Moorbäder im Salzburger Südwesten

  • Entstehungszeitraum: 1827-1970
  • Entstehungsort: Salzburg
  • Objektart: Fotos, Ansichtskarten, Plakat
  • Autor/Künstler: Rudolf Sciborski, Fred Rieder, Wilhelm Knocke
  • Artikel-Autor: Werner Friepesz
  • Größe: unterschiedlich
  • Standort/Signatur: InvNr Foto 17399, InvNr Foto 1484, InvNr Foto 20432, InvNr Foto 20434, InvNr Foto 20435, InvNr Foto 19768, InvNr 15659-49_Detail
  • Physisch benutzbar: ja
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Von der heilenden Wirkung des Moores war erstmalig 1525 im „Badebüchlein“ des Arztes und Universalgelehrten Paracelsus zu lesen, wenngleich das Moorbad in der Volksmedizin wohl schon viel früher seinen Einzug hielt. Napoleon soll das Wissen um dieses Naturheilmittel von seinem Ägyptenfeldzug mitgebracht haben. Auf dessen Veranlassung hin wurde etwa mit dem Moorbadehaus in Bad Nenndorf (D) eine Kuranstalt für seine Soldaten errichtet.

Ab diesem Zeitpunkt eröffnen überall in Europa Moorbadehäuser, von denen einige in kürzester Zeit zu Nobelkurorten avancierten. Mit der in der letzten Eiszeit entstandenen Moorlandschaft, die vom Untersberg bis an den innerstädtisch gelegenen Rainberg reicht und der 1807 fertiggestellten Moosstraße, die zur Erschließung dieser Landschaft ausschlaggebend war, eröffnete sich für die SalzburgerInnen die Möglichkeit, sich der gesundheitsfördernden Wirkung des Moores in Form von Bade- und Kurhäusern zu bedienen. So gab es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts z. B. das Marienbad, Karlsbad und Ludwigsbad im Leopoldskroner-Moos oder aber auch das Kreuzbrücklbad in Salzburg-Maxglan.

Die Fotosammlung des Salzburg Museum beherbergt zahlreiche Aufnahmen von diesen Anstalten. Denn über Jahrzehnte wurden die ständigen Neuerungen als auch der Alltagsbetrieb in Form von Werbeplakaten sowie auf Ansichtskarten wiedergegeben. Von Beginn an wollte man durch gezielte Werbung die Attraktivität der Einrichtung steigern und somit die Besucherzahlen erhöhen.

Zurückzuführen ist die Wiederentdeckung dieser Naturheilkräfte auf die großangelegten Trockenlegungen von Sümpfen und Mooren in der frühen Neuzeit, die in Stadt und Land Salzburg auf allerhöchste Anordnung der Fürsterzbischöfe erfolgt ist. Im Pinzgau fanden die Entwässerungen, die die Bevölkerung unter anderem auch vor Fieberkrankheiten schützen sollten, ab 1520 statt, im stadtnahen Untersbergmoor wurden sie mit Unterbrechungen ab 1598, 1678 und 1740 vorangetrieben. In Folge dessen nahm auch die Tätigkeit des Torfstechens zu, brauchte man diesen in getrockneter Form in immer größerem Umfang als Brennmaterial für die aufkommende Industrie und den Bergbau. Es war schließlich der Stadtphysikus Dr. Wolfgang Oberlechner (1767-1829), ursprünglich den heilenden Kräften von Quellwasser verschrieben, der 1826 seine Erkenntnisse zu den Inhaltsstoffen und zur Wirkung des Moores verschriftlichte. Als Mann der einfachen Methoden reichte es ihm zunächst, diese heilenden Wirkstoffe in deren einfachsten Art zu konsumieren, nämlich durch ein gegrabenes und sich selbst füllendes Moorwasserloch an Ort und Stelle. Mit der Eröffnung des ersten Moorbades in einem alten Bauernhaus im heutigen Maxglan setzte er 1827 schließlich den Grundstein für ein sehr erfolgreiches Gesundheitskonzept und Geschäftsmodell, welche über Jahrzehnte anhalten sollten.

Der Anfang
Die Torfmooranstalt Bethsaida, im Volksmund später auch Kreuzbrücklbad genannt, wurde von Dr. Oberlechner 1827 als erstes Heilbad im 1740 errichteten Vogelfangergut oder auch Kreuzbruckenhof eingerichtet. Die Badegelegenheiten waren dabei zunächst in zwei hölzernen Hütten untergebracht. Es mag dem frühen Tod von Dr. Oberlechner geschuldet sein, dass sich die geplante Kuranstalt zunächst zu einem Armenbad entwickelte, in dem die Einheimischen zwar die Wirkung des Moors auf Gicht und Rheuma zu schätzen wussten, es aber auch ganz allgemein für die Körperhygiene zweckentfremdeten. So führte das Kreuzbrücklbad über viele Jahre ein bescheidenes Dasein, was auch darauf zurückzuführen war, dass Dr. Oberlechner nur ein Jahr später mit einer zweiten Wannenanstalt im Gasthaus Mittermoos eine Konkurrenzbetrieb eröffnete, aus der später das elegante Marienbad hervorgehen sollte. Weiters war es wohl nicht förderlich, dass die Betreiber des Bades in Sachen Hygiene und Service keine besonderen Anstrengungen an den Tag legten, wie ein leicht überzeichneter Leserbrief einer bayerischen Zeitung zeigt: „Wer auf anständige Weise und in Gesellschaft einen Selbstmord begehen will, darf nur in Kreuz- oder Leidbrückl gehen, dort kann er der Reihe nach verhungern, verdursten oder vor Gift und Galle abspringen, ganz wie es ihm beliebt. (…) Dieß Alles wäre aber nicht nothwendig, wenn sich der Wirth dazu bequemen würde, statt Fliegen zu fangen, die Gäste im Verein mit seiner Gattin zu bedienen und sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß eine Baderestauration keine Ausspeiserei ist.“[1] Dementsprechend konnte das Kreuzbrücklbad über viele Jahre nicht aus dem Schatten der Konkurrenzbetriebe treten, deren Anzahl im Laufe der Jahre immer weiter zunahm.

Das Bürgerliche
So eröffnete der ehemalige Militärarzt Dr. Anton Fiebinger im Leopoldskroner Ortsteil Untermoos 1841 ein zeitgemäßes Badehaus, in dessen Betrieb er seine Erfahrungen mit der Naturheilkunde einfließen lassen konnte. Als Anzeichen einer nötigen Kurbehandlung wurden von den ärztlichen Leitern der Anstalt die „Unthätigkeit der Hautfunktion, wie chronische Ekzeme, Gicht, Muskel- und Gelenksrheumatismus sowie Zähmungen und Krämpfe, Skrofulose und Knochenerkrankungen sowie Krankheiten im Bereich der Sexual-Sphäre“ gesehen. Die dort verabreichten Anwendungen im Speziellen sowie der Betrieb der Kuranstalt im Ganzen, veranlasste die Salzburger Zeitung nach über vier Jahrzehnten des erfolgreichen Betriebs zu folgendem Artikel: „Unter den Moorbädern heben wir das nach dem König Ludwig I. von Bayern, dem einstigen Besitzer des herrlichen Schlosses Leopoldskron genannte Ludwigsbad hervor. Eine geringe Stunde von Salzburg entfernt, an der von der Stadt bis zum Fuße des sagenreichen Untersberges führenden Moosstraße gelegen, besitzt es lichte, freundliche, trockene und bequem eingerichtete Zimmer, einen schattigen Garten, zweckmäßig eingerichtete Locale für Bäder, also Moorbäder, Schlammbäder, Soolenbäder, und ist durch eine viermalige Omnibusfahrt in reger Verbindung mit der Stadt. Herr Jacob Berger, der Besitzer des Ludwigbades, ist ein umsichtiger, freundlicher und gefälliger Wirth.[2] Im Jahre 1915 wurde die Anlage um das Doppelte erweitert und blieb bis ca. 1970 in Betrieb. Es folgte die Nutzung als Gasthof bis 2006 und dient heute als Wohnanlage. Das Ludwigsbad mit seiner Parkanlage bot zu seiner Glanzzeit Platz für 70 Kurgäste und war kostengünstiger als das Marienbad.

Eine Erfolgsgeschichte
Die schon erwähnte Wannenanstalt im Gasthaus Mittermoos wurde 1850 von Leopold Dagga erworben, der das alte Wirtshaus abreißen ließ und durch einen zeitgenössischen Holzbau im Schweizer Stil ersetzte. Nach einem Brand 1855 wurde mit Stein gebaut und die neue Badeanstalt erhielt die Bezeichnung Marienbad, nach der gegenüberliegenden Pfarrkirche Maria Hilf. Neben den zeitgemäßen Behandlungen mit Moorwasser, Schlammbädern, Pflanzenlaugenbädern, salzsauren Moorbädern, Solebädern, sowie Schwitz- und Duschbädern, konnte sich das Kurhaus durch seine elegante Einrichtung von den anderen Anstalten abheben. So lobte 1891 das Salzburger Volksblatt den Ausbau der Kuranstalt hinsichtlich der Badezimmer mit Marmor-Bassins und Duschen, der Mosaikböden sowie der eleganten Fremdenzimmer und schrieb weiters: „Mit allem Komfort der Neuzeit (…) sohin in der Lage, allen Anforderungen nachzukommen.“ Und weiter: „Rollwägen und Tragsesseln zu unentgeltlicher Benützung, Restauration à la carte, österreichische Küche, großer schattiger Garten, nebst einem mit Fichtennadeln und Gesträuchen bepflanzter Park, Speisesaal, Spielzimmer, Klavier ect.“[3] Erst in den 1970er-Jahren wurde der Badebetrieb endgültig eingestellt und das Gebäude an ein amerikanisches College verkauft.

Der Misserfolg
Wie so oft, wenn das Angebot überhandnimmt und die eigene Ausgangslage nicht optimal ist, kann ein ambitioniertes Projekt langfristig zum Scheitern verurteilt sein. Im Glauben an einen immer weiter ansteigenden Kurtourismus eröffnete 1844 Josef Hafner am Ende der Moosstraße bei Glanegg ein Bad im Gasthof „Zum Kaiser Karl“, vorerst Hafnerbad, später Kaiser Karls-Bad genannt. Zwar hatte er nachweislich das qualitativ beste Moorwasser und die beste Torferde, doch konnte er sich wohl aufgrund der Randlage seines Betriebs nicht dauerhaft etablieren.[4] Weder der großzügig angelegte Park mit den Badelogen, das hochmoderne Dampfbad mit Moorwasserdämpfen noch der zweimal am Tag ankommende Personenwagen, der die Besucher von und in die Stadt brachte, verbesserte die Bilanz. Der spätere Eigentümer Benedikt Graziadei eröffnete im Frühjahr 1869 das nach eigenen Angaben „auf das eleganteste und komfortabelste[5] restaurierte Kurhaus, doch schon weniger als ein Jahr später beging dieser, wohl aus einer finanziellen Notlage heraus, Selbstmord und auch seinem Nachfolger war kein finanzieller Erfolg beschert. Die wenigen Aufzeichnungen lassen darauf schließen, dass das Kaiser Karls-Bad 1871 endgültig geschlossen wurde.

Späte Erfolge Nach schwachen Anfangsjahren wurde schließlich im Kreuzbrücklbad 1887 ein erneuter Besitzerwechsel gemeldet. Das Ehepaar Hohensinn ließ das alte Gebäude in der Bräuhausstraße abreißen und bot ab 1894 in einem neuen, zeitgemäßen Gebäude, zu den üblichen Therapien nun auch exklusiv das neuartige Kneipp-Kaltwassersystem an. Der einsetzende Erfolg der „Kneipp’schen Kaltwasseranstalt“ ging einher mit dem dynamischen Wachstum der Gemeinde Maxglan, was sich sowohl in der Anzahl der Badegäste als auch der Besucher der hauseigenen Restauration niederschlug. Ab dem Jahr 1902 betrieb man von Mai bis September eines der größten Schwimmbecken in ganz Österreich, was sogar den Schlossherrn von Klessheim, Erzherzog Ludwig Viktor, zu einem Besuch der Anlage und lobenden Worten veranlasste. Über Jahrzehnte was das 1.000m2 große Becken ein beliebter Anlaufpunkt für die SalzburgerInnen, gab es doch nach der kriegsbedingten Zerstörung des Bades am Leopoldskroner Weiher vorerst nur das Volksgartenbad und ab 1950 das AYA-Bad in der Alpenstraße. Versuche das Kreuzbrücklbad der Stadt zu übereignen und somit langfristig weiterzuführen, scheiterten am hohen finanziellen Aufwand für die Sanierung sowie der Nähe zum 1964 eröffneten Freibad Leopoldskron. Das Bad schloss nach derzeitiger Quellenlage Ende der 1960er-Jahre, die Kuranstalt und die Restauration schon viele Jahre früher. Aus diesem Gebäudekomplex entstand das evangelische Seniorenheim Lobetal, dass bis zum Jahre 2000 bestand haben sollte.


[1] Leserbrief: Salzburger Bäder, in: Der Grenzbote (1883), Nr. 245.

[2] Salzburger Zeitung, Nr. 134, 14. Mai 1887

[3] Salzburger Volksblatt, Nr. 186, 19. August 1891, S. 5

[4] Gertraud Steiner: Wundervolles Wasser, Verlag Anton Pustet, 2012, S. 150

[5] Salzburger Zeitung, Nr. 114, 24. April 1869