Der âPROSPECTVS ELEGANTIORES âŠâ ist eine Seite des Homannâschen âStĂ€dt-Atlas oder: Schauplatz berĂŒhmter StĂ€dte, Vestungen, Prospeckte, Gegenden, Grundrisse, Belagerungen, etc:â der in NĂŒrnberg ab 1707 in mehreren Auflagen erschien. Das Blatt zeigt neben einer Gesamtansicht der Stadt vom Kapuzinerberg, je zwei Ansichten der UniversitĂ€tskirche und des Domes, den Innenhof der UniversitĂ€t, die Festung, das Glockenspiel, die Pferdeschwemme und die Felsenreitschule sowie eine Ansicht von Schloss Klessheim mit verschiedenen Beschreibungen.
Der âPROSPECTVS ELEGANTIORES Splendissimae Archiepiscopalis Urbis Salisburgensis, praecipuarĂșmque in ea Illustrium, ac maximĂš mirabilium, tam Sacrarum quam profanarum Aedium pro ornamento tabulae Geographicae ex utrĂłque latere et infra appendendo exhibiti Ă IO. BAPTISTA HOMANNO Noribergae.â â so die umfassende Titelbeschriftung â ist eine Seite des Homannâschen âStĂ€dt-Atlas oder: Schauplatz berĂŒhmter StĂ€dte, Vestungen, Prospeckte, Gegenden, Grundrisse, Belagerungen, etc:â der ab 1707 in mehreren Auflagen in NĂŒrnberg erschien.
Das Blatt zeigt in loser Anordnung zehn Ansichten verschiedener GebĂ€ude Salzburgs sowie eine Gesamtansicht der Stadt vom Kapuzinerberg aus. Alle Detailansichten, die wohl nach verschiedenen Vorlagen nachgestochen wurden, sind mit Beschriftungen und teilweise mit einer Legende versehen, die Legende fĂŒr die Stadtansicht flankiert die zentral ĂŒber dem Titel angeordnete Ansicht der âHochfĂŒrstl. Haubt-Wachtâ mit dem Glockenspiel. In einer nebenstehenden Beschriftung wird erwĂ€hnt, dass das Glockenspiel ĂŒber 35 Glocken verfĂŒgt und tĂ€glich dreimal gespielt wird. Die Nordseite weist, abweichend zur heutigen Situation, drei Portale auf. Als Vorlage ist ein Kupferstich von Christoph Lederwasch âDas Salzburger Glockenspielâ anzunehmen, der zu dessen Fertigstellung 1704 entstand.
Oberhalb des zentralen Bildfeldes wird links ein âProspect von dem inneren Plaz der Benedict: Universitetâ gezeigt und rechts daneben ein Blick auf die âHaubt-Vestung und Schloss Hohen Salzburgâ. Ersteres zeigt den SĂŒdflĂŒgel mit offenen ArkadengĂ€ngen und zwei symmetrisch zur Mittelachse angelegten Treppen. Die Vorzeichnung fĂŒr den Stich von Odilo Guetrat, ein bekannter Geograph des Stiftes Michaelbeuern, von etwa 1710 befindet sich im Salzburg Museum (Inv-Nr-. 1349-49). Bemerkenswert ist dabei der Hinweis an den Kupferstecher, dass der âMönchsberg frei und ferne zu haltenâ sei, da sich zwischen UniversitĂ€t und Berg der ehemalige Marstall (Festspielhaus) und die Hofstallgasse befinden. Die Legende erwĂ€hnt die einzelnen FakultĂ€ten und das groĂe Theater, das 13 âVerĂ€nderungenâ (BĂŒhnenbilder) erlaubte. Als Vorlage fĂŒr den Blick auf die Festung von SĂŒd-Ost kann eine Radierung von Gabriel Bodenehr erwĂ€hnt werden, die gegen 1700 entstand. Die Legende bezeichnet einzelne Teile der Burg und hebt dabei die marmornen Apostelreliefs in der Georgskapelle und das zweimal tĂ€glich erschallende Orgelwerk hervor. Gemeint ist damit der âSalzburger Stierâ, eine Walzenorgel, die 1502 unter Ebf. Leonhard von Keutschach im Krautturm installiert wurde.
Im linken oberen Eck werden untereinander zwei Ansichten des âprĂ€chtigen neuen Universitets Tempels IMMAC. CONCEPT. B. V. M.â dargestellt, die die Wichtigkeit und AktualitĂ€t des Hauptwerkes von Johann Bernhard Fischer von Erlach in Salzburg unterstreichen. Die Legende benennt die umliegenden HĂ€user. Als Vorlage ist der Stich zur 1707 erfolgten Weihe der Kirche von Johann Ulrich Kraus nach Pater Aemilian Rösch zu nennen. Dieser zeigt unterhalb der zentralen Innenansicht, eine Seitenansicht, die Fassade und den Grundriss des GebĂ€udes, wobei die Fassade ohne Ansicht der Kuppel ausgefĂŒhrt ist.
Ebenfalls in zwei Ansichten wird darunter die âErtzbischöffl. Hochen Thums Kirchenâ dargestellt. Die Fassade oben weist bereits den vollstĂ€ndigen Skulpturenschmuck auf, mit den 1697/98 entstandenen ApostelfĂŒrsten Petrus und Paulus von Michael Bernhard MĂ€ndl. Bemerkenswert ist die dichte Reihe von Wasserspeiern an den Domplatzfassaden der Residenz und des Klosters St. Peter. Die Legende der Seitenansicht âvon Mitternacht anzusehenâ rĂŒhmt die vier Orgeln unter der Kuppel und die âNeue gar groĂeâ ĂŒber dem Portal mit 3266 Pfeifen und 42 Registern. Interessant erscheint der Hinweis, dass alles Dach der Kirche âvon dicken Kupferâ ist. Ăberdimensional groĂ wird der Residenzbrunnen gezeigt, dessen Wasser âetliche Zoll dick, 18 Schuh hoch [ĂŒber den Aufbau hinaus] springtâ. Der Stich ist in manchen Teilen detailreicher als die als Vorlage mögliche Arbeit von Johanna Sibylla KĂŒsell von 1690.
Rechts daneben beschlieĂt eine breit gelagerte Gesamtansicht der âHoch-FĂŒrstl. Haubt- und Residenz STADT SALZBURGâ den unteren Rand des Blattes. Ăbereinstimmend hinsichtlich der Dominanz der verschiedenen KirchengebĂ€ude, der Anlage der Vorstadt Stein und mancher Details, wie den Brunnen vor dem Schloss Mirabell, kann als Vorlage ein Stich von Johann Friedrich Probst, der gegen 1710 entstand, angenommen werden.
Am rechten Rand werden darĂŒber von unten nach oben der âPrĂ€chtigste HochFĂŒrstliche Lust-Palast, und Garten Klessheimâ, die âSommer Reitschulâ mit der âEDMUND-BURGâ und der âansehnlich HochFĂŒrstl: Hoffstallâ vorgestellt. Die Ansicht von Schloss Klessheim zeigt einen Idealentwurf mit bĂŒhnenartiger Vordergrundarchitektur, wie sie von Johann Bernhard Fischer von Erlach in sein Druckwerk der âHistorischen Architekturâ von 1712 aufgenommen wurde. Der tatsĂ€chliche Bau weicht in mehreren Details, wie der Auffahrtsrampe, vom Stich ab. Die Legende zur Ansicht der Sommerreitschule verweist auf den Almkanal durch den Mönchsberg, der von âChunonis de Guetrath, Anno 800â unter Ebf. Arno angelegt wurde. Der Blick auf die Pferdeschwemme zeigt die ursprĂŒngliche Platzsituation, bevor die Schwemme mit der abschlieĂenden Wand zum Mönchberg nach PlĂ€nen von Franz Anton Danreiter 1732 umgestaltet wurde.
Der Verleger und Kupferstecher Johann Baptist Homann wurde am 20. MĂ€rz 1664 in Oberkammlach bei Mindelheim geboren. Nach dem Besuch der Jesuitenschule in Mindelheim konvertierte er 1688 zum lutherischen Glauben und wurde 1691 NĂŒrnberger BĂŒrger. 1693 verlieĂ er Frau und Kind um in Wien Dominikanermönch zu werden, bemĂŒhte sich jedoch bereits 1695 â nach einem unsteten Wanderleben voller Glaubenszweifel â von Erlangen aus erneut um das NĂŒrnberger BĂŒrgerrecht, das er nach der RĂŒckkehr zum lutherischen Bekenntnis 1698 wiederum erhielt. Es wird angenommen, dass er dort die Kunst des Kupferstechens autodidakt oder bei David Funck (1642 â 1709), fĂŒr den er bis 1702 tĂ€tig war, erlernte. Die Kriegskarte âTypus belli in Italiaâ von 1702 begrĂŒndet den Erfolg seines eigenen Verlages, der nach seinem Tode am 1. Juli 1724 zuerst von seinem Sohn Johann Christian (1703 â 1730) weitergefĂŒhrt wurde und danach unter dem Namen âHomannsche Erbenâ bis 1848 bestand. 1715 wurde er Mitglied der königlich preuĂischen SocietĂ€t der Wissenschaften und Kaiser Karl VI. verlieh ihm den Titel eines âKayserlichen Geographenâ. Zar Peter Alexejwitsch ernennt ihn zum âKayserlich russischen Agentenâ.
Johann Baptist Homann sticht um die 200 Karten und verdrĂ€ngt durch eine gĂŒnstige Preispolitik zunehmend die fĂŒhrenden hollĂ€ndischen und französischen Verleger vom deutschen Markt. 1707 erscheint ein Atlas mit 40 Karten der in einer weiteren Auflage 1712 auf 100 Karten erweitert wird. Als Hauptwerk gilt der âGroĂe Atlas ĂŒber die ganze Weltâ mit 126 BlĂ€ttern von 1716.