Wirtschaftsgebäude vor dem Bau des Kollegs St. Benedikt

  • Entstehungszeitraum: vor 1924
  • Entstehungsort: Salzburg
  • Objektart: Fotografie
  • Autor/Künstler: unbekannter Fotograf
  • Artikel-Autor: Gerald Hirtner
  • Material/Technik: Fotografie
  • Größe: 12,1 x 17,1 cm
  • Standort/Signatur: Archiv der Erzabtei St. Peter, Foto B 558
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Archiv der Erzabtei St. Peter, Fotosammlung Jakobus Trattner.
    Ernst Hanisch, St. Peter in der Zwischenkriegszeit 1919-1938. Politische Kultur einer fragmentierten Gesellschaft, in: Festschrift St. Peter zu Salzburg. 582 – 1982, S. 361-382.
    Österr. Benediktinerkongregation (Hg.), Deo et fratribus. Kolleg St. Benedikt 1926-1976. Salzburg 1976.

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Ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Milchkühen, Heuboden und Misthaufen mitten in der Festspielstadt! Heute undenkbar, aber noch zu Max Reinhardts Zeiten Realität. Die sogenannte Meierei musste 1924 dem Bau des Kollegs St. Benedikt durch den international renommierten Architekten Peter Behrens weichen. Eine Fotografie vermittelt einen letzten Einblick in die verwinkelte Anlage des Klosterbetriebs.

Das Ensemble der Meierei befand sich zwischen dem Stiftshof von St. Peter und der Felsenreitschule. Anfang des 20. Jahrhunderts bestand es aus dem Meiereigebäude (dem ehemaligen Hofrichterhaus), einem Pferdestall, dem Kutscherstöckl, einem Holzschuppen, einer Waschküche, einer Wagenremise und einer Fassbinderei. Auf der Fotografie ist der westseitige, ungepflasterte Zugang entlang des Zehnerhauses mit Blick Richtung Westfassade des Pferdestalls zu sehen. Das Zehnerhaus war das Geburtshaus des späteren Landeshauptmanns Dr. Franz Rehrl (1890–1947).

Diese Bausituation existierte bis zum Jahr 1924, in dem die Realisierung des Kollegs St. Benedikt begann. Der zweiflügelige Gebäudekomplex nach prämierten Entwürfen von Peter Behrens (1868–1940) wurde von Stadtbaumeister Peter Wagner errichtet und von Künstlern wie Anton Faistauer (1887–1930) und Jakob Adlhart sen. (1898–1985) ausgestaltet. Bereits am 1. Mai 1926 konnte der Bau im Beisein von Erzbischof Ignaz Rieder, mehr als 30 Äbten und der christlich-sozialen Politikerelite eingeweiht werden.

Der erst 1922 neu gewählte und rührige Abt Petrus Klotz (1878–1967) verwirklichte hier eines der größten Bauprojekte der Zwischenkriegszeit in Salzburg. Und dies nur wenige Jahre, nachdem St. Peter durch Zeichnung aller Kriegsanleihen großes Vermögen verloren und bei einer Plünderungsaktion 1918 Schaden gelitten hatte.

Nach den verheerenden Jahren des Ersten Weltkriegs war der Bau des Kollegs St. Benedikt ein deutliches Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs, für die Bauwirtschaft ein Segen und für die katholische Welt ein Markstein auf dem Weg zur Wiedererrichtung einer Volluniversität.

Die dramatische wirtschaftliche Lage des Klosters am Ende der 1920er Jahre, die mit US-amerikanischen Krediten für den Bau des Kollegs St. Benedikt eng zusammenhing, führte schließlich zur Resignation von Erzabt Petrus Klotz im Dezember 1931. Der Historiker Ernst Hanisch bemerkte dazu: „die benediktinische Baulust konnte auch ein so stabiles sozioökonomisches Gebilde [wie das Kloster St. Peter] in eine schwere ökonomische Krise stürzen, die hart am Konkurs vorbeiführte.“[1]

Architektonisch wurde hier freilich eine den späteren Festspielhäusern entsprechende Umgebung geschaffen. Das Kolleg St. Benedikt, das mittlerweile seit mehr als 90 Jahren besteht, ist noch heute Studienhaus für den Ordensnachwuchs und wird zudem als benediktinisches Gästehaus verwendet.

[1] Hanisch, St. Peter, 378.