Im „Reichsgau Salzburg“ kamen im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter vor allem in der Landwirtschaft, im StraĂenbau und auf Kraftwerksbaustellen zum Einsatz. Ab 1943 kann man von ca. 40.000 auslĂ€ndischen Sklavenarbeitern ausgehen. Viele wurden Opfer der menschenunwĂŒrdigen Lebensbedingungen. WĂ€hrend in der Landwirtschaft die Zwangsarbeiter in der Regel bei ihren Arbeitgebern wohnten, waren sie auf den groĂen Kraftwerksbaustellen in Lagern untergebracht. Viele dieser Sklavenarbeiter wurden Opfer der menschenunwĂŒrdigen Arbeits- und Lebensbedingungen. Besonders schlimm war das Schicksal der aus Osteuropa verschleppten Zwangsarbeiter, da sie auf Grund der verbrecherischen NS-Rassenideologie ungleich schlechter behandelt wurden, als ArbeitskrĂ€fte aus Westeuropa. Genaue Opferzahlen stehen fĂŒr Salzburg nicht zur VerfĂŒgung, doch alleine in St. Johann im Pongau, wo sich ab FrĂŒhjahr 1942 mit dem „Stalag 317 (XVIII C) Markt Pongau“ eines der gröĂten Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des heutigen Ăsterreich befand, sind insgesamt 3.782 Kriegsgefangene, die meisten aus der ehemaligen Sowjetunion, zum GroĂteil in MassengrĂ€bern bestattet.
SpĂ€testens ab 1943 (âTotaler Kriegâ) kann man im heutigen Bundesland Salzburg von mindestens 40.000 auslĂ€ndischen ArbeitskrĂ€ften ausgehen, die vom NS-Regime zur Arbeit gezwungen wurden. Diese Zahl erhöhte sich bis zum Winter 1944/45 kontinuierlich auf etwa 50.000, da der kriegsbedingte ArbeitskrĂ€ftemangel fĂŒr die deutsche RĂŒstungsindustrie immer stĂ€rker spĂŒrbar wurde. Erst unmittelbar gegen Kriegsende und dem immer mehr um sich greifenden Zusammenbrechen der militĂ€rischen und rĂŒstungswirtschaftlichen Strukturen sank die Zahl wieder.
Mit Stichtag 15. Februar 1945 waren im âReichsgau Salzburgâ 26.924 auslĂ€ndische ArbeitskrĂ€fte, davon âfremdstĂ€mmigeâ 24.574 (Polen und âOstarbeiterâ: 13.434) registriert.[1] Addiert man dazu noch ca. 23.000 Kriegsgefangene alleine aus dem âStalag 317 (XVIII C) Markt Pongauâ, dann kann man davon ausgehen, dass zu Kriegsende mindestens 50.000 auslĂ€ndische Zwangsarbeiter eingesetzt waren.
Im damaligen âReichsgau Salzburgâ fehlten strukturbedingt groĂe RĂŒstungsbetriebe. Daher kamen wĂ€hrend des Zweiten Weltkrieges Kriegsgefangene, âzivileâ auslĂ€ndische ArbeitskrĂ€fte und KZ-HĂ€ftlinge als Zwangsarbeiter[2] vor allem in der Landwirtschaft und beim Bau von Kraftwerken, wichtigen StraĂenverbindungen (âReichsautobahnâ) zum Einsatz. Ab Herbst 1944 wurden sie nach Luftangriffen unter Lebensgefahr auch zu AufrĂ€umungsarbeiten und zur Beseitigung nicht explodierter Sprengkörper herangezogen. Allen gemeinsam war, dass sie fern ihrer Heimat, aus der sie oftmals unter brutalem Zwang verschleppt wurden, fĂŒr das NS-Regime und seine Kriegsanstrengungen gegen ihren Willen arbeiten mussten. Viele bezahlten dies mit ihrem Leben oder trugen bleibende gesundheitliche SchĂ€den davon.
Im Laufe des Krieges verĂ€nderte sich die personelle Zusammensetzung der auslĂ€ndischen ArbeitskrĂ€fte. Bis 1942/43 waren hauptsĂ€chlich âZivilarbeiterâ beschĂ€ftigt, die Anzahl der Kriegsgefangenen war vorerst noch vergleichsweise gering. Ab 1942/43 nahm die Zahl der zivilen ArbeitskrĂ€fte im gesamten Reichsgau ab, denn nach Beginn des Angriffs auf die Sowjetunion, im Sommer 1942, kamen verstĂ€rkt russische Kriegsgefangene in den âReichsgau Salzburgâ. Auch in den beiden letzten Kriegsjahren, als auf Grund der sich geĂ€nderten militĂ€rischen Lage der Nachschub von neuen Kriegsgefangenen immer mehr zurĂŒckging, blieb diese Personengruppe in den wenigen Industriebetrieben, aber vor allem in der Landwirtschaft und auf den groĂen Baustellen unentbehrlich.
WĂ€hrend in der Landwirtschaft Zwangsarbeiter zumeist bei ihren Arbeitgebern wohnten, waren sie auf den groĂen Kraftwerksbaustellen in Lagern untergebracht, die sich teilweise in hochalpinem GelĂ€nde befanden und nur unzulĂ€nglich als Unterkunft ĂŒber das ganze Jahr, also auch im Winter, geeignet waren. Viele dieser Sklavenarbeiter wurden Opfer der menschenunwĂŒrdigen Arbeits- und Lebensbedingungen.
âDamals sind besonders viele gestorben, vor allem die Ălteren. Wir [bewegten] uns auf steilen HĂ€ngen, in Holzschuhen mit Holzsohle. Wenn man da einmal ausrutschte, war man weg. Die Jungen hielten sich noch irgendwie, obwohl auch das nicht immer gut ging. […] Es gab Stellen, wo man auf Leitern steigen musste, und diese Leitern waren vereist […]â[3]
Besonders schlimm war das Schicksal der aus Osteuropa verschleppten Zwangsarbeiter, der sowjetischen Kriegsgefangenen und von KZ-HÀftlingen, da sie auf Grund der verbrecherischen NS-Rassenideologie ungleich schlechter behandelt wurden, als ArbeitskrÀfte aus Westeuropa.
Genaue Opferzahlen stehen fĂŒr das heutige Bundesland Salzburg nicht zur VerfĂŒgung, doch alleine in St. Johann im Pongau, wo sich ab FrĂŒhjahr 1942 mit dem âStalag 317 (XVIII C) Markt Pongauâ eines der gröĂten Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet des heutigen Ăsterreich befand,[4] sind insgesamt 3.782 Kriegsgefangene, die meisten aus der ehemaligen UdSSR, zum GroĂteil in MassengrĂ€bern bestattet.[5]
Der erste Teil der Karteikarten betrifft 1.453 im Pongau lebende AuslĂ€nder aus 20 Staaten.[6] Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich zum ĂŒberwiegenden Teil nicht um Zwangsarbeiter, da erkennungsdienstliche Angaben und die Nennung von Arbeitgebern zumeist fehlen.
Auf dem zweiten Teil der Pongauer Kartei sind 1.237 polnische und 270 âZivilarbeiterâ aus der damaligen Sowjetunion namentlich angefĂŒhrt. Die Kartei der zivilen ArbeitskrĂ€fte aus der UdSSR ist jedoch unvollstĂ€ndig und beinhaltet lediglich in alphabetischer Reihung die Namen von A bis G. In der Regel enthalten die Karten neben Angaben zur Person, die Aufenthaltsdauer und den oder die jeweiligen Arbeitgeber im Land Salzburg, ein Foto sowie die FingerabdrĂŒcke der beiden Zeigefinger. Auf der RĂŒckseite sind manchmal zusĂ€tzliche Informationen eingetragen, wie die Nennung einzelner Lager, etwaige Schwangerschaften und Krankheiten, GesetzesverstöĂe bzw. Haftzeiten oder Einweisungen in Konzentrationslager.
Derartige Karteien muss es auch in den anderen Landkreisen gegeben haben, denn in einer Polizeiverordnung des âReichsministers des Innernâ von Anfang MĂ€rz 1940 wurden Inhalt und Aussehen dieser Karteikarten festgelegt.[7] Ehemalige Zwangsarbeiter berichten zudem hĂ€ufig davon, dass sie erkennungsdienstlich erfasst wurden.
[1] SLA, RSTH I/3 114.
[2] An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass der Begriff âZwangsarbeiterâ auch die Zwangsarbeiterinnen mit einschlieĂt. Dies gilt in analoger Weise auch fĂŒr andere Begriffe und NationalitĂ€tenangaben, wie Fremdarbeiter, AuslĂ€nder, Polen, Ukrainer, etc.
[3] Reinhard Engel/Joana Radzyner, Sklavenarbeit unterm Hakenkreuz. Die verdrÀngte Geschichte der österreichischen Industrie. Wien 1999, S. 226.
[4] In den letzten beiden Kriegsjahren waren in diesem Lager immer ĂŒber 20.000 auslĂ€ndische Soldaten interniert. Am 1.9.1944 erreichte er mit 23.715 Gefangenen seinen Höchststand; vgl.: Bestandsmeldungen OKW/Abt. Kgf. bzw. Chef KGW. BA-MA, RW/6 v. 184, S. 450-454, zit. n.: Hubert Speckner, Kriegsgefangenenlager in der âOstmarkâ 1939â1945. Zur Geschichte der Mannschaftsstammlager und Offizierslager in den Wehrkreisen XVII und XVIII. phil. Diss. Univ. Innsbruck 2000, S. 369/371.
[5] Schreiben der Gemeinde St. Johann an das âĂsterreichische Schwarze Kreuzâ, 18.2.1948 und 24.3.1953 (Gemeindearchiv St. Johann).
[6] Belgien, Bulgarien, DĂ€nemark, Estland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Niederlande, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Polen, RumĂ€nien, Schweiz, Sowjetunion, Tschechoslowakei, TĂŒrkei, Ukraine, Ungarn sowie âstaatenloseâ AuslĂ€nder.
[7] Polizeiverordnung ĂŒber die Kenntlichmachung im Reich eingesetzter Zivilarbeiter und -arbeiterinnen polnischen Volkstums vom 8. MĂ€rz 1940; SLA, RSTH I/3 126.