studienbetrieb fand bis 1941 im Stift Seitenstetten in Niederösterreich eine Fortsetzung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Oktober 1948 wieder ein regulärer Betrieb in Salzburg aufgenommen, jedoch nicht ohne Einschränkungen, da manche Gebäudeteile von staatlichen Behörden noch in Verwendung waren. 1959 wurde das Gebäude adaptiert und von Weihbischof Johannes Filzer neu eingeweiht. Ein herausragendes Ereignis war das 1200-jährige Domjubiläum im Jahr 1974, zu dessen Anlass das Kolleg die in Salzburg anwesenden deutschen Bischöfe beherbergte. Zum 50-jährigen Jubiläum des Kollegs erschien 1976 eine Festschrift unter dem Titel „Deo et fratribus“ (deutsch: Gott und den Brüdern geweiht). Es war dies der Wahlspruch des 1967 verstorbenen Erzabtes Petrus Klotz OSB.

Wer die Eingangshalle des Kollegs durch das Bronzetor betritt, an denen die Löwenkopfringhalter (Behrens-Adlhart) an das Apostelwort erinnern: „Brüder seid wachsam“ (1. Petrusbrief), erblickt im Gegenlicht einen Crucifixus, der gleichsam als christlicher Herkules die schwere Balkendecke zu tragen scheint. Es ist dies ein frühes Meisterwerk des Bildhauers Jakob Adlhart d. J. zusammen mit seinem Werkstattgenossen Arthur Rauch, das Abt Petrus Klotz 1924 in Auftrag gab. Das monumentale Werk christlicher Kunst zählt zu den Inkunabeln des damals modernen Expres­sionismus und hat bis heute seine Bewunderer: „O Haupt voll Blut und Wunden“, hier wurde das Kirchenlied Paul Gerhards plastisch umgesetzt.