1866 veröffentlichte das Salzburger Fotoatelier Baldi & Würthle vier große Hemioramen (Halb-Panorama-Aufnahmen) der Stadt Salzburg. In der Salzburger Zeitung hieß es, die „pantascopischen Aufnahmen“ würden sich „durch eine außerordentliche Schärfe und Klarheit“ sowie durch einen „tiefen, weichen Ton“ auszeichnen. Das Panorama zeigt die Stadt Salzburg am Beginn der Stadterweiterung in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Bilder wurden mit einer damals neu auf den Markt gekommenen, von Emil Busch entwickelten Pantoscop-Kamera, die erstmals ein Weitwinkelobjektiv verwendete, aufgenommen.
Das Panorama, fotografiert vom gut 600 Meter hohen Kapuzinerberg aus, folgt einem beliebten Blick auf die Stadt, den schon Vedutisten früherer Jahrhunderte eingenommen hatten. Der Fotograf präsentiert die Stadt als „schöne Stadt“ vor einer beeindruckenden Gebirgsszenerie. Man ist wohl an den Alexander Humboldt zugeschriebenen Ausspruch, der so nie gefallen ist, erinnert, dass Salzburg, Neapel und Konstantinopel zu den schönst gelegenen Gegenden der Welt gehörten. Jedenfalls ist dieses Panorama, genauso wie der kolportierte Ausspruch Humboldts, Tourismuswerbung.
Salzburg hatte den „Fremdenverkehr“ für sich entdeckt und schickte sich an, sich zur „Saisonstadt“ zu entwickeln. „Sommerfrischler“ were welcome. Eisenbahn und Stadterweiterung beflügelten den Tourismus. Erste Hotels (Nelböck 1861, Hotel de l’Europe 1865, Österreichischer Hof 1866) öffneten, 1868 nahm die Badeanstalt ihren Betrieb auf, 1872 wurden Kursalon und Kurpark ihrer Bestimmung übergeben. Die boulevardartige Schwarzstraße vermittelte den Eindruck von Mondänität, weitere touristische Attraktionen folgten.
Auch der Blick auf die Stadt offenbart die Versuche, Anschluss an die neue Zeit zu finden. Noch engt die barocke Festungsmauer am südöstlichen Rand die Entwicklung der Stadt ein, aber offene Längswerke im Flussbett befördern die Verlandung, ein Prozess der im Norden (rechts im Bild) bereits abgeschlossen ist und Baugründe gewonnen sind. Der Turm der Franziskanerkirche (ehemals Pfarrkirche) verliert gerade seine barocke Zwiebelhaube, um einem neugotischen Spitzturm Platz zu machen. Noch präsentiert sich der Rücken des Mönchsberges unbewaldet. Ehedem hatten die Kanonen der Festung freie Schussbahn verlangt. Salzburgs Weg zu Urbanität und Modernisierung wurde durch die Weltwirtschaftskrise der 1870er Jahre unterbrochen.