Schenkungsurkunde König Heinrichs II. über das Gut Admont im Ennstal

  • Entstehungszeitraum: 6. Dezember 1006
  • Entstehungsort: Merseburg
  • Objektart: Urkunde
  • Autor/Künstler: König Heinrich II. / Egilbert C (Schreiber)
  • Artikel-Autor: Gerald Hirtner
  • Material/Technik: Tinte auf Pergament, aufgedrücktes Wachssiegel
  • Größe: 42 x 50 cm
  • Standort/Signatur: Archiv der Erzabtei St. Peter, Urk. Nr. 1
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Heinz Dopsch, Die Zeit der Karolinger und Ottonen, in: Heinz Dopsch und Hans Spatzenegger (Hg.), Geschichte Salzburgs. Bd. I/1. Salzburg 1981, 157-228.
    Franz Martin und Willibald Hauthaler (Bearb.), Salzburger Urkundenbuch. Bd. 2. Urkunden von 790-1246. Salzburg 1910, S. 122-123.
    Franz Martin und Willibald Hauthaler (Bearb.), Salzburger Urkundenbuch. Bd. 3. Urkunden von 1200-1246. Salzburg 1918, S. 370-374.
    Monumenta Germaniae Historica Diplomata H.II.123
    Karl Friedrich Hermann, Geschichte der Erzabtei St. Peter zu Salzburg. Frühgeschichte 696–1193. Salzburg 1996.
    Pius Karner, Austria Sancta. Die Heiligen und Seligen Salzburgs. Wien 1913.
    Hannes Naschenweng, Admont, in: Ulrich Faust und Waltraud Krassnig (Bearb.), Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol. St. Ottilien 2000, 71-188 (Germania Benedictina, Bd. III/1)
    Jakob Wichner, Geschichte des Benediktiner-Stiftes Admont. Bd. 1 Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1177. Admont 1874.

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Ein Heiliger, ein Seliger und eine wertvolle Schenkung – die frühe Geschichte Admonts beginnt in einem prominenten Umfeld. Die Altehrwürdigkeit der Schenkungsurkunde von 1006 kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie Ausgangspunkt eines jahrzehntelangen Rechtsstreits war.

Am 7. Dezember 1006 schenkte König Heinrich II. dem Salzburger Erzbischof Hartwig das Gut „Adamunta“ in der Grafschaft Ennstal. Aus Herrschersicht dienten Schenkungen dazu, um sich die Gefolgschaft zu sichern. Der selige Erzbischof Hartwig erwies sich als konsequenter Unterstützer der ottonischen Kirchenpolitik.

König Heinrich II., der 1146 von Papst Eugen III. heiliggesprochen wurde, schenkte mehrere Güter an die Salzburger Kirche bzw. Salzburger Klöster. Bereits im Jahr 1002 übertrug Heinrich II. Besitzungen im Lungau (Mauterndorf) an Erzbischof Hartwig, die nach dessen Tod an das Domkapitel gingen. 1003 erhielt der Erzbischof Hartwig das Gut Ermannsdorf im Lungau (heute Unternberg) zugesprochen, das nach seinem Tod dem Kloster Nonnberg zufiel. 1006 schenkte Heinrich II. das Gut Schlierbach im Kremstal und am selben Tag auch das Gut Admont im Ennstal. Nach dem Tod Hartwigs sollte das Gut Admont dem Benediktinerkloster St. Peter zur Ausstattung dienen („post vero obitum suum ad usum fratrum in monasterio sancti Petri sub regula sancti Benedicti servientium succedat“).

Ausgestellt wurde die Urkunde im sächsischen Merseburg, einem Bischofssitz an der östlichen Reichsgrenze, den Heinrich II. im Jahr 1004 wiedergegründet hatte. Dass die Urkunde gerade an diesem Ort entstanden ist, hat die Ursache im Reisekönigtum, das den Herrscher durch das ganze Reich von Pfalz zu Pfalz führte.

Für eine geistliche Institution wie das Kloster St. Peter waren Schenkungen zur wirtschaftlichen Absicherungen notwendig. Nicht lange vorher, im Jahr 987, hatte Erzbischof Friedrich das Kloster vom Erzstift getrennt und dabei nur unzureichend mit Besitz ausgestattet. Die Aussicht, den Besitzstand in Zukunft durch das Gut Admont aufbessern zu können, kam dem Kloster sehr gelegen.

Aus der Urkunde geht unmissverständlich hervor, wer im Hintergrund die Fäden zog: Königin Kunigunde, die 1200 ebenfalls heiliggesprochene Gattin Heinrichs II. stellte persönlich eine Fürbitte („qualiter nos interveniente dilecta coniuge nostra Cunigunda videlicet regina“). Ganz uneigennützig war die Aktion freilich nicht, schließlich sollte die Schenkung nach der damaligen Vorstellung dem Seelenheil des Königspaars zugutekommen („pro redemptione animae nostrae“).

Am Ende kam das Kloster St. Peter allerdings nicht zum Zug. Die Schenkung wurde Jahrzehnte später dazu verwendet, um das Kloster Admont mit Besitz auszustatten. Dieses wurde 1074 vom seligen Erzbischof Gebhard gegründet und mit Mönchen aus St. Peter besiedelt. Der Rechtsstreit zwischen den Klöstern St. Peter und Admont wegen des Gutes Admont fand erst im Jahr 1229 mit einem Vergleich ein Ende.

Der Urkundentext von 1006 nach Martin/Hauthaler:

‡ In nomine sanctae et individuae trinitatis. Heinricus divina favente clementia rex. Si de terrestrium rerum facultatibus divinitus nobis collatis aecclesias dei locupletare studuerimus, decurso huius vitae agone bravio indeficienti nos coronari non diffidimus. Quapropter generaliter omnium pateat industriae, qualiter nos interveniente dilecta coniuge nostra Cunigunda videlicet regina, quoddam nostri iuris predium Adamunta dictum in comitatu Adalberonis comitis in pago Ensitala situm lubensi aecclesiae, ubi sanctus Rǒdbertus corporaliter requiescit, pro redemptione animae nostrae dilectaeque praefatae coniugis et amore Hartuici eiusdem aecclesiae pastoris per hoc regale testamentum donando firmamus, cum omnibus appendiciis et utilitatibus eidem predio adiacentibus, cum patellis scilicet patellariisque locis et cum familia utriusque sexus prout iuste ac legaliter possumus, eo videlicet tenore ut, dum predictus Hartuicus archiepiscopus vixerit, ad suum servicium habeat, post vero obitum suum ad usum fratrum in monasterio sancti Petri sub regula sancti Benedicti servientium succedat. Et ut haec nostrae auctoritatis pagina stabilis et inconvulsa in aeternum permaneat, hanc cartam inde conscriptam manu propria corroborantes sigilli nostri inpressione insigniri iussimus.

‡ Signum domni Heinrici (M) regis invictissimi. ‡

Eberhardus cancellarius vice Uuilligisi archicapellani recognovit. S.

Data VII id.   decembris,   anno   dominicae incarnationis MV,   anno vero domni Heinrici   secundi regis V; actum Merseburc; feliciter amen.