Ein Bischof spielt Theater! 22 SchĂŒler des BorromĂ€ums Salzburg betraten 1869 die BĂŒhne, um gemeinsam ein StĂŒck zum Besten zu geben. Einer von ihnen betrat Jahre spĂ€ter als ranghoher Geistlicher die BĂŒhne der Ăffentlichkeit.
Die Lehranstalt Collegium BorromĂ€um besteht seit 1848, nachdem Erzbischof Friedrich Kardinal Schwarzenberg bereits Jahre zuvor die Förderung talentierter SchĂŒler verstĂ€rkt hatte. Benannt ist das fĂŒrsterzbischöfliche Collegium nach dem Hl. Karl BorromĂ€us. Ihren Standort hatte die Schule damals in der Dreifaltigkeitsgasse, dem heutigen Mozarteum.
In den Jahresberichten des Collegium BorromĂ€um werden zwar keine TheaterauffĂŒhrungen genannt, den KostĂŒmierungen zufolge dĂŒrfte es sich aber um einen historisierendes, mittelalterliches StĂŒck gehandelt haben, das wohl am Ende des Schuljahres gespielt wurde. Die AuffĂŒhrung war kein singulĂ€res Ereignis, wie eine weitere Fotografie aus dem Jahr 1868 beweist: Auch in diesem Jahr prĂ€sentierte sich eine SchĂŒlergruppe in Ă€hnlichen, historisierenden KostĂŒmen.
Unser Wissen ĂŒber die Theatertruppe des BorromĂ€ums Salzburg von 1869 verdanken wir einem Benediktiner von St. Peter in Salzburg. Die Beschriftung auf der Bildvorderseite stammt von P. Willibald Hauthaler (1843â1922), der selbst SchĂŒler des BorromĂ€ums war und 1862 in das Kloster St. Peter in Salzburg eintrat. Dem Gymnasium blieb er treu verbunden, denn von 1874 bis 1901 wirkte er hier als Professor und er leitete die Schule zudem einige Jahre als Direktor. Hauthaler hat uns folgende Informationen ĂŒberliefert:
âBorromĂ€umstheater 1869
Kostenzer Joh. [Thomas] Speher [Joseph] Leitner [Alexander] Straubinger [Karl] Ebmer [Johann] Schnöll Wiener [Joseph Winner]
[Johann] Egger [Titus] Raith [Georg] FleiĂner
[Josef] Altenweisel Schmidbauer [Stephan Schmidberger ?] Winkler L.[orenz] [Ludwig] Hunrath [Michael] Osterauer“.
Als Schauspieler traten SchĂŒler der vierten bis achten Klasse hervor â und es waren nicht nur VorzugsschĂŒler darunter. Die meisten von ihnen waren finanziell bedĂŒrftig und wurden daher von der Kaiserinwitwe Carolina Augusta (1792â1873) gefördert, wie den Jahresberichten zu entnehmen ist.
Unter den Genannten sind einige bekannte Namen des Salzburger Klerus zu finden: Joseph Winner (1850â1917) war spĂ€ter beispielsweise Rektor der Wallfahrtskirche Maria BĂŒhel bei Oberndorf. Johann Kostenzer (1851â1912) leitete die Stadtpfarre Radstadt. Joseph Leitner (1851â1901) wurde Dechant in Thalgau und sein Klassenkollege Karl Ebmer (1851â1905) Direktor des BorromĂ€ums Salzburg.
Die berĂŒhmteste Person ist jedoch Joseph Altenweisel, der spĂ€tere FĂŒrstbischof von Brixen. Joseph Altenweisel wurde 1851 in Niederndorf, im Tiroler Anteil der Erzdiözese Salzburg, geboren. Er besuchte das BorromĂ€um in Salzburg, in der siebten Klasse entstand die vorliegende Momentaufnahme. Wenige Jahre nach der Matura, im Jahr 1876, wurde Altenweisel in Rom zum Priester geweiht. Er kehrte zurĂŒck nach Salzburg und lehrte zunĂ€chst am BorromĂ€um, spĂ€ter an der Theologischen FakultĂ€t. 1904 wurde er zum FĂŒrstbischof von Brixen ernannt. In diesem Amt verstarb er 1912 im Alter von lediglich 60 Jahren. Seine sterblichen Ăberreste sind im Brixner Dom beigesetzt.