Empfehlungsschreiben von Antonio Canova

  • Entstehungszeitraum: 6. Mai 1806
  • Entstehungsort: Rom
  • Objektart: Brief
  • Autor/KĂŒnstler: Antonio Canova
  • Artikel-Autor: Gerald Hirtner
  • Material/Technik: Tinte auf Papier
  • GrĂ¶ĂŸe: 25 x 19 cm
  • Standort/Signatur: Archiv der Erzabtei St. Peter, Akt 56/1
  • Physisch benutzbar: ja
  • Literatur:

    Peter Erhart und Jakob Kuratli HĂŒeblin (Hg.), Vedi Napoli e poi muori – Grand Tour der Mönche. St. Gallen 2014, S. 318 (mit Abb.).
    Peter Erhart (Hg.), Die letzte Grand Tour. Die Italienreise der Patres Alois Stubhahn und Albert Nagnzaun von St. Peter in Salzburg 1804–1806. Wien 2016 (im Druck). (Itinera monastica; 1)

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Zwei Salzburger zu Besuch beim bedeutendsten klassizistischen Bildhauer der Neuzeit! Im GesprĂ€ch mit dem KĂŒnstler, im Studium seiner Werke und in der regelmĂ€ĂŸigen BenĂŒtzung seiner erlesenen Bibliothek sollten sie den buon gusto erwerben. Zum Abschied gab es ein Empfehlungsschreiben.

Der Bildhauer Antonio Canova (1757–1822) war der Hauptvertreter des italienischen Klassizismus, der sich beispielsweise mit Werken wie Amor und Psyche (1793, Louvre), Theseus‘ Sieg ĂŒber den Centauren (1805/19, KHM Wien) oder dem Grabmal fĂŒr Erzherzogin Marie Christine von Sachsen-Teschen (1801/05, Augustinerkirche Wien) unsterblich machte.

Seine römische Werkstatt war ein Anziehungspunkt fĂŒr Kunstliebhaber der napoleonischen Zeit, zu denen auch die beiden Benediktinermönche Albert Nagnzaun (1777–1856) und Alois Stubhahn (1778–1862) gehörten. Im April 1804 wurden sie von ihrem Abt, Dominikus Hagenauer (reg. 1786–1811), auf zweijĂ€hrige Studienreise nach Rom geschickt. Sie sollten ihre Kenntnisse in der lateinischen und italienischen Sprache perfektionieren, P. Alois sollte Kirchenrecht und P. Albert Exegese studieren. Die Reise diente damit der Vorbereitung auf ihre kĂŒnftige LehrtĂ€tigkeit an der Salzburger BenediktineruniversitĂ€t, die sie 1806 bzw. 1808 antraten. DarĂŒber hinaus hatten die beiden Benediktiner den Auftrag, die Stiftssammlungen von St. Peter durch gezielte AnkĂ€ufe und Erwerbungen zu erweitern. AusflĂŒge unternahmen sie an benediktinische StĂ€tten wie Montecassino oder Subiaco. Die Reise fĂŒhrte sie bis nach Neapel, wo P. Albert Nagnzaun im Oktober 1805 den aktiven Vulkan Vesuv bestieg. Im Stile einer Grand Tour wurden Audienzen bei hoch- und höchstrangigen Personen wahrgenommen, darunter vier Papstaudienzen bei Pius VII. (1800–1823).

Auf besonderen Wunsch des dirigierenden Staatsministers Federigo Marchese Manfredini (1743–1829) besuchten P. Albert und P. Alois mehrmals den Bildhauer Antonio Canova, der ihr „Lehrmeister in den schönen Wissenschaften“ sein sollte. TatsĂ€chlich konnte der berĂŒhmte KĂŒnstler nur wenig Zeit fĂŒr die beiden Benediktiner erĂŒbrigen, wie sie ihren Abt in einem Brief wissen ließen. Zumindest ein Empfehlungsschreiben stellte ihnen Canova am 6. Mai 1806 vor der RĂŒckreise nach Salzburg aus, mit dem sie in Venedig bei einem namentlich nicht genannten Freund Canovas zu einer gĂŒnstigen Geldwechselmöglichkeit kommen sollten.

Das Autograf des Antonio Canova wurde 2011 vom St. Galler Stiftsarchivar Dr. Peter Erhart bei wissenschaftlichen Recherchen im Archiv der Erzabtei St. Peter entdeckt und 2016 in der Sonderausstellung „Vedi Napoli e poi muori – Grand Tour der Mönche“ im DomQuartier Salzburg der Öffentlichkeit prĂ€sentiert.

Transkription:
[v] Per i Due Monaci che ritornano a Salisburgo
[r] Ecco la promessa Lettera per il mio Amico di Venezia, il quale potrĂ  Loro esser piacevole ancora, qualora abbissognassero essendo di cambiare monete in altre, essendo appunto questa il Suo uffizio in quella Piazza. Augurando Loro felice il ritorno, ho l’onore di dichionarmi 
 Dallo studio 6 Maggio 1806 
 Antonio Canova